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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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es tut,
mit einem reifen, erwachsenen Menschen zu reden.
Jedenfalls…«, begann er, brach aber ab, da ihr Zeh gerade
innen an seinem linken Bein entlangstrich.
    »Ich glaube, ich mag Sie«, sagte sie leise.
    Martin schwieg ein Weilchen, dann nickte er sachlich. »Ich
bin entzückt, das können Sie mir abnehmen.«
    »Wirklich?« Sie grinste und ließ ihren Zeh
höher gleiten.
    Ihm stockte der Atem. »Tun Sie das nicht! Sie werden noch
einen Skandal auslösen!« In gespieltem Entsetzen sah er
sich um. »Ich hoffe, niemand sieht zu.«
    »Keine Chance, schließlich ist die Tischdecke ja genau
für diese Zwecke da.« Sie lachte leise und steckte ihn
damit an. »Am besten wir bringen das Geschäftliche hinter
uns, sodass wir das Essen genießen können«, fuhr sie
leise fort. »Morgen werden Sie wieder an Bord der Lord Vanek gehen. Vermutlich wird man Sie fragen, ob Sie sich durch
Verlängerung Ihres Vertrags ein zusätzliches Honorar
verdienen möchten. Falls Sie Ihren Geldbeutel sanieren und
vielleicht auch dazu beitragen möchten, Millionen von
Menschenleben zu retten, sagen Sie ja. Zufällig weiß ich,
dass der Admiralsstab die Lord Vanek als Flaggschiff einsetzen
will. Und ich werde auch an Bord sein…«
    »Sie werden was? Wie wollen Sie das anstellen?«
    »Als Beobachterin des Diplomatischen Korps. Meine Aufgabe
besteht darin sicherzustellen, dass das Festival – ich
wünschte, ich wüsste mehr darüber – nicht sechs
verschiedene Verträge bricht. Inoffiziell will ich
natürlich auch ein Auge auf die Neue Republik halten. Es geht
ein bisschen mehr vor sich, als irgendjemand zugeben will –
sogar sehr viel mehr. Aber wir wollen uns ja nicht das Essen
vermiesen lassen, nicht wahr? Falls Sie einverstanden sind, bringen
Sie mich nach Hause. Dort ist es abhörsicher, und ich weihe Sie
dann in den Rest ein. Und die örtliche Stasi wird einfach
annehmen, dass Sie so herumhuren, wie man es von allein stehenden
Gastingenieuren erwarten darf. – Also werden Sie mit einem
netten dicken Scheck Ihres Auftraggebers nach Hause
zurückkehren. Und dazu kommt noch ein fettes Honorar, das Ihnen
DefIntelSIG zahlt, die spezielle Nachrichtendienstgruppe der
UN-Abwehr. Alles wird gut. Wie wär’s, wenn wir jetzt das
Geschäftliche vergessen und uns dem Essen widmen, ehe es kalt
wird?«
    »Klingt gut.« Martin beugte sich vor. »Was diese
Tarnungsgeschichte für die örtliche Stasi
betrifft…«
    »Ja?« Sie griff nach ihrer Gabel.
    »Gehört dazu auch, dass wir auf dem Heimweg noch eine
Flasche Wein besorgen? Und später gemeinsam wieder nüchtern
werden?«
    »Na ja, ich denke schon…« Als sie ihn ansah, fiel
ihm auf, dass ihre Pupillen geweitet waren.
    »Sie brauchen jemanden, mit dem Sie reden können«,
sagte er bedächtig.
    »Genau das wär’s doch, oder?« Sie legte die
Gabel ab und strich unter dem Tisch, sodass es niemand sehen konnte,
erneut über seinen Knöchel. Martin spürte seinen Puls
und merkte, wie er rot wurde. Sie war völlig auf ihn
konzentriert und beobachtete ihn gespannt.
    »Wie lange ist es bei Ihnen her?«, fragte er leise.
    »Mehr als vier Monate.« Plötzlich zog sie ihren
Fuß zurück.
    »Dann essen Sie jetzt lieber schnell auf«, sagte er.
»Wenn Sie möchten, dass unsere Tarnungsgeschichte Hand und
Fuß haben soll.«
     
    »Notebook, stell die Verbindung zu Hermann her.«
    »Schon dabei… Verbunden. Hallo, Martin, was kann ich
für dich tun?«
    »Ich hab ein Problem.«
    »Ein großes?«
    »So groß wie eine Frau normaler menschlicher
Größe. Deutlicher ausgedrückt: Sie kommt von der
Erde, sieht toll aus und… äh… arbeitet verdeckt
für eine spezielle Nachrichtendienstgruppe der UN-Abwehr.
Spezialisiert auf Waffen, die die Kausalität verletzen,
außerdem auf Verstöße gegen
Waffensperrverträge, Dinge dieser Art.«
    »Interessant. Erzähl mir mehr.«
    »Sie heißt Rachel Mansour. Hat eine Karte, die sie als
Waffeninspektorin der Vereinten Nationen ausweist, dem Anschein nach
echt. Jedenfalls ist sie keine Einheimische oder ein Agent
provocateur – es sei denn, die schicken ihre weiblichen Agenten
inzwischen zur Ausbildung weg. Sie behauptet, Neu-Prag plane
irgendeine Marineexpedition zur Befreiung der belagerten Kolonie. Sie
nimmt an, dass die mich morgen anzuwerben versuchen, damit ich in
dieser Kriegszeit kritische Arbeiten auf den Schiffen übernehme.
Was sie von mir will, ist… na ja, hauptsächlich, dass ich
Ausschau nach allem halte, das faul oder illegal sein könnte. Es
geht wohl um

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