Sinnliche Eroberung
als ob sie eine Art Monster wäre; und innerhalb weniger Minuten dankte sie Gott für ihre Ketten und die der ganzen Meute, denn sie waren das einzige, was sie vor einer Bandenvergewaltigung bewahrte.
Petrius kehrte zu Nero zurück, sobald er die ergastula verlassen hatte. Das Blut, das durch seine Adern rauschte, machte ihn beinahe trunken. Dies war der erregendste Tag seines bisherigen Lebens, und er war noch nicht vorüber. Wenn er an morgen dachte, geriet sein Blut fast noch heftiger in Wallung. Es spielte sich alles wie bei einem Drama auf einer großen Bühne ab und besaß sämtliche Elemente einer griechischen Tragödie. Nicht nur, daß er, Petrius, die Hauptrolle spielte, er war überdies der Urheber!
Verstört warf er sich an die Brust des Kaisers. Sein Leid und seine Tränen schienen so echt, daß Nero aufs höchste erregt wurde.
»Ich bringe es nicht fertig, meinem Bruder vom Tod unseres Vaters zu berichten... ich bringe es einfach nicht fertig!« schluchzte er.
»Sie wird zum Tode verurteilt. Ihr Leid soll größer sein als deins. Ich kann sie heute abend hierherbringen lassen, wenn du willst. Du kannst sie foltern und zusehen, wie sie stirbt. Du wirst sehen, daß das deinen Kummer lindert.«
Petrius war schwer versucht, ja zu sagen. Er hätte sie nur zu gerne zu Tode gefickt! Aber Diana leiden zu sehen war nicht sein wirkliches Hauptziel. Petrius wollte Rache an Marcus. Er wollte, daß sein Bruder unerträgliche Qualen litt.
»Nein, mein Leid ist nicht wichtig. Es ist der Gedanke an den Schmerz meines Bruders, der mich nicht ruhen läßt. Er wird morgen die Wagenrennen im Circus Maximus besuchen, auf die er sich schon seit Jahren freut. Ich kann ihm nicht vom Tod unseres Vaters berichten, solange ich nichts habe, seinen Kummer zu lindern. Sein Bedürfnis nach Rache an der Frau, die er ins Haus unseres Vaters gebracht hat, muß umgehend befriedigt werden. Wenn ich Marcus dieses Geschenk machen könnte, würde mir das helfen, ihm all das zurückzuerstatten, was er für mich getan hat.«
»Petrius, das ist ein ausgezeichneter Vorschlag. Sie soll morgen im Circus Maximus den Tod finden. Es wird spektakulär! Halb Rom wird Zeuge der Hinrichtung. Ich werde sie in eine lebende Fackel verwandeln!«
»Und Löwen, Löwen wären sehr gut.« Petrius sah, daß Nero erregt wurde.
»Ja, ja. Das wird noch ein Rennen, auf das die Leute Wetten abschließen können. Wer wird sie zuerst erreichen, die ausgehungerten Raubtiere oder die Flammen?«
»Wie kann ich Euch bloß danken, o Kaiser?«
Petrius hätte nicht zu fragen brauchen. Nero lag bereits auf den Knien.
Magnus fand keinen Schlaf. Ein paar Stunden zuvor hatte er vor den Senatoren in der Kurie gesprochen, und er hatte es mit aller ihm zur Verfügung stehenden Inbrunst getan. Als er von Britannien und Aquae Sulis erzählte, kamen seine Worte aus dem Herzen. Leidenschaft erfüllte ihn, wenn er von dieser Ecke des Kaiserreichs sprach, in der er so viele Jahre verbracht hatte, und jeder der anwesenden Senatoren spürte seine Begeisterung und die Aufrichtigkeit seiner Worte.
Nach seiner Rede fügte Julius Classicianus, der Prokurator Britanniens, das Gewicht seiner Worte hinzu; nach der Versammlung mischten sie sich unter die Senatoren in der Zuversicht, ihre Mission erfüllt und Paullinus als Gouverneur von Britannien ausgeschaltet zu haben. Schon jetzt wurden Vorschläge geäußert, wer ihn ersetzen könnte.
Beim Abendessen versicherte Julius Marcus, wie zufrieden er mit dem bisher Erreichten war. Er kannte Petronius Turpilianus, dessen Name am häufigsten geäußert worden war. Dieser besaß eine lange militärische Erfahrung und war ein erfolgreicher Gouverneur von Nimes in Gallien gewesen.
»Es wird sich nichts über Nacht ändern, die Mühlen der Behörden mahlen langsam; aber wir haben sie immerhin in Bewegung gesetzt, und eine Wendung zum Besseren ist unvermeidlich. Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen, Marcus. Wenn du nicht mit mir nach Rom gekommen wärst, hätte es ewig dauern können. Wie kann ich dir je danken?«
»Indem Ihr zu meiner Hochzeit kommt. Ihr seid einer der wenigen Gäste, die Diana kennt.«
»Ich nehme an, du kannst es kaum abwarten, zu deiner schönen Braut zurückzukehren.«
Das ist wohl die Untertreibung des Jahres. Ich fühle mich vollkommen leer ohne sie.
»Nach den morgigen Rennen werde ich zur Villa meines Vaters zurückkehren. Ich kann und will mit der Heirat nicht länger warten. Falls Ihr mich noch braucht,
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