Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sinnliche Eroberung

Sinnliche Eroberung

Titel: Sinnliche Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
feindliche Fahrzeuge zu rammen: man ließ dann Planken legen, über die die römischen Soldaten das jeweilige Schiff entern konnten. Diana schauderte es, und sie war dankbar, daß ihre Reise sie bisher vor Piraten verschont hatte.
    Sie öffnete eine schwere Tür und stieg eine Holztreppe hinab. Dann blieb sie zutiefst erschrocken stehen. Reihen von Männern, nackt bis zur Hüfte, zogen mit schweißglänzenden Rücken an gewaltigen Rudern. Entsetzt preßte sie die Hand auf den Mund und ihre Augen wurden groß wie Untertassen. Tor packte sie bei den Schultern, riß sie herum und stieß sie wieder die Treppe hinauf.
    Als sie das Deck erreichten, rang sie mühsam nach Luft und klammerte sich an Tor, als ob es ihr Leben gälte. Marcus kam neugierig übers Deck auf sie zugeschritten, weil er sich wunderte, warum Tors Arme um Diana geschlungen waren. Als er nahe genug war, um zu sehen, daß etwas nicht stimmte, wollte Marcus sie hochheben und sah, wie sie erschrocken vor ihm zurückwich.
    »Galeerensklaven!« keuchte sie außer sich.
    Er trug sie in ihre Kabine und setzte sie auf der Koje ab, bevor er ihr antwortete. Sie blickte so klagend zu ihm auf, daß Marcus hilflos die Hände in die Luft warf. »Ich kann nicht glauben, daß du so naiv bist. Bei allen Göttern, wie hast du erwartet, daß unser Schiff die Reise von Britannien nach Rom zurücklegt? Es sind nicht alles Briten«, sagte er trotzig. »Einige kommen aus Gallien, andere aus Nubien...«
    »Es sind Menschen , Marcus, egal welcher Rasse. Lieber Gott, wie können die Römer nur so gleichgültig menschlichem Leid gegenüber sein? Wie kann man Menschen zu einem Leben als Galeerensklaven verurteilen?«
    »Sie müssen das nicht ihr Leben lang machen. Zehn Jahre, das ist alles. Nur Männer im besten Alter können eine Galeere rudern.« Als er sah, daß das die Sache auch nicht leichter für sie machte, sank er auf ein Knie und ergriff ihre Hand. »Geliebte, wenn ich das Unrecht der Welt für dich ausmerzen könnte, ich würde es tun. Vielleicht gibt es ja keine Sklaverei in deiner Zeit, aber kannst du ehrlich behaupten, daß es bei euch kein Leid und keine Ungerechtigkeit mehr gibt? Unsere Sklaven werden für ihre Arbeit gut ernährt und untergebracht, und es sind so viele, daß niemand überlastet ist.«
    Sie musste an London denken, wo der Unterschied zwischen Arm und Reich so kraß war. Die Reichen hatten einen unstillbaren Appetit nach Luxus und Vergnügungen, während barfüßige Mädchen an Straßenecken Streichhölzer verkauften und dabei lautlos verhungerten; oder Kinder wurden in Kamine hinabgelassen, um sie zu fegen und verbrannten dabei sogar manchmal. Diana erkannte, daß sie Marcus nicht die Schuld an den Umständen seiner Zeit zuschieben konnte, genausowenig, wie sie für die Armut und den Hunger, der in ihrer Zeit herrschte, verantwortlich war.
    Sie legte die Hand an seine Wange. »Du gehst nach Rom, um die Bedingungen für alle Briten zu verbessern. Mehr kann ich nicht von dir verlangen.«
    »Wir werden morgen eintreffen«, sagte er. »Komm hinauf an Deck, damit du das Meer und den Sonnenschein genießen kannst.«
     
    In der letzten Nacht, die sie an Bord verbrachten, lag Diana in Marcus' Armen und erzählte ihm, was die Geschichte über Kaiser Nero berichtete. »Geh ihm aus dem Weg, wenn du kannst. Er ist ein Wahnsinniger, dessen Regentschaft in Grausamkeit und Tyrannei ausarten wird.«
    »Seine Mutter hat er bereits ermordet; ich weiß alles über Nero«, versicherte er ihr.
    »Du weißt nicht, daß er in drei Jahren Rom niederbrennen wird, um eine neue Hauptstadt auf ihren Ruinen errichten zu können.«
    »Rom wird brennen?« fragte er ungläubig.
    »Ja, aber das neue Rom wird größer und schöner sein als das alte und wird alle Jahrhunderte überdauern. Nero wird den Brand den Christen in die Schuhe schieben; aber schließlich macht er sich so verhaßt, daß es zu einem massiven Aufstand gegen ihn kommt und er sich das Leben nimmt, noch bevor er zweiunddreißig Jahre alt ist.«
    Marcus starrte die Balken an der Kabinendecke an und fragte sich, ob Diana wirklich in der Zukunft gelebt hatte oder ob sie einfach nur hellseherische Fähigkeiten besaß, wie so viele andere es von sich behaupteten. Er zog sie an sein Herz. Solange sie zusammen waren, und zwar jetzt, spielte die Vergangenheit - oder die Zukunft - keine Rolle.
    Obwohl sie sich schrecklich davor gefürchtet hatte, nach Rom zu kommen, warf Diana, nun da sie ihr Ziel fast erreicht hatten,

Weitere Kostenlose Bücher