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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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zur Tarnung angenommen hatte, war unter der
morgendlichen Dusche dahingeschmolzen. Aus der Dusche war Rachel
Mansour getreten, Sonderagentin des Ständigen Ausschusses der
Vereinten Nationen für Multilaterale Interstellare
Abrüstung. Ludmilla Jindrisek hatte einfältig
gelächelt, modische Kleidung getragen und sich weisen
Männerköpfen gefügt. Die Sonderagentin Mansour hatte
ihre berufliche Laufbahn mit der Entsorgung von Bomben begonnen
(wobei sie Nuklear- und Sprengwaffen von Terroristen entschärft
hatte), war dazu aufgerückt, militärische Einsätze
gegen widerspenstige Vertragsbrecher zu veranlassen, und trug
mittlerweile eine paramilitärische schwarze Uniform, speziell
dafür geschaffen, militaristische Hinterwäldler anderer
Planeten zu beeindrucken. Es war, wie ihr auffiel, recht spannend zu
beobachten, welche Wirkung unterschiedliche Bekleidung auf Menschen
hatte. Besonders, wenn man berücksichtigte, dass Rachel ihren
nominellen Rang nicht im eigentlichen Militärdienst, sondern
durch gleichwertige Arbeit erworben hatte.
    Jetzt beobachtete sie ihre Mitreisenden, die, bewacht von den
Knopfaugen des Obermaats Moronici, auf den Aufbruch warteten.
    Schließlich rollte die Tür zur Luftschleuse auf.
»Achtung!«, bellte der Obermaat, während die Rekruten,
die an der Brücke standen, hochspritzten und sofort Haltung
annahmen. Als ein Offizier geduckt durch die Schleuse ging und sich
danach aufrichtete, salutierte Moronici, was der Offizier erwiderte,
ohne Rachel zu beachten.
    »Sehr gut«, sagte der Offizier. »Obermaat Moronici,
bringen Sie die Jungs an Bord. Machen Sie sich nicht die Mühe,
auf mich zu warten, ich hab hier noch was zu erledigen, und das wird
bis zur nächsten Fuhre dauern.« Er musterte Rachel.
»Sie – was machen Sie denn hier?«
    Rachel hielt ihm ihren Pass hin. »Diplomatisches Korps. Ich
bin dem Admiralstab zugeteilt, Sonderbefehl von Erzherzog Michael,
Leutnant.«
    Der Leutnant schnappte nach Luft. »Aber Sie sind
doch…«
    »… Oberst der gemeinsamen Streitkräfte des
Sicherheitsrates der Vereinten Nationen der Erde. Welcher Teil des
Sonderbefehls von Erzherzog Michael ist Ihnen denn unklar? Wollen Sie
hier weiter stehen bleiben und glotzen oder mich endlich an Bord
bitten?«
    »Äh… ähm, ja.« Der Leutnant verschwand
hinten im Cockpit der Raumfähre, um eine Minute später
wieder aufzutauchen.
    »Ähm, Oberst, äh, Mansour? Bitte kommen Sie an
Bord.«
    Rachel nickte und folgte ihm dann. Mit immer noch bewusst
ausdrucksloser Miene nahm sie unmittelbar hinter der Tür zum
Cockpit Platz, in dem Bereich, der für Offiziere reserviert
war.
    Inzwischen gab der Obermaat den Neuankömmlingen
Instruktionen. »Rührt euch, Jungs«, knurrte er.
»Sucht euch einen Platz. In der ersten Reihe gegenüber vom
Heck, richtig so! Und jetzt schnallt euch an. An allen sechs Punkten,
richtig. In den Sitzen vor euch findet ihr Kotztüten. Willkommen
an Bord des Spuck-Sputniks! Dieses Schiff ist so klein, dass es
keinerlei Schwerkraftsimulation hat, und es bewegt sich nicht
schneller als ein Gelähmter in seinem Karren. Wenn euch also
beim freien Fall übel wird, kotzt gefälligst in die
Tüten. Jeder, der beim Erbrechen die Sitze oder sonstige
Einrichtungen einsaut, kann die nächste Woche damit verbringen,
hier wieder sauber zu machen, kapiert?«
    Alles nickte. Rachel empfand vorsichtigen Optimismus. Offenbar
waren die Flugpassagiere bis auf den Obermaat Moronici erstmals zum
Dienst auf dem Raumschiff abkommandiert. Was bedeutete, dass sie
wahrscheinlich richtig informiert war: Sie rüsteten für
einen Krieg auf, und der Aufbruch würde nicht mehr lange auf
sich warten lassen.
    Die Tür zur Passagierkabine glitt zu. Von unten war ein
Rumpeln zu hören, als Paletten auf Förderbändern in
den Frachtraum rollten. Moronici klopfte an die vordere Tür und
trat, als sie geöffnet wurde, ins Cockpit. Eine Minute
später tauchte er wieder auf. »In zwei Minuten geht’s
los«, verkündete er. »Haltet euch gut fest.«
    Die zwei Minuten verstrichen im Schneckentempo. Ein Krachen und
dumpfe Schläge verrieten, dass die Treibstoffzuleitungen und
andere Versorgungsleitungen, die vom Dock aus zur Fähre
führten, gelöst wurden. Gleich darauf ging ein Schlingern
und Beben durch die Fähre, gefolgt von einem lauten Zischen, das
erstarb, als die Luftschleuse hinter ihnen abgekoppelt wurde.
    »Ihr seid hier alle noch Grünschnäbel«, teilte
Obermaat Moronici den Fliegern mit. »Was nicht weiter
überraschend

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