Sinnliche Eroberung
prächtige Empfangstreppe herumgebaut waren. Die Schlaf-und Ankleidezimmer befanden sich im ersten Stock und die Küche sowie die Schlafräume des Personals im Souterrain.
Es belustigte Diana zu sehen, wie großzügig Richard mit ihrem Geld umging. Zu dem Haus gehörten ein Koch, eine Kammerzofe und ein Butler. Prudence warf mit Befehlen um sich, sobald sie die Türschwelle überschritten hatte. Sie teilte dem Personal mit, daß sie sich hier zur Genesung befände, daß ihr Zustand äußerst delikat sei und bestellte daraufhin ein Abendessen, das einen Ochsen hätte umbringen können.
Als Prudence schließlich verkündete, sie wäre nun vollkommen erschöpft, halfen ihr Diana und Biddy hinauf in ihr Bett, von wo aus sie bis Mitternacht weiter die Leute auf Trab hielt. Sie löcherte das Dienstpersonal mit so vielen Fragen, daß der Butler ihr schließlich einen Stadtplan von Bath brachte, auf dem jede Straße genau verzeichnet war. Natürlich verstand sie ihn nicht und hielt Diana daher noch zwei Stunden lang an ihrer
Seite, um sich alle Sehenswürdigkeiten wie die Grand Parade, die Thermen, die Veranstaltungshäuser und die achteckige Kapelle zeigen zu lassen.
Als Prudence am nächsten Morgen nicht zum Frühstück erschien, ergriff Diana die Gelegenheit, Bath auf eigene Faust zu erforschen. Sie wollte herausfinden, wo die Einkaufsläden und die Bücherei lagen und auch, wo die heißen Quellen am Fluß unten entsprangen. Diana fühlte sich frei wie ein Vogel, der aus seinem Käfig geflohen war. Sie brannte vor Aufregung bei dem Gedanken, endlich Kleider nach ihrem eigenen Geschmack für sich aussuchen zu können.
Gemächlich schlenderte sie über die Milsom Street, betrachtete die Schaufenster und las unschlüssig die jeweiligen Türschilder. Der größte Bekleidungsladen hieß La Belle Mode, und die Besitzerin, Madame Madeleine, begrüßte Diana freundlich, als diese die Tür öffnete und eintrat.
»Wünschen Sie etwas Bestimmtes, Mademoiselle?«
»Ach, eigentlich alles, um es genau zu sagen.« Diana war hingerissen von den ausgestellten Kleidern. Es gab außerdem Schuhe, Fächer und alle weiteren Accessoires zur Vervollständigung der Garderobe einer Lady. Sie blickte sich um, bemerkte die zierlichen französischen Möbel - und dann entdeckte sie es. Das schönste Kleid, das sie je in ihrem Leben gesehen hatte, und sie musste es um jeden Preis haben: ein jadegrünes, eng tailliertes Samtkleid mit einem herzförmigen Ausschnitt. Der Schnitt war zeitlos klassisch.
Diana stellte sich vor, dieses Kleid am Elisabethanischen Hof zu tragen, mit einem bauschigen Rüschenkragen natürlich. Was sie jedoch am meisten anzog, war die kräftige Farbe des Kleides. »Das jadegrüne - könnte ich es bitte anprobieren?«
Madame Madeleine führte sie in ein Ankleidezimmer und half ihr aus ihrem faden rosa Hausmodell. Diana hatte das Gefühl, der hochmodisch gekleideten Französin eine Erklärung schuldig zu sein: »Ich mache mir nichts aus Pastellfarben. Mir sind Kleider in kräftigen Tönen viel lieber, Töne, die meinen hellen Teint hervorheben.«
»Das finde ich auch - Jadegrün wäre geradezu perfekt für Sie.« Sie starrte das altmodische Korsett ungläubig an. »Ah, Sie brauchen vielleicht auch ein neues Korsett, Mademoiselle?«
»O nein, ich hasse Korsetts, aber meine Tante besteht auf den scheußlichen Dingern.«
»Nein, nein - Sie mißverstehen mich. Ich meinte das neueste, das sogenannte Halb-Korsett. Ein süßes kleines Etwas, das die Taille betont und den Busen ein wenig anhebt.«
»Wirklich? Nun, das klingt ganz sicher besser als das Folterinstrument, das ich im Moment trage. Ich werde eines anprobieren.«
»Bon! Welche Farbe wünscht Mademoiselle - züchtig oder unzüchtig?«
Diana zwinkerte der Französin schelmisch zu. »Lieber letzteres!«
Madame Madeleine kam mit einem scharlachroten kleinen Korsett zurück und begann mit der schweren Aufgabe, Diana aus ihrer starren Pelle zu schälen.
Die junge Lady holte tief Luft, als ihre Rippen befreit waren und ihre Brüste aus ihrer unnatürlich flachgedrückten Lage hervorsprangen. Sie legte das neue Korsett an und starrte ungläubig in den Spiegel. Das konnte unmöglich sie sein. Das rote Halb-Korsett machte aus ihrer Taille fast ein Nichts, doch ihre Brüste wirkten umso voller. Sie wurden hochgedrückt, so daß sie sich auf die erotischste und provozierendste Weise, die man sich vorstellen konnte, über das Bustier wölbten.
Die Ladenklingel bimmelte
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