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Sinnliche Eroberung

Sinnliche Eroberung

Titel: Sinnliche Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihre Ängste über Bord. Sie hatte sich für Marcus entschieden und wollte nicht, daß einer von beiden ihren Entschluß bereute. Am besten öffnete sie sich seiner Stadt von ganzem Herzen, so wie sie es mit allen Dingen tat. Halbheiten lagen ihr nicht. Diese Reise musste sie als ein Geschenk der Götter betrachten. Das alte Rom zu sehen und zu erleben, war ein Wunder. Sie nahm sich vor, keine Zeit mit Ängsten oder Reue zu verschwenden.
    In Ostia, das an der Mündung des Tiber lag, verließen sie das Schiff. Auf den trüben gelben Wassern des berühmten Flusses würden sie dann per Barke nach Rom gebracht. Marcus blieb an Dianas Seite, um ihr alle Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu zeigen.
    Was sie schon aus ihren Büchern erfahren hatte, sah sie nun mit eigenen Augen: Rom war tatsächlich auf sieben Hügeln erbaut. Das Ganze bildete eine Ansammlung von prächtigen Gebäuden, vergoldeten Dächern, Kuppeln und stolzen Marmorsäulen, sowie vielen kleinen Privathäusern mit roten Ziegeldächern. Einige standen in den Tälern, andere auf den Hügeln und wieder andere klammerten sich an die Abhänge. Marcus wies sie auf die Tempel, Foren, Amphitheater und die längliche Arena, den Circus Maximus, hin.
    »Die Olivenhaine meines Vaters liegen im Süden«, sagte er und deutete auf die Kette der Sabiner Berge, die sich im goldenen Dunst am Horizont erstreckten. »Unsere Steinbrüche befinden sich im Norden, im Apennin, dort, wo der Tiber entspringt.«
    »Sind die Steinbrüche wie in Aquae Sulis?«
    »Nein, es sind Marmorbrüche. Der Handel mit Marmor ist die größte Einnahmequelle Roms, wie du bald sehen wirst«, sagte Marcus voller Stolz.
    »Steht die Villa deines Vaters in der Stadt?«
    »Ja, sie liegt an den Hängen des Esquilin. Inzwischen werden die Boten unsere Ankunft bereits verkündet haben. Wenn unser Boot anlegt, stehen sicher Pferde für uns bereit, und ich habe um eine große Sänfte für dich gebeten.«
    »Oh, ich dachte, wir würden die Stadt zu Fuß durchqueren«, sagte Diana enttäuscht.
    »Liebste, in dieser Stadt leben über eine Million Menschen und die meisten davon laufen auf den Straßen herum. Ohnehin werden wir so langsam vorankommen, daß du mehr aus deiner Sänfte siehst, als dir lieb ist. Wir müssen einige der ärmeren Quartiere durchqueren, um zum Esquilin zu gelangen, dem Viertel der Patrizier.« Er blickte ihr ernst in die Augen. »Rom ist der Schmelztiegel für alles Gute und alles Schlechte der Welt. Es gibt keine andere Stadt, in der das Göttliche und das Bestialische so dicht nebeneinander existieren. Laß dich nicht davon überwältigen.«
    Als sie ihm beruhigend zulächelte, hauchte er einen Kuß auf ihre Stirn und winkte Tor heran. »Suche einen schattigen Platz für sie am Dock. Es wird einige Zeit dauern, bis alles abgeladen ist und wir die Sklaven meines Vaters mit den Pferden und der Sänfte gefunden haben. Der Prokurator wird von hier aus sein eigenes Haus aufsuchen, also muß ich gehen und die nächsten Schritte mit ihm besprechen, bevor ich ihm Lebewohl sage.«
    Trotz Marcus' Warnung war Diana nicht auf die Menschentrauben vorbereitet, die die Straßen verstopften. Fasziniert beobachtete sie alles aus ihrer reichverzierten seidenen Sänfte mit den vier kräftigen Trägern in blass gelben Tuniken.
    Hunderte kleiner Läden säumten die Wege und ihre Tresen reichten bis hinaus auf die Straßen, vollbeladen mit dem gesamten Warenangebot, Bäckereien, Gemüsestände, Weinkeller und einfache Wirtschaften drängten sich neben Töpferständen und Kleiderläden. An jeder Kreuzung gab es religiöse Schreine und Brunnen, deren Wasser aus einem Adlerschnabel, einem Kalbs-maul oder den Brüsten einer Göttin sprudelte. Das Wasser aus den überfließenden Becken spülte alle Abfälle, die rücksichtslos aus den Geschäften und Fenstern geworfen wurden, fort.
    Es schien, als ob in jeden Zentimeter der verputzten Wände eine Botschaft oder Mitteilung jeglicher Art eingeritzt wäre. Merkur, der Gott der Kaufleute und Diebe, war auf der Wand eines Geldleihers abgebildet, und Schlangen wanden sich als Wächter allerorten. Sie sah einen celer, so etwas wie ein Ausrufer, um den sich eine lärmende Menge versammelt hatte, während er mit einem Stück roter Kreide den Gladiatorenkampf im Amphitheater des Taurus bekanntmachte. Alles wurde an die Wände geschrieben, von Liebesbotschaften bis zu unsittlichen Versen. Die Mauern waren offenbar das Schreibpapier der Massen. Wenn ein Sklave zum Verkauf

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