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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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zurückreisen, ihm
allerdings tatsächlich sehr nahe kommen. Sie werden tief in die
Zukunft eintauchen, um jeden Beobachter, Flottenvernichter oder die
Minen, die das Festival Ihnen in den Weg gelegt haben mag, zu
umgehen. Sie springen also zu Ihrem Zielpunkt hinüber, wirbeln
danach zurück in die Vergangenheit und tauchen zufällig
unmittelbar nach Ankunft des Festivals wieder auf. Wissen Sie, wie
mir das vorkommt? Wie ein Akt extremer Tollkühnheit. Klausel
drei besteht aus einem ganz bestimmten Grund. Wenn Sie diese Regel
auf die Probe stellen, fordern Sie das Eschaton heraus.«
    »Das hab ich doch früher schon mal gehört«,
bemerkte Ilja. »Und weiter?«
    »Nun ja, Sie sollten sich fragen, mit was wir hier
hätten rechnen sollen. Wir kommen hierher und halten nach einer
Bake Ausschau. Nach einer Zeitkapsel mit detaillierten Aufzeichnungen
zur Kriegstaktik, die aus dem Lichtkegel unserer eigenen
Vergangenheit stammt. Wir suchen also nach etwas, das einer
Weissagung gleichkommt und uns jede Menge über den Feind
verrät, was wir derzeit noch gar nicht wissen können, weil
sich unsere Zeitkurve noch nicht mit der des Feindes gekreuzt
hat.
    Nichts anderes als ein Betrugsmanöver. Aber wenigstens leben
wir noch.«
    »Das verstehe ich nicht. Warum sollten wir nicht mehr am
Leben sein?«
    »Weil…« Sie starrte ihn einen Augenblick an.
»Wissen Sie, was mit Leuten passiert, die den Verstoß
gegen die Kausalität als Waffe gegen andere benutzen?«,
fragte sie. »Sie sind unglaublich nahe dran, was schon
verrückt genug ist. Und trotzdem sind Sie damit durchgekommen!
Was einfach nicht den Regeln entspricht, es sei denn, diese Regeln
hätten sich mittlerweile geändert.«
    »Regeln? Wovon reden Sie?«
    »Regeln.« Sie verdrehte die Augen. »Die Regeln der
Physik sind in einigen Fällen verdächtig anthropisch.
Angefangen beim Heisenberg-Prinzip, welches besagt, dass auf
Quantenebene die Gegenwart eines Beobachters zwangsläufig auf
das, was beobachtet werden soll, einwirken wird. Davon ausgehend
können wir viele verblüffende Korrelationen im Universum
erkennen. Denken Sie zum Beispiel an das Verhältnis von der
starken Kernkraft zur elektromagnetischen Kraft. Veränderte man
es nur ein wenig in die eine Richtung, würden Neutronen und
Protonen nicht mehr miteinander reagieren, es würde keine Fusion
stattfinden. Veränderte man es in eine andere Richtung,
würde der stellare Fusionszyklus beim Helium stehen bleiben
– es würden sich nie schwerere Kerne bilden. Es gibt so
viele derartige Korrelationen, dass manche Kosmologen von einer
Theorie ausgehen, nach der wir in einem Universum leben, das genau
deswegen existiert, damit sich dort unsere Art des Lebens entwickeln
konnte. Oder etwas, das davon abstammt, wie das Eschaton.«
    »Und weiter?«
    »Folglich verstoßen Sie und Ihre Leute gegen einige der
eher rätselhaften Gesetze des Kosmos. Gegen Gesetze, die
besagen, dass jedes Universum, in dem ein wirklicher Verstoß
gegen die Kausalität – etwa durch Zeitreisen –
vorkommt, de facto instabil ist. Aber eine Verletzung der
Kausalität ist nur möglich, wenn auch ein von dieser
Kausalität Betroffener existiert – in diesem Fall ein
Beobachter. Und die Nachkommen dieses Beobachters werden ernsthafte
Einwände gegen eine Verletzung der Kausalität erheben.
Anders ausgedrückt: Die Kausalität wird als kosmisches
Gesetz akzeptiert, weil das Eschaton es nicht zulässt, dass
irgendwelche Dummköpfe dagegen verstoßen. Deshalb versucht
meine Organisation die Menschen dazu zu erziehen, dass sie so etwas
unterlassen. Ich weiß nicht, ob irgendjemand Ihrer
Admiralität erzählt hat, was weit draußen im All in
der Region passiert ist, die jetzt Krebsnebel heißt. Dort gibt
es einen Pulsar, der, sagen wir mal, nicht natürlich ist. Und
eine ausgelöschte Spezies, die das All gern erobert hätte.
Irgendjemand hat da versucht, die Regeln zu ändern – und
das Eschaton hat sie dabei erwischt.«
    Ilja zwang sich, die Finger von den Lehnen seines Stuhls zu
lösen. »Wollen Sie damit sagen, dass die Kapsel, die wir
bergen wollen, eine Bombe ist? Das Eschaton hätte inzwischen
doch sicher längst versucht, uns zu töten oder zumindest zu
schnappen, wenn es das wollte…«
    Sie grinste ohne jeden Humor. »Wenn Sie mir nicht glauben,
ist das Ihr Problem. Wir haben schon ein halbes Dutzend solcher
Vorfälle erlebt – der Ausschuss der Vereinten Nationen, der
sich im Rahmen der Abwehr mit Waffen befasst, die gegen die
Kausalität

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