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Sinnliche Eroberung

Sinnliche Eroberung

Titel: Sinnliche Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
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hier nicht anzutreffen, als er vorbeischaute. Ich muß sagen, dein Verhalten hat mich ganz schön in Verlegenheit gebracht, Diana. Eine wohlerzogene junge Dame geht nicht allein aus, nicht einmal in einer für Fahrzeuge gesperrten Stadt wie Bath.«
    Diana wechselte rasch das Thema. Sie wusste , daß ihr Prudence den ganzen Tag über in den Ohren liegen würde, wenn sie ihr nicht umgehend einen Plan unterbreitete, der sie auf andere Gedanken brachte. »Prudence, weißt du, warum besorgen wir nicht einfach einen dieser wundervollen Rollstühle, die sie hier so häufig haben, für dich? Ich könnte dich überall hinfahren und du müßtest nicht laufen.«
    »Rollstühle sind für alte Leute! Nur über meine Leiche. Ich bin doch kein Krüppel und senil erst recht nicht. Selbstredend werde ich Bath zu Fuß erkunden. Tatsächlich fühlt sich meine Hüfte schon viel besser an.«
    »Das muß an der Luft liegen, sie ist äußerst belebend«, sagte Diana, ohne eine Miene zu verziehen. »Nun, wie wär's dann heute vormittag mit einem Bad?« fuhr sie munter fort.
    Prudence zögerte nur kurz, dann richtete sie sich gerade auf und verkündete ebenso lebhaft: »Aber gern! Genauso hat es der Doktor ja schließlich verschrieben.«
    Sie waren ein seltsames Paar, die beiden, als sie kurz darauf über die Westgate Street marschierten. Prudence segelte ganz in bischofsblauem Taft dahin, der gleichzeitig purpurfarben changierte, während Diana in jonquillegelbem Brokat neben ihr herging. Prudence hatte darauf bestanden, daß sie beide ihre gepuderten Perücken und große Hüte mit Straußenfedern aufsetzten. Da Diana über die Umkleideprozedur im Kurbad Bescheid wusste , hatte sie es nicht gewagt, ihr rotes Korsett anzuziehen, sondern hatte sich zähneknirschend in eins der altmodischen Ungetüme gezwängt.
    Sie freute sich darauf, das rechteckige Cross Bath mit seinen Marmorstatuen von römischen Göttern und den Büsten von Apollo und Coronis, die aus ihren Wandnischen auf die Badenden hinabblickten, kennenzulernen. Aber Prudence hatte es sich in den Kopf gesetzt, das Queens Bath zu besuchen, und dahin gingen sie nun auch.
    Die lädierte Tante meisterte die Stufen, die zu den warmen Mineralquellen hinabführten, mit erstaunlicher Behendigkeit. »Pfui! Was ist das für ein Gestank?« fragte sie mit gerümpfter Nase, als sie durch eine Dampfwolke marschierten.
    »Das ist Schwefel, was du da riechst«, erklärte Diana.
    »Warum, um alles in der Welt, haben die nichts genommen, um das Wasser von diesem stinkenden Zeug zu reinigen?« fragte Prudence entrüstet.
    »Es ist der Schwefel und die anderen Mineralien, die dem Wasser seine Heilkraft verleihen«, erklärte Diana ihr geduldig wie einem Kind.
    Eine Badegehilfin führte sie durch den Korridor in einen Raum mit einer Anzahl von Kaminen und meinte, daß sie hier ihre Kleidung ablegen könnten. Als sie ihnen kurz darauf lange, hochgeschlossene braune Leinenkittel mit ellbogenlangen Ärmeln brachte, verzog Prudence angewidert den Mund. In aller Öffentlichkeit nun auch Hut und Perücke ablegen zu müssen, wäre eine Zumutung für sie; aber die Badegehilfin versicherte ihr, daß alle Ladies ihre Kopfbedeckungen aufbehielten. Diana andererseits kam sich einfach lächerlich vor in ihrer gepuderten Perücke und dem enormen Hut mit den Straußenfedern und betete inbrünstig, daß sie nicht Peter Hardwick oder, noch schlimmer, seinem Bruder, dem Herzog, begegnete.
    Prudence schauderte, als Diana ihr in das lauwarme Wasser half. Ihre Miene hatte den Ausdruck eines Wasserspeiers angenommen und der Abscheu angesichts der ganzen Heilbaderei stand ihr unübersehbar für jedermann ins Gesicht geschrieben.
    Diana traute sich wetten, daß sie Zeugin der schnellsten Heilung der Geschichte sein würde. Wahrscheinlich würde Prudence sogar verkünden, daß ein Wunder geschehen sei. Diana konnte es kaum erwarten, das Gesicht ihrer Tante zu sehen, wenn sie den Brunnenraum besuchten und sie das Eisen in dem mineralhaltigen Wasser schmeckte. Nach den Erfahrungen des heutigen Tages würde ihre Tante fortan ihre Zeit zwischen den Kurkonzerten und den Cafes aufteilen, und wenn sie sich selbstständig machen wollte, würde Diana bloß zu sagen brauchen, daß sie auf dem Weg in die Heilbäder sei!
     
    Als sie wieder am Queen Square eintrafen, erwartete Peter Hardwick bereits ihre Rückkehr. »Willkommen in Bath, Ladies. Sie haben mir gestern gefehlt«, meinte er vielsagend zu Diana und führte ihre Hand an die

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