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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Teufel, ich in dieser Klapsmühle
überhaupt mache.«
    Erleichtert entspannte er sich ein wenig. »Ich hab nicht mit
dir gerechnet.«
    »Dass ich hier bin, gehört zu meiner Arbeit. Ich bin dem
Admiralstab als Vertreterin des Diplomatischen Korps zugeteilt.
Hör mal, ich kann nicht lange bleiben. Es wäre wirklich
nicht gut, wenn mich irgendjemand in deinem Zimmer erwischen
würde. Bestenfalls würden sie das Ärgste annehmen,
schlimmstenfalls könnten sie dich für einen Spion
halten…«
    »Aber ich bin ja auch einer«, platzte er in einem
Augenblick der Schwäche heraus. »Zumindest wolltest du,
dass ich…«
    »Ja, stimmt, und ich hab die Schelle für deinen Hals,
die dich als Geheimagenten ausweist, auch gleich mitgebracht…
Hör zu, ich will mit dir reden, aber erst kommt das Dienstliche.
Bist du mit den Aufrüstungen des Leitwerks fertig?«
    Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten,
konnte er die Umrisse ihres Gesichts erkennen. Wegen des kurzen Haars
und der Schatten wirkte sie anders als früher, härter und
resoluter. Aber während sie ihn beobachtete, lag irgendetwas in
ihrem Ausdruck, das sie ein bisschen unsicher wirken ließ. Erst
kommt das Dienstliche, hatte sie gesagt. »Die Aufrüstungen
brauchen noch ein wenig«, sagte er. »Sie sind etwa so weit
fertig, dass ich morgen mit den Tests anfangen kann, aber die Sache
ist heikel. Ich werde noch die ganze nächste Woche
Programmierfehler bei den Hochpräzisionsuhren ausbügeln
müssen.« Er schwieg einen Augenblick. »Bist du sicher,
dass wir hiermit kein Risiko eingehen? Wie hast du mich
überhaupt gefunden?«
    »Das war nicht schwer. Bedank dich bei der MiG für deren
Sicherheitspläne. Die Abteilungen Versorgung und Sicherheit
glauben, dass du allein in diesem Raum bist. Ich hab es für
sicherer gehalten, dich persönlich aufzusuchen, als zu
probieren, dich über Sprechfunk zu erreichen.«
    Martin wälzte sich herum und setzte sich auf, um Platz
für sie zu machen. Als Rachel sich neben ihn setzte, fiel ihm
zum ersten Mal auf, dass sie eine Uniform trug – und keine der
Neuen Republik. »Bist du während der ganzen Reise an
Bord?«
    Sie kicherte. »Was umso besser ist, weil ich dich dann
näher kennen lernen kann. Entspann dich. Wenn du mit deinem
diplomatischen Vertreter vor Ort sprechen möchtest, dann wende
dich getrost an mich. Außerdem brauchen die mich oder jemanden
wie mich. Wer sonst soll für die ein Waffenstillstandsabkommen
aushandeln?«
    »Aha.« Martin schwieg und dachte nach. Fast schmerzlich
war er sich ihrer Gegenwart in seiner unmittelbaren Nähe
bewusst. »Du gehst ein Risiko ein«, sagte er nach einer
Weile. »Sie werden es dir nicht danken.«
    »Schsch.« Sie lehnte sich näher an ihn, sodass er
ihren Atem auf seiner Wange spürte. »Die neuen
Instruktionen für das Leitwerk, die du gerade installierst, sind
Teil eines verbotenen Waffensystems, Martin, da bin ich mir sicher.
Ich weiß zwar nicht genau, welche Verstöße gegen die
Waffensperrverträge sie in Erwägung ziehen, aber ich bin
sicher, dass es die Verletzung der raumzeitlichen Kausalität
beinhaltet. Wenn sie in Kürze mit den Übungsmanövern
beginnen, werde ich Gelegenheit haben, mit eigenen Augen zu sehen,
wofür sie die Aufrüstungen zu benutzen beabsichtigen.
Deshalb muss ich dabei sein. Und deshalb brauche ich auch deine
Hilfe. Normalerweise würde ich dich nicht damit belasten, aber
ich brauche wirklich deine Unterstützung, deine aktive
Unterstützung, um herauszufinden, was hier vor sich geht,
verstehst du?«
    »Ich begreife nur sehr wenig von all dem«, erwiderte
Martin nervös und aktivierte seinen selbstregulierenden
Kontrollchip, damit sich sein Puls nicht beschleunigte und verriet,
dass er log. Seltsamerweise hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er
ihr die Wahrheit vorenthielt. Von Rachel dachte er am allerwenigsten,
dass sie seine Mission gefährden würde – und er mochte
sie, hätte sich in ihrer Gegenwart gern ohne jede Hintergedanken
oder Sorgen entspannt. Aber Vorsicht und Erfahrung wirkten so
zusammen, dass ihm die Lippen versiegelt waren. »Ich bin nur
während der Fahrt dabei«, fügte er hinzu. Er konnte
ihr einfach nicht von Hermann erzählen. Schließlich wusste
er nicht, wie sie reagieren würde, vielleicht würden die
Folgen katastrophal sein. Vielleicht. Es war ein Risiko, das er nicht
einzugehen wagte.
    »Du musst eine Sache begreifen«, sagte sie leise.
»Es stehen sehr viele Leben auf dem Spiel. Nicht nur meines

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