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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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können,
welche Gefühle dies ausdrückte.
    »Ha! Dann erklären Sie’s mir bitte.«
    »Irgendein Wirbel um den Vertragsingenieur von der Erde, der
unseren Block-B-Antrieb aufrüstet. Man kann ihn unmöglich
ersetzen, wenn man nicht drei Monate zuwarten will, aber er ist ein
bisschen großmäulig und durch irgendeine Sache bei einem
der Leute im Basilisken angeeckt. Die leiden ja schon berufsbedingt
unter Verfolgungswahn. Also haben sie uns einen Geheimpolizisten
geschickt, damit er sich um den Mann kümmert. Den
Geheimdienstler hab ich Leutnant Sauer anvertraut und ihm Anweisung
gegeben, darauf zu achten, dass er uns nicht in die Quere
kommt.«
    »Und was sagt Sauer dazu?«
    Murametz schnaubte. »Der Schnüffler ist noch genauso
feucht hinter den Ohren wie irgendeiner der neuen Rekruten. Stellt
kein Problem dar.«
    Der Flugkapitän seufzte. »Sorgen Sie dafür, dass
auch keines daraus entsteht.«
    »Zu Befehl, Sir. Sonst noch was?«
    Mirsky deutete auf einen Stuhl. »Nehmen Sie Platz. Ist Ihnen
bei dem, was hier vor sich geht, irgendetwas Ungewöhnliches
aufgefallen?«
    Murametz blickte zur Tür. »Die Gerüchte schwirren
wie Kugeln durch die Luft, Kapitän. Ich tue, was ich kann, um
den Buschfunk abzustellen, aber solange keine offizielle Richtlinie
heraus ist…«
    »Es wird auch keine geben, jedenfalls nicht innerhalb der
nächsten sechzehn Stunden.«
    »Und was passiert danach, wenn mir die Frage erlaubt
ist?«
    »Dann…« Der Kapitän schwieg kurz.
»Man… hat mir mitgeteilt, dass ich entsprechende
Informationen bekomme. Anschließend werden auch Sie selbst und
alle anderen Offiziere erfahren, was los ist. Bis dahin halte ich es
für ratsam, allen etwas zu tun zu geben. Und zwar so viel zu
tun, dass ihnen zumindest keine Zeit bleibt, nervös zu werden
oder Gerüchte zu verbreiten. Oh, und sorgen Sie dafür, dass
die Kommandozentrale in einem Top-Zustand ist und wir eine komplette
Stabsmannschaft an Bord nehmen können.«
    »Aha.« Murametz nickte. »Sehr wohl, Sir. Die Leute
beschäftigen, hm… Sicherheitsmaßnahmen
verschärfen, weitere Inspektionen ansetzen, erhöhte
Bereitschaft auf allen Posten anordnen, etwas in der Art? Zur Hebung
der Moral Prügelstrafen verhängen? Diejenigen, die für
die taktischen Waffen zuständig sind, ein paar Simulationen
durchführen lassen?«
    Kapitän Mirsky nickte. »Unbedingt. Aber sorgen Sie als
Erstes dafür, dass die Kommandozentrale tipptopp ist, damit wir
dort morgen eine offizielle Inspektion durchführen können.
Das ist alles.«
    »Ja, Sir.«
    »Wegtreten!«
    Nachdem Murametz gegangen war und Mirsky wieder seinen trüben
Gedanken überlassen hatte, brütete er einsam und allein
über den Anweisungen, die er in den kommenden sechzehn Stunden
niemandem enthüllen durfte.
    Einsam und allein saß er mit der eiskalten Gewissheit da,
dass ein Krieg bevorstand.

 
der mann
des admirals
     
     
    Die Lord Vanek, der Schlachtkreuzer Seiner Majestät,
lag still und friedlich sechzig Kilometer vor dem Marinehafen
Klamowka. An beiden Seiten blinkten rote und blaue Positionslichter.
Unmittelbar über der Hauptabschussrampe für Raketen prangte
der grüne Umriss des doppelköpfigen Adlers, das Insignium
der Admiralsflagge. Vor zwei Stunden hatte man Kurtz an Bord
geschleust; bald würde das Schiff startklar sein.
    Rachel Mansour bemühte sich nach Kräften, das
verräterische Grinsen innerer Befriedigung zu unterdrücken,
das sich immer wieder auf ihrem Gesicht abzuzeichnen drohte. Die
Reaktion, die sie bei den Deppen vom Sicherheitsdienst am Eingang zum
Stützpunkt hervorgerufen hatte, war fast schon eine
Entschädigung für die vorangegangenen drei Monate der
Isolation und Paranoia. Kaum hatten sie es geschafft, sie anzuhalten,
da hatte ihr Anruf bei der Botschaft einen aufgeregten
Korvettenkapitän aufgescheucht und dazu gebracht, vor ihr zu
erröten und herumzustammeln. Als er ihre Absichten halb und halb
in Zweifel gezogen hatte, war es ihr ein Genuss gewesen, ihm mit
ihren Beglaubigungsschreiben den Mund zu stopfen. Daraufhin hatte er
sie und ihr Gepäck direkt zu der Raumfähre begleitet, die
sie zum Schlachtkreuzer bringen sollte. Auf dem ganzen Weg dorthin
hatte er leicht gezittert und über seine Schulter immer wieder
nach hinten geblickt. (Offenbar gehörte auch die automatische
Beförderung von Reisecontainern zu den technischen
Errungenschaften, die die Neue Republik verabscheute.)
    Ludmilla Jindrisek, die fiktive Person, deren Identität sie
im vergangenen Monat

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