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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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viel zu mühevoll. Sein Kopf sank auf die
Brust.
    Robard hob seinen Rollstuhl an und schob ihn in das voll
gestopfte, enge Rettungsboot. »Wird er es schaffen?«,
fragte Leutnant Kossov pikiert.
    »Wer weiß? Zeigen Sie mir nur irgendeinen Ort, wo ich
seinen Stuhl festbinden kann, dann können wir los. Unten finden
wir eher jemanden, der ihm helfen mag…«
    Draußen auf dem Gang schrillten Sirenen los, es klang
jämmerlich. Als sich Robards Ohren schlossen, zuckte er
zusammen. An einem Offizier vorbei, den die Tressen als
Korvettenkapitän auswiesen, griff Kossov nach dem Griff des
Notausstiegs und zerrte daran. Gleich darauf glitt die
äußere Luke des Rettungsboots zischend zu. »Was ist
los?«, rief jemand vom Cockpit.
    »Druckabfall in diesem Abschnitt! Luken versiegeln!«
    »Zu Befehl, Luken versiegeln. Ist der Admiral an
Bord?«
    »Kann ich bejahen. Starten wir jetzt?«
    Als Antwort darauf hob sich das Deck, und das Rettungsboot begann
zu schlingern. Robard griff nach einem Pfosten und hielt sich mit
einer Hand daran fest, während er mit der anderen den Rollstuhl
des Admirals umklammerte. Als sich die Verriegelungen lösten und
die Nabelschnur zum schwer lädierten Mutterschiff gekappt wurde,
erschütterte ein Knall das ganze Boot. Gleich darauf sackte es
ab – und fiel durch eine absichtlich geöffnete Schlucht im
gekrümmten Raumfeld der Lord Vanek, das andernfalls das
kleine Boot einfach überrollt und zerfetzt hätte. Die
Offiziere und eine Hand voll ausgewählter Mannschaftsmitglieder
kämpften um irgendeinen Halt, denn wer immer hier das Ruder
führte, spielte wie verrückt mit den Feineinstellungen
herum, während das Boot, sich ständig drehend, hinter dem
Kriegsschiff emportauchte. Gleich darauf setzte der Antrieb unten mit
sanftem Summen und Zischen ein, sodass ein Mindestmaß an
Schwerkraft wiederhergestellt wurde, das sie in Normallage
brachte.
    Robard beugte sich hinunter und machte sich mit einem Kabelende am
Rollstuhl zu schaffen. »Kann mir mal jemand mit dem Admiral
helfen?«, fragte er.
    »Was benötigen Sie?« Leutnant Kossov sah ihn aus
seinen vom Kneifer umrahmten Eulenaugen an.
    »Muss seinen Rollstuhl irgendwo festmachen. Und dann… Wo
werden wir landen? Ist hier ein Arzt an Bord? Mein Herr muss wirklich
so schnell wie möglich in eine Klinik, er ist sehr
krank.«
    »Allerdings.« Der Leutnant bedachte ihn mit einem
mitfühlenden Blick und sah danach zu dem schläfrig
wirkenden Admiral hinüber. »Reichen Sie mir das mal
herüber.«
    Nachdem Robard ihm das andere Kabelende gegeben hatte, sicherten
sie den Rollstuhl, indem sie ihn an den überall verteilten
Verschraubungen der Bullaugen festbanden. Ringsum bemühten sich
derweil die anderen überlebenden Offiziere um eine
Einschätzung der Lage, entfalteten sorgfältig die
Hängematten, die für den Notfall in Oberschränken
aufbewahrt wurden, und unterhielten sich leise miteinander. Die
Atmosphäre an Bord des Rettungsbootes war gedämpft und
nüchtern. Die Leute waren zwar froh, noch am Leben zu sein,
schämten sich jedoch, das sinkende Schlachtschiff verlassen zu
haben. Keinem war entgangen, dass die meisten Überlebenden
Offiziere waren, die dem Admiralstab angehörten. Die wirklichen
Kämpfer waren auf ihren Posten verblieben und bemühten sich
heldenhaft darum, die Pest aufzuhalten, die das Schiff rings um sie
herum auffraß. Umgeben von einem Kreis, der verlegen schwieg,
hatte sich ein von untröstlichem Kummer geplagter Unteroffizier
schluchzend in eine Ecke zurückgezogen.
    Als der Admiral, der nichts von all dem mitbekam, verdrossen vor
sich hin murmelte und gleich darauf hustete, beugte sich Kossov
aufmerksam vor. »Kann ich irgendetwas für Sie tun,
Sir?«
    »Ich fürchte, wir können nichts mehr für ihn
tun«, sagte Robard traurig und ließ seine Hand sanft auf
der Schulter von Kurtz ruhen, um ihn zu stützen. »Es sei
denn, er bekommt irgendwelche ärztliche Hilfe…«
    »Er versucht aber, etwas zu sagen«, gab Kossov barsch
zurück. »Lassen Sie mich zuhören.« Er beugte sich
nahe über das Gesicht des alten Haudegens. »Können Sie
mich hören, Sir?«
    »A-a…«, gurgelte der Admiral.
    »Regen Sie ihn nicht auf, ich flehe Sie an! Er braucht
Ruhe!«
    Kossov bedachte den Offiziersburschen mit einem hasserfüllten
Blick. »Halten Sie mal eine Minute den Mund!«
    »Bre… brechen wir auf?«
    Robard zuckte zusammen. »Melde gehorsamst, dass wir uns auf
dem Weg zum Planeten befinden, Sir«, sagte der Leutnant.
»Wir

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