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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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ächten, nickte vor sich hin.
Auch wenn Mirsky sich nicht öffentlich dazu äußern
würde, konnte sich Krupkin gut vorstellen, was der Kapitän
dachte: Dass man einen dekadenten, von Robotern unterstützten
Lebensstil pflegt, schließt militärische Traditionen nicht
aus. Der Kapitän fuhr fort, seine Offiziere zu befragen und sich
in aller Öffentlichkeit nach der Bereitschaft ihrer Abteilungen
zu erkundigen.
    »… und wie steht’s mit der technischen
Bereitschaft, Kommandeur Krupkin?«
    Krupkin unterdrückte ein verärgertes Grunzen. »Der
Vertragsingenieur ist immer noch dabei, unsere Ausgleichsregler mit
dem Patch aufzurüsten. Ich warte derzeit auf eine präzise
Schätzung, die wir dann weitergeben können, aber nach dem
Stand von heute Morgen sind vermutlich noch drei weitere
Arbeitsschichten nötig, um die Modifikationen
abzuschließen, und eine weitere, um sie zu
überprüfen. Ich habe an den Leistungen des Bordingenieurs
nicht auszusetzen: Er gehört zu den Besten, mit denen ich
bislang gearbeitet habe, ein wahrer Virtuose. Davon abgesehen ist der
Hilfsausgleichsregler – der nicht aufgerüstet wird –
vollständig einsatzbereit. Wir bewegen uns mit voller
Geschwindigkeit, aber werden noch mindestens vier oder fünf Tage
brauchen, bis wir volle Redundanz haben und die Aufrüstung mit
den neuen Modifikationen abgeschlossen ist.«
    »Verstehe.« Der Kapitän notierte sich etwas in
seine Kladde und wandte sich danach wieder dem Ingenieur zu. Der
durchdringende Blick seiner blauen Augen hätte einen Offizier
mit geringerer Erfahrung in ein nervöses Wrack verwandelt.
»Kann man die Modifikationen beschleunigen? In zwei Tagen werden
wir in fremde Raumzeit vordringen. Danach müssen wir entlang
unserer Route mit feindlichen Minenlegern und Kriegsschiffen
rechnen.«
    »Ähm… Wahrscheinlich schon, Sir. Leider sind die
Aufrüstungen so kompliziert, dass unser reguläres
Ingenieurteam sie nicht vornehmen kann. Springfield ist ein
Spezialist, und er verausgabt sich jetzt schon mit ganzer Kraft. Ich
glaube zwar, dass wir die Dinge beschleunigen könnten, aber mit
dem Risiko, dass sich wegen Übermüdung Fehler
einschleichen. Wenn ich eine Analogie anbringen darf: Es ist so, als
führte ein Chefchirurg eine Operation durch. Zusätzliche
Hände stören da nur. Und man kann einen Chirurgen nicht
tagelang ununterbrochen Dienst tun lassen und dann noch erwarten,
dass ihm keine Fehler unterlaufen. Ich denke, wir könnten
vielleicht ein oder zwei Tage von den geschätzten vier
einsparen, aber mehr auf keinen Fall.«
    »Verstehe.« Kapitän Mirsky warf Murametz einen viel
sagenden Blick zu. »Aber wir können trotzdem loslegen und
kämpfen, und das neue System mit den Black Boxes ist bereits
integriert.« Er nickte. »Helsingus, wie steht’s mit
der Abteilung Taktische Operationen?«
    »Ich habe in der letzten Woche täglich Übungen
durchführen lassen, basierend auf dem Standardprofil einer
angreifenden Flotte, Sir. Dabei habe ich die üblichen Modelle
benutzt, die die Admiralität uns geschickt hat. Ein bisschen
mehr Zeit könnten wir gut brauchen, aber ich glaube, die Jungs
haben, allgemein gesprochen, schon kapiert, worum es geht. Wenn die
taktische Doktrin des Feindes keine größeren
Überraschungen für uns bereithält, sind wir darauf
vorbereitet, den Kampf mit ihm aufzunehmen, wer immer er auch sein
mag. Mann gegen Mann.«
    »Gut.« Mirsky saß einen Augenblick in Gedanken
versunken da. »Ich muss Ihnen mitteilen, dass ich heute
Nachmittag eine Besprechung mit Geschwaderführer Bauer habe,
außerdem eine Telekonferenz mit den Kapitänen der anderen
Schiffe. Sie sollten davon ausgehen, dass für dieses Schiff ab
sofort der Kriegszustand gilt, und sich auf Kampfhandlungen in der
unmittelbaren Zukunft einstellen. In der Zwischenzeit erwarte ich
tägliche Berichte, was die Bereitschaft der Geschütze und
des Antriebs betrifft.
    Das gilt im Übrigen für alle Abteilungen. Ich will
tägliche Berichte zur Bereitschaft. In diesem Monat haben wir
viel Zeit auf die Grundausbildung der neuen Rekruten verschwendet,
und ich möchte, dass wir so schnell wie möglich
fünfundneunzig Prozent unserer Operationsfähigkeit
erreichen. Morgen nehmen wir eine volle Ladung Treibstoff und
Munition vom Versorgungsschiff Aurora auf. Ich erwarte, dass wir,
sobald wir uns zum ersten Sprung bereitmachen, unsere Kampfpositionen
einnehmen. Das gibt Ihnen rund sechsunddreißig Stunden Zeit,
sich auf den Einsatz vorzubereiten. Noch

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