Sinnliche Eroberung
fröhlich. »Entschuldigen Sie mich, Mademoiselle, ich bin gleich wieder zurück.«
Diana, die von ihrem neuen Aussehen vollkommen verzaubert war, hörte sie kaum. Sie drehte und wendete sich vor dem bodenlangen Spiegel. Selbst ihre Beine in den Seidenstrümpfen sahen länger aus. Das Korsett bedeckte ihre Hüften nicht, sondern endete vor der natürlichen Wölbung ihres Hinterteils und ließ ihren weißen Baumwollhöschen Raum.
Diana sah unerhört sündig aus und fühlte sich auch so. Sie war hingerissen. Was für eine Schande, daß niemand solche wundervolle Unterwäsche sehen konnte. Sie fühlte sich weiblicher als je zuvor und sehnte sich danach, der ganzen Welt zu zeigen, wie atemberaubend die neue Diana Davenport aussah. Ob es das wohl auch in Schwarz gibt? fragte sie sich. Dann wurde sie auf einmal der Stimmen im Verkaufsraum gewahr.
»Mark, Darling, ich würde gerne dies hier anprobieren.«
»Aber bitte«, erwiderte der Mann.
Die vertraute Stimme riß Diana aus ihren Träumereien. Diese Stimme würde sie überall wiedererkennen! Bei dem tiefen Vibrato lief ihr ein köstlicher Schauder über den Rücken. Es ärgerte sie, daß er eine solche Wirkung auf sie ausübte.
»Ah, Mademoiselle, eine andere Lady wünscht soeben, dieses Kleid anzuprobieren.«
»Oh, Mark, stell dir nur vor, wie gut das Jadegrün zu meinem Haar passen würde«, säuselte die weibliche Stimme zuckersüß.
Diana fuhr empört auf. Der Herzog von Bath hatte sich ein Weibsbild aufgegabelt und kaufte ihr bereits neue Kleider. Nun, eins war sicher - er würde dem aufdringlichen Biest ganz sicher nicht ihr Kleid kaufen!
»Reden Sie es der anderen Lady aus, ich laß es mich was kosten«, sagte Hardwick in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Diana zögerte kurz wegen ihres spärlich bekleideten Zustands, doch dann glitt ein liebliches Lächeln über ihre Züge. Der kleine Dämon in ihrem Innern war erwacht! Sie stieß die Tür des Ankleidezimmers weit auf, stolzierte in den Verkaufsraum und riß das jadegrüne Kleid aus den gierigen Händen der Rothaarigen.
»Ooooh, wie können Sie es wagen!« kreischte Vivian.
»Das Kleid gehört mir«, verkündete Diana königlich.
Mark Hardwicks Blick verengte sich und seine Nasenflügel blähten sich instinktiv, als er der berückenden Schönheit in dem provozierenden Korsett ansichtig wurde.
»Dem möchte ich doch entschieden widersprechen!« zischte Vivian.
»Sie können widersprechen, bis Ihre Haartönung verschwindet«, sagte Diana eisig.
»Wissen Sie eigentlich, wer das ist?« zeterte Vivian und deutete auf ihren Begleiter.
»Durchaus«, meinte Diana gedehnt. »Der Herzog von Bath und ich sind alte Feinde. Wissen Sie übrigens, wer ich bin?«
»Was bilden Sie sich ein!« schrie Vivian.
»Ich«, sagte Diana, und ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen, »bin die Besitzerin des jadegrünen Kleides.«
Madame Madeleine war klug genug, sich nicht einzumischen, wenn zwei Hündinnen um denselben Knochen stritten.
Hardwicks Miene blieb ernst, obwohl ihm die Komik der Situation keineswegs entging.
Vivian wandte sich hilfesuchend an ihn. »Mark, tu doch was!«
»Ich kaufe dir zwei Kleider für das jadegrüne«, tröstete er sie.
Lady Diana beugte sich zu der Rothaarigen und meinte vertraulich: »Passen Sie auf, seine Lordschaft verlangt gerne einen Ausgleich, wofür er bezahlt hat.«
Der Herzog fand das nicht mehr amüsant, aber das helle Funkeln in Dianas übermütigem Blick bewies ihm deutlich, daß sie mit der Situation keine Probleme hatte.
Die Herzogin von Beigrave drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Laden. Hardwick nahm Hut und Stock und folgte ihr wohl oder übel.
»Tut mir leid, daß ich Ihnen noch mehr hübsche Stunden ruiniert habe, Mylord«, flötete Diana ihm hinterher.
6. Kapitel
»Es wimmelt hier nur so von Leuten - ich könnte schwören, London ist dagegen vollkommen ausgestorben«, verkündete Prudence beim Frühstück.
Diana sah die Visitenkarten der gestrigen Besucher durch, und ihr fiel die von Peter Hardwick auf. Es war jedoch nicht Peters Gesicht, das ihr dabei in den Sinn kam, sondern das seines Bruders. Er wäre ihr gestern in dem Laden fast an die Gurgel gegangen. Sie hatte es ihm - buchstäblich! - gezeigt und er war weiß Gott kein Kostverächter. Diana verspürte erhebliche Genugtuung bei dem Gedanken, daß seine ältere Begleiterin, was das Aussehen betraf, ihr nicht das Wasser reichen konnte.
»Peter war zutiefst enttäuscht, dich
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