Sinnliche Eroberung
würde. Tief beeindruckt fragte sie sich, wie diese Gegenstände siebzehn Jahrhunderte hatten überdauern können. »Dieser Helm gehörte einem römischen Zenturio«, murmelte sie ehrfürchtig.
Diana blickte sich in dem Laden um, konnte den Besitzer jedoch nirgendwo entdecken. In einer plötzlichen Eingebung nahm sie ihren Hut ab und be schloss , den Helm aus Spaß aufzusetzen. Einen Augenblick lang vergaß sie, daß sie ja eine Perücke trug. Mit einer leisen Verwünschung stopfte sie die gepuderten Locken unter die Backenstücke.
Der Bronzehelm war unglaublich schwer, und als sie versuchte ihn wieder abzunehmen, klemmte er auf ihrem Kopf fest. Sie hörte ein lautes Dröhnen in ihren Ohren. Auf einmal fühlte sie sich schwach und schwindlig, und alles verschwamm vor ihren Augen. Dann wurde ihr plötzlich kalt. Es rauschte so eisige Luft an ihr vorbei, als ob sie mit hoher Geschwindigkeit durch die Zeit flöge, ohne sich auch nur eine Handbreit von der Stelle zu bewegen.
Der Lärm in ihrem Kopf nahm derart zu, daß ihre Trommelfelle jeden Moment zu platzen drohten. Sie hob die Hände und hielt sie über ihre Ohren, aber alles was sie fühlte, war der Bronzehelm, der ihr unerträgliche Kopfschmerzen bereitete. Dann hatte sie das Gefühl zu fallen, nicht nur auf den Boden, sondern tiefer, viel tiefer.
7. Kapitel
Diana hörte Männergebrüll und wusste irgendwie, daß sie sich draußen im Freien befand und die Sonne sie blendete. Sie versuchte, sich auf die Füße zu rappeln, doch während sie noch auf den Knien lag, sah sie zwei riesige Rösser auf sich zustürmen, die eine Art Karren hinter sich herzogen. Instinktiv warf sie sich wieder zu Boden, um sich aus der Reichweite ihrer Hufe zu rollen. Als die Pferde sie vor sich auf dem Weg liegen sahen, bäumten sie sich wiehernd und schnaubend auf, und der Wagen, den sie hinter sich herzogen, donnerte mit einem lauten Getöse nur wenige Zentimeter an ihrem Kopf vorbei. Sie hörte, wie jemand schrie und erkannte, daß sie es selbst war.
Die Stimme eines Mannes brüllte lauthals Verwünschungen in ihre Richtung. Vage erkannte sie andere Pferde und Männer, die sich um sie versammelten, aber ihre Aufmerksamkeit wurde von dem Mann, der sie so anbrüllte, gefangengenommen. Während sie ihn anstarrte, kam ihr der Gedanke, daß er dem Herzog von Bath auf frappierende Weise ähnelte. Er besaß dasselbe schwarze Haar und die schwarzen Augen, dieselbe gebogene, raubvogelähnliche Nase; aber eine Narbe verlief von seiner Schläfe zu seinem Wangenknochen, was ihm ein finsteres Aussehen verlieh. Seine Schultern waren unglaublich breit, seine Brust auffallend muskulös und vollkommen nackt. Er trug eine Art Kostüm, das auch seine Beine nackt ließ, und sie sahen so hart und dick aus wie Eichenstämme.
Das Rad, das sie beinahe überrollt hätte, gehörte offensichtlich zu einem zweirädigen Streitwagen. Heiße Wut überkam sie, als sie merkte, daß sie beinahe von einem Haufen lächerlicher Männer, die sich als Römer verkleidet hatten und ein dummes Streitwagenrennen veranstalteten, getötet worden wäre. »Ihr verdammten Dummköpfe! Erwachsene Männer, die sich wie kleine Jungen aufführen. Ausgepeitscht gehört ihr alle!«
Der finstere Mann deutete gebieterisch auf sie. »Ergreift sie!« befahl er.
Zwei Giganten folgten seinem Befehl umgehend. Dianas Zähne schlugen aufeinander, als sie auf die Füße gerissen und festgehalten wurde, bis ihr Anführer sie erreicht hatte. Er türmte sich zornesrot über ihr auf. »Du weibliches Bündel aus Fetzen! Du hättest beinahe meine Pferde in Gefahr gebracht. Wer bist du?« fauchte er.
Sie starrte ihn fassungslos an. Obwohl er eine eigenartige Mischung aus Italienisch und Latein sprach, verstand sie jedes Wort.
»Beim Jupiter, du hast einen Helm gestohlen«, beschuldigte er sie, während er eine riesige Hand ausstreckte und ihr besagten Helm vom Kopf riß. Er sah, daß das Haar der weiblichen Person weiß war und hielt sie für eine alte Frau. Das schmutzige weite Kleid, das sie anhatte, bedeckte jeden Zentimeter ihrer Haut, vom Hals bis zu den Zehen. Er hatte noch nie im Leben eine so eigenartig ausstaffierte Person gesehen. »Da du mir nicht antwortest, tue ich es für dich. Du bist eine Spionin - eine Druidenspionin, so wie du aussiehst, mit deinem seltsamen Kittel.«
Was er sagte, ergab keinen Sinn. Diana starrte in seine schwarzen Augen und sah, wie er langsam seinen Zorn unter Kontrolle brachte. »Schafft sie von der Bahn
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