Singularität
Admiralsstab zugeteilt worden. Aber man hat uns nicht
darüber informiert, dass Sie…«
»Das ist schon in Ordnung.« Sie deutete auf den Gang,
der zu den wichtigsten Diensträumen des Schiffes führte.
»Die wissen ja auch noch gar nicht Bescheid. Es sei denn,
Erzherzog Michael hat sie vorgewarnt. Bringen Sie mich einfach zum
Admiral, dann geht schon alles seinen Gang.«
Auf einer Unzahl bunter Kugellager rollte ihr Gepäck leise
hinter ihr her.
Der Admiral hatte einen schlechten Morgen: Seine
Scheinschwangerschaft machte ihm wieder einmal zu schaffen. »Ich
fühle mich krank«, murmelte er leise. »Muss ich denn
wirklich… aufstehen?«
»Das wäre schon besser, Sir.« Robard, sein
Offiziersbursche, legte ihm vorsichtig einen Arm um die Schultern und
half ihm, sich aufzusetzen. »In vier Stunden brechen wir auf.
Ihre Stabskonferenz ist zwei Stunden später angesetzt, und davor
treffen Sie sich noch mit Geschwaderführer Bauer. Ah ja, und
dann ist da auch noch ein Kommunique von Seiner Königlichen
Hoheit, mit dem Vermerk höchster Dringlichkeit.«
»Also gut, br… br… bringen Sie’s mir
schon«, sagte der Admiral. »Verdammte
Morgenübelkeit…«
Genau in diesem Moment meldete sich die Sprechanlage mit leisem
Gebimmel. »Werd schnell mal hören, was es gibt«, sagte
Robard. Und gleich darauf: »Jemand will Sie sprechen, Sir. Ist
aber nicht angemeldet. Äh… es ist ein was? Ah… Oh, ich
verstehe. Geht in Ordnung. Er wird in einer Minute bereit sein.«
Während er mit großen Schritten zurück ins
Schlafzimmer ging, räusperte er sich. »Sir, sind Sie so
weit? Ah, ja. Ähm… Sie haben Besuch, Sir. Jemand vom
Diplomatischen Korps, der auf Befehl von Erzherzog Michael zu Ihrem
Stab abkommandiert wurde; irgendein ausländischer
Beobachter.«
»Oh.« Kurtz runzelte die Stirn. »Hatte bei der
zweiten Schlacht von Lamprey keinen von denen dabei. War eigentlich
auch besser so. Nur jede Menge Neger. Verdammt blöde
Spielverderber, diese Neger. Wollten nicht stillstehen und sich
abknallen lassen. Verdammte Ausländer. Führen Sie den Mann
herein!«
Robard bedachte seinen Gebieter mit einem kritischen Blick. So wie
er jetzt aufrecht im Bett saß, die Jacke um die Schultern
geschlungen, wirkte er wie eine Schildkröte, die gerade von
einer Krankheit genas, war aber eben noch vorzeigbar. Solange er dem
Botschafter nicht gerade von seiner Unpässlichkeit
erzählte, konnte sein Zustand wohl noch als Folge einer
Gichtattacke durchgehen. »Ja, Sir.«
Als die Tür aufging, klappte Robards Kiefer herunter. Wer
dort stand, war ein Fremder in fremder Uniform, der unter dem Arm
eine Aktenmappe hatte und neben sich einen recht verwirrt blickenden
Kommandeur. Irgendetwas an dem Mann wirkte überaus exotisch, bis
Robard die Ursache klar wurde; sein Mund zuckte vor Ekel, als er
»eine Schwuchtel…« vor sich hin murmelte.
Gleich darauf sprach der Fremde – mit klarer, hoher Stimme.
»Vereinte Nationen der Erde, Ständiger Ausschuss für
Multilaterale Abrüstung. Ich bin Oberst Mansour, Sonderagent und
Militärattache der Botschaft, zu dieser Expedition als
Beobachter im Auftrag der Hauptmächte abgeordnet. Hier meine
Beglaubigungsschreiben.«
Diese Stimme! Wenn ich es nicht besser wüsste, würde
ich schwören, dass er in Wirklichkeit eine Frau ist, dachte
Robard. »Ich danke Ihnen. Wenn Sie bitte hier entlangkommen
würden, mein Gebieter ist indisponiert, wird Sie jedoch in
seinem Schlafquartier empfangen.« Robard verbeugte sich und
begab sich im Rückwärtsgang ins Schlafzimmer des Admirals,
wo er den Alten zu seinem Ärger schlafend vorfand. Er lag auf
dem Rücken in seinen Kissen und schnarchte leise, mit offenem
Mund.
»Ähm, Sir! Euer Lordschaft!« Ein trübe
blinzelndes Auge öffnete sich. »Darf ich Ihnen Oberst,
äh…«
»Rachel Mansour.«
»… Rachel Mansour vorstellen«, krächzte
Robard, »von der Erde, Militärattache der Botschaft! Hier,
äh, seine Beglaubigungsschreiben.« Der Oberst sah mit
schwachem Lächeln zu, wie der aufgeregte Offiziersbursche dem
Admiral die Mappe hinstreckte.
»K… komischer Name für einen O… Oberst«,
murmelte der Admiral. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht ei…
eine… äh…«
Er nieste heftig und setzte sich danach auf. »Diese
verdammten Kissen mit Gänsedaunen«, beklagte er sich
bitter. »Und diese verdammte Gicht. Bei der ersten Schlacht von
Lamprey haben noch andere Zustände geherrscht.«
»Ganz sicher«, bemerkte Rachel trocken. »Da
gab’s jede Menge
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