Sinnliche Eroberung
vergällen, wie auch ihm; also nahm er sie bei der Hand und führte sie hinaus in den Garten.
Da sie dachte, er wollte mit ihr allein sein, um Küsse und Liebesworte auszutauschen, sagte sie warnend: »Aber nur ein Kuß. Du weißt, sobald wir einmal anfangen, können wir nicht mehr aufhören, und ich habe noch tausenderlei zu erledigen.«
Er blickte sie zärtlich an, hob ihre Hand an seinen Mund, drückte einen Kuß auf ihre Handflächen und schloss ihre Finger. »Diana, mein Bruder Petrius ist zurückgekehrt; er hat sich den Arm gebrochen. Da er nicht kämpfen kann, bis er wieder verheilt ist, hat ihn Julius gebeten, uns nach Rom zu begleiten.«
Marcus sah, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich. »Liebste, ich weiß, daß er dich nicht sehr respektvoll behandelt hat; aber wenn ich ihm sage, daß du meine Frau wirst, wird er dich ganz sicher mit der größten Zuvorkommenheit behandeln.« Er lächelte sie an. »Ich verspreche dir, daß er sich von seiner besten Seite zeigt.« Im stillen fügte er hinzu, und wenn ich diesen lausigen Bastard erwürgen muß!
Diana zwang sich, ebenfalls zu lächeln, aber kaum war er gegangen, überwältigte sie eine Welle der Übelkeit. Sie hatte gedacht, Petrius für immer los zu sein. Das sollte doch sicher kein Hinweis darauf sein, daß ihre Reise nach Rom zum Scheitern verurteilt war, noch bevor sie begonnen hatte? Vielleicht hätte sie Marcus ja sagen sollen, was an dem Tag im Tempel geschehen war, aber ihr lag sehr daran, böses Blut zwischen den Brüdern zu vermeiden, und das wollte sie auch jetzt noch. Marcus brachte sie zum Haus ihres Vaters und da war es doppelt wichtig, keine Mißstimmungen in der Familie zu säen.
Sie überlegte, ob sie sich Kell anvertrauen sollte, denn es fiel ihr nicht schwer, mit ihm zu reden; aber es Kell zu berichten war wahrscheinlich dasselbe, wie es Marcus zu sagen. Die beiden Männer hatten kaum Geheimnisse voreinander. Schließlich entschied sie sich, mit Tor zu reden. Da es seine Aufgabe war, sie zu beschützen, würde sie ihm gegenüber offen sein müssen. Sie fand ihn bei Kell, wo er geduldig den letzten Instruktionen lauschte, die sich vom geeigneten Trinkwasser bis zum mal de mare erstreckten.
»Tor, wir sollten uns unbedingt besser kennenlernen. Begleite mich in den Garten, damit wir uns allein unterhalten können.«
Ihr Leibwächter warf Kell einen unsicheren Blick zu und der verdrehte die Augen. »Dummkopf! Regel Nummer eins lautet, deiner Lady vor allen anderen zu gehorchen - selbst vor mir!«
Als Diana ihn in den Garten führte, blickten seine Augen düster drein. »Ich fürchte, ich bin eine sehr traurige Wahl für Euch, Lady.«
Diana war entsetzt festzustellen, daß man Tor all seines Selbstbewußtseins beraubt hatte, und erkannte, daß sie es unverzüglich wiederherstellen musste . »Tor, du bist die beste Wahl, die ich mir vorstellen kann. Du bist meine Wahl. Bitte, habe keine Scheu vor mir. Ich möchte, daß wir Freunde werden, damit ich wenigstens einen Vertrauten habe.«
Seine Stirn glättete sich. »Das habt Ihr, Lady. Ich werde Euch auf jede erdenkliche Weise dienen. Bitte sagt mir, wenn ich etwas falsch mache.«
»Nenne mich Diana! Sorge dich nicht um so unwichtige Dinge wie Manieren oder Kleidung, Tor. Komm, laß uns zum Badebecken gehen und uns auf eine Bank setzen, damit ich dir meine Sorgen anvertrauen kann.«
Tor schien ein Stein vom Herzen zu fallen, daß er sich nicht weiter um Manieren bekümmern musste , denn er war nie als Haussklave ausgebildet worden. »Erzählt mir ruhig alles, Lady Diana.«
Sie beugte sich etwas näher zu ihm. »Ich hasse die Römer und fürchte sie.« Sie sah seinen erstaunten Gesichtsausdruck. »Oh, Marcus liebe ich von ganzem Herzen. Er will um die Erlaubnis ersuchen, mich zu heiraten; aber mich bedrückt eine unbestimmte Angst, daß in Rom mein Unglück wartet.«
»Solange ich lebe, wird Euch niemand Schaden zufügen, Lady Diana«, schwor Tor.
»Ich bin eine Christin, aber ich möchte nicht, daß man es in Rom erfährt. Die Römer tun schreckliche Dinge mit den Christen. Marcus will auch nicht, daß mein Status als Sklavin in seinem Hause bekannt wird.«
»Ich bin Brite, so wie Ihr, Lady Diana. Eure Geheimnisse sind mir heilig.«
»Danke vielmals, Tor. Da ist noch eine heikle Sache, die ich dir anvertrauen muß und die sonst keiner weiß. Der Bruder meines Gatten, Petrius, war kürzlich zur Ausbildung hier. Mit Paullinus' Armee hat er neulich die Stadt verlassen, aber nun ist er
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