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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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meine
Instruktionen?«
    »Ich bring Sie Ihnen gleich nach dem Frühstück,
Sir. Geschwaderführer Bauer lässt ausrichten, dass er sich
um alles kümmert.«
    »Na, wunderbar.«
    Kurtz konzentrierte sich darauf, sein Frühstücksei zu
attackieren. Nachdem das Ei kapituliert und er den Kampf mit ihm
gewonnen hatte, räumte Robard ab. »Wir sorgen jetzt wohl
besser dafür, dass Sie aufstehen und sich ankleiden, Sir. In
einer halben Stunde findet die Stabsbesprechung statt.«
    Fünfunddreißig Minuten später war der Admiral so
weit, dass er seinen Stab in dem riesigen Konferenzzimmer, das an
seine Suite angrenzte, empfangen konnte. Dass er jetzt eine Uniform
trug und seine Medikamente eingenommen hatte, schien die Bürde
eines ganzen Jahrzehnts von seinen Schultern genommen zu haben.
Schwer auf seine Stöcke gestützt, schlurfte er ohne fremde
Hilfe ins Besprechungszimmer. Allerdings unterstützte Robard ihn
diskret, als er versuchte, die Ehrenbezeugungen der versammelten
Offiziere zu erwidern (wobei er sich fast den Gehstock ins Auge
gerammt hätte).
    »Guten Abend, meine Herren«, eröffnete der Admiral
die Sitzung. »Ich nehme an, das Rostpäckchen…
Entschuldigung, ich meine das Postpäckchen ist inzwischen
angekommen. Leutnant Kossov, was besagen die Botschaften?«
    »Äh…« Kossov wirkte leicht grünlich im
Gesicht, »wir haben ein Problem, Sir.«
    »Was meinen Sie mit Problem? Bei uns dürften eigentlich
keine Probleme auftreten, das ist Sache des Feindes!«
    »In der Kapsel war ein Stapel von zwanzig
Disketten…«
    »Erzählen Sie mir nichts von Disketten, geben Sie mir
Antwort! Was haben wir über den Feind erfahren?«
    Geschwaderführer Bauer beugte sich vor. »Ich glaube, der
Leutnant möchte sagen, dass die Nachrichten verstümmelt
angekommen sind.« Kossov beäugte seinen Vorgesetzten mit so
offenkundiger Dankbarkeit, dass es schon peinlich war.
    »Stimmt genau, Sir. Die persönliche Post war
größtenteils unversehrt, aber die Zeitkapsel war auf einer
Seite durch den Einschlag eines winzigen Meteoriten beschädigt,
und deshalb sind drei Disketten nur noch in Bruchstücken
angekommen. Ein Zehntel unserer Instruktionen konnten wir durch Kopie
der übrigen Disketten teilweise retten, aber das Meiste, was
noch lesbar ist, besteht aus Versorgungsanweisungen für den
Proviantmeister und einem Menüvorschlag zu Kaisers Geburtstag.
Keine Einzelheiten über den Feind, die Schlachtordnung, die
Aufstellung, keine Analyse der diplomatischen Beziehungen, keine
Informationen des Geheimdienstes oder etwas, das irgendwie
nützlich wäre. Es ist alles zerstört.«
    »Verstehe.« Der Admiral wirkte täuschend ruhig;
Kossov zitterte vor Angst. »Also besitzen wir keinerlei
Informationen über die Aufstellung des Feindes. Ah, das ma-macht
das Leben leichter.« Er wandte sich Bauer zu. »Dann werden
wir nach Plan B vorgehen müssen, um einen erfolgreichen Angriff
führen zu können! Jeder Mann soll seine Pflicht tun, denn
das Recht ist auf unserer Seite. Ich ne-nehme an, Sie haben für
alle Eventualitäten Einsatzpläne, um entsprechend mit
Aufständischen auf dem Boden zu verfahren? Gut, sehr gut. Wir
werden im Orbit auf das Festival stoßen und, nachdem wir seine
Schiffe zerstört haben, von der Annahme ausgehend handeln, dass
die Rebellen am Boden und ihre Verbündeten aus dem feindlichen
Lager vorhaben, den Kaiser zu entmachten! Geschwaderführer, Sie
werden unseren Vorstoß zum Angriffsziel überwachen. Oberst
von Ungern – Sternberg? Bitte erstellen Sie Pläne für
die Kampfposition Ihrer Marineinfanteristen und auch für die
Wiederherstellung der Ordnung, sobald wir dort gelandet sind.
Kapitän Mirsky, Sie werden die Ma-Ma-Manöver der Flottille
koordinieren. Berichten Sie bitte an Leutnant Bauer.«
    Schwankend erhob sich der Admiral von seinem Platz und machte
keine Einwände, als Robard ihn an einem Arm festhielt.
»Wegwegtreten!«, schnarrte er, wandte sich um und humpelte
aus dem Zimmer.
     
    Prokurator Muller langweilte sich.
    Er langweilte sich und war außerdem leicht verärgert.
Abgesehen davon, dass sich der Ingenieur bei einem Weißbier in
Neu-Prag nachweislich daneben benommen hatte, gab es nichts, das er
ihm anhängen konnte. Die Tatsache, dass er ein Ausländer
war, der radikale Meinungen äußerte – dazu angetan,
das Lumpenproletariat in seiner moralischen Verworfenheit zu
bestärken –, verband ihn lediglich mit rund neunzig Prozent
der übrigen Bevölkerung im bekannten Universum. Zugegeben,
da

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