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Sinnliche Eroberung

Sinnliche Eroberung

Titel: Sinnliche Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
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selbst erforschen, ohne daß ihr dabei jemand dreinredete.
    Als sie vor dem Haus am Queen Square abstiegen, merkte Diana zu ihrem großen Kummer, daß sie in ihrer Hast ihr Gepäck zurückgelassen hatte. Bei Tagesgrauen war sie eiligst in eines ihrer alten Korsetts und ein äußerst einfaches, hochgeschlossenes beiges Kleid geschlüpft, bevor sie an den ebenfalls bis obenhin zugeknöpften Mr. Burke herangetreten war. Himmel, nie im Leben hatte sie sich so unattraktiv gefühlt.
    Sie gab dem Kutscher der Hardwicks ein äußerst großzügiges Trinkgeld, weil sie froh darüber war, daß er sie so rasch in
    Sicherheit gebracht hatte. Dem fiel das Kinn herunter. Diana biß sich auf die Lippen, als sie ihren gesellschaftlichen Fauxpas bemerkte; doch sie stellte nicht ohne Zynismus fest, daß er ihr Geld nicht zurückwies. Sie nahm Prudences Gepäck und trug es ins Haus.
    Ihre Tante war bereits in der Küche und erteilte munter Anweisungen für einen stärkenden Lunch. »Bis dahin könnt ihr mir einen Madeira und ein paar Rühreier servieren, bevor ich mich ein wenig niederlege.«
    Dianas Gedanken zuckten wie Quecksilber. Wenn Prudence sich hinlegte, würde sie bis zum Lunch niemand vermissen. Ein ganzer Vormittag für sich selbst war das reinste Glück. Sobald sie sich einmal aus dem Haus gestohlen hatte, könnte sie vielleicht sogar den lieben langen Tag fernbleiben. Was zum Teufel konnte Prudence ihr schon anhaben?
    Diana hätte das häßliche beige Kleid gerne ausgezogen, aber wenn sie Prudence nach oben folgte, verlor sie kostbare Zeit. Wie der Blitz war sie aus der Tür und eilte in Richtung Sion Hill und Landsdown Road.
    Als sie die Anhöhe erklommen hatte und auf die perfekte kleine georgianische Stadt hinabblickte, verspürte Diana ein Gefühl von Freiheit. Die warme Luft war erfüllt vom Plätschern des Quellwassers; es floß den Hügel hinab und in den langsam dahinziehenden, breiten Avon, der sich an dieser Stelle über das Wehr an der Pulteney Bridge ergoß.
    Sie konnte die Türme der mittelalterlichen Abtei erkennen, in der König Edgar im zehnten Jahrhundert gekrönt worden war, sowie die eleganten Umrisse eines Bauwerks namens »The Circus«, das der Architekt John Wood im Stil eines römischen Kolosseums erbaut hatte.
    Diana füllte ihre Lungen mit der köstlich frischen Luft und wusste auf einmal, daß sie einen Entschluß gefaßt hatte. Es war so einfach, wenn man es genau betrachtete. Sie und Peter waren verlobt, aber die Dauer der Verlobung stand noch nicht fest.
    Wenn er sich mit einer langen Verlobungszeit einverstanden erklärte, sagen wir einmal ein Jahr, dann würde sie die Dinge lassen, wie sie waren. Wenn nicht, würde sie die ganze Sache sofort abblasen. In ein paar Monaten wurde sie volljährig und hatte dann die Vollmacht über ihr Geld und ihr Erbe. Sie wollte ein Jahr Freiheit, bevor sie sich unter die Fuchtel eines Ehemanns begab. Wenn Peter sie liebte, würde er warten.
    Jetzt, da sie ihre Entscheidung getroffen hatte, fielen alle Sorgen mit einem Mal von ihr ab. Ihr Herz wurde leicht. Es war ein herrlicher Morgen, sie befand sich in einer wunderschönen, uralten Stadt, und das beste von allem war, sie hatte einen ganzen Tag, um ihre Schätze zu erkunden.
    Diana schlenderte langsam wieder den Hügel hinab, wendete sich zuerst nach links und dann nach rechts, bis sie sich in einer Straße wiederfand, in der sich lauter hübsche kleine Antiquitätenläden aneinanderreihten. Die Gegenstände in den Schaufenstern waren derart verlockend, daß sie sie unbedingt in den Händen halten wollte.
    Etliche der Kuriositäten konnte sie nicht benennen. Es gab Dutzende von antiken Bronzearmaturen, eine weiße Badewanne mit Krallenfüßen, antike steinere Gartensitze, alte Uhren, Spinetts und Mandolinen. Sie blieb vor einem mittelalterlichen Wandteppich stehen, der zwar ver blass t, aber immer noch wunderschön war. Diana freute sich über die Maßen, tatsächlich etwas sehen und anfassen zu können, was aus dem Mittelalter stammte.
    Einige Meter weiter, blieb sie erneut abrupt stehen, als sie auf eine Reihe römischer Artefakte stieß. Die können doch unmöglich echt sein? dachte sie und ihr Herz klopfte schneller. Sie trat ein und da lag ein bronzener Helm mit verzierten Backenstücken, ein Schild, Schwerter, die in Scheiden steckten und eiserne Dolche. Vielleicht stammten sie aus dem ersten Jahrhundert ? Als sie mit dem Finger über den römischen Helm strich, kam es ihr vor, als ob er sie verbrennen

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