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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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aber ich möchte
Sie wirklich nicht dabei haben, wenn Sie nicht freiwillig mitmachen.
Derzeit halten diese Leute Sie lediglich für einen
großmäuligen Ingenieur. Aber wenn die mich allzu genau
unter die Lupe nehmen…« Sie schwieg kurz und presste die
Lippen leicht zusammen. »Ich bin eine Frau, aber das wird mir
auch nicht viel Nachsicht einbringen, falls die zufällig
über mich stolpern. Allerdings fehlt denen wohl die Fantasie,
sich Frauen als selbstständig handelnde Wesen vorzustellen,
geschweige denn als Abwehrexpertinnen des Geheimdienstes. Und morgen
um diese Zeit müsste ich eigentlich alle Beglaubigungen des
Diplomatischen Dienstes beisammen haben, sodass ich hier ganz
offiziell agieren kann. Egal – kommen wir zu dem, was hier vor
sich geht. Möchten Sie jetzt aufstehen und gehen oder mit
hineingezogen werden?«
    Martin dachte einen Augenblick nach. Wie soll ich mich
entscheiden? Die Lösung schien auf der Hand zu liegen. »Ich
habe mich dafür entschieden, einige Antworten einzuholen. Und
für das Abendessen. Alles ist besser, als in diesem ekelhaften
Loch von Marinestützpunkt festzusitzen.«
    »In Ordnung.« Sie lehnte sich zurück und machte es
sich bequem. »Zum Ersten«, sie streckte den behandschuhten
Zeigefinger hoch, »was geht hier vor? Das ist tatsächlich
gar nicht so leicht zu beantworten. Die Vereinten Nationen haben hier
keine Jurisdiktion, aber genügend Einfluss, um die
Handelsverträge der Neuen Republik bei der Hälfte ihrer
Nachbarn zum Platzen zu bringen – vorausgesetzt, wir stellen
fest, dass diese Republik die Konventionen zur Kriegführung
verletzt oder geächtete Technologien anwendet.«
    Martin schnaubte. »Geächtete Technologien? Ausgerechnet
diese Leute?«
    »Glauben Sie wirklich, die würden sich irgendeine Chance
entgehen lassen, wenn sie ihnen zum Vorteil gereicht? Ich meine die
königliche Familie.«
    »Hm.« Martin strich sich nachdenklich übers Kinn.
»Okay, also sind diese Leute zwar Technikgegner, aber durchaus
pragmatisch – wollten Sie das damit ausdrücken?«
    »Kurz gesagt, ja.« Sie zuckte die Achseln.
    Wider bessere Vernunft ertappte sich Martin dabei, dass er auf
irgendeine Stelle unterhalb ihres Kinns starrte. Er zwang sich
aufzublicken. »Unsere Waffensperrverträge sind hier nicht
verbindlich, aber näher an unserem Heimatplaneten sieht die
Sache schon ganz anders aus, und der Handelsverkehr der Neuen
Republik fließt zum guten Teil in diese Richtung. Es gibt
allerdings eine bestimmte Verpflichtung der Neuen Republik
gegenüber den Vereinten Nationen: Sobald ich offiziell
akkreditiert bin, besitze ich für den Fall, dass die mich
erwischen, diplomatische Immunität. Vorausgesetzt, ich lebe
danach noch lange genug, um sie geltend zu machen. Zum Zweiten«,
sie streckte einen weiteren Finger hoch, »dienen die
Waffeninspektionen im Rahmen der Sperrverträge auch dazu, die
Menschen davon abzuhalten, eine Einmischung des Eschatons zu
provozieren. Und das liegt in beiderseitigem Interesse. Solange sich
die Leute auf langweilige kleine Sachen beschränken, etwa
Flugkörper mit begrenzter Reichweite, die Planeten explodieren
lassen, oder Nervengas und solche Dinge, mischt sich das große
E nicht ein. Aber sobald jemand damit anfängt, im Trüben zu
fischen… Zu ihrer Debütantinnen-Feier hat Daddy ihr soooo
einen großen Smaragd geschenkt.« Sie lächelte
einfältig, während Martin sie verwirrt anstarrte. Gleich
darauf schaltete er und grinste verkrampft, denn der Kellner war
wieder aufgetaucht und stellte ihm einen Suppenteller hin.
    Nachdem das erledigt war, der Kellner ihre Gläser mit Wein
gefüllt und sich danach entfernt hatte, verzog Rachel das
Gesicht. »Ha, wo war ich stehen geblieben? Sie würden nicht
glauben, wie schnell einem dieses blöde mädchenhafte Getue
auf den Geist geht. Wenn man sich die ganze Zeit über wie eine
zurückgebliebene Zehnjährige verhalten muss… Ach ja,
das große E. Das große E hat ganz entschieden etwas gegen
Leute, die autonome, sich selbst reproduzierende Waffen entwickeln
oder Gerätschaften, die die raumzeitliche Kausalität
verletzen. Und auch gegen eine ganze Menge anderer Mittel der
Massenvernichtung, die unter die Waffensperre fallen. Bakterielle
Kriegführung: weg damit. Gray Goo, die Substanz, die sich
mithilfe der Nanotechnologie endlos selbst reproduzieren kann: weg
damit. Alles, was nach einer Software riecht, die in der Lage ist,
sich selbst zu verändern oder weiterzuentwickeln: weg damit. Das
alles

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