Sinnliche Eroberung
machte die Augen zu und wünschte, der Raum würde ihr gehören. Als sie sie wieder öffnete, hatte Peter ein Glas blutroten Weins für sie eingeschenkt. Diana wusste , daß sie bereits genug getrunken hatte, um sich ein wenig unsicher auf den Beinen zu fühlen; aber irgendwie erschien es ihr richtig, leichtsinnig zu sein und den edlen Tropfen zu genießen. Sie leerte ihr Glas in einem Zug und fühlte eine blutrote Rose in ihrer Brust aufgehen.
Peter nahm ihr das Glas aus der Hand und zog sie heftig an sich. Sein fordernder Mund senkte sich über den ihren, zwang ihre Lippen, sie für ihn zu öffnen. Er vertiefte den Kuß leidenschaftlich und fuhr mit den Händen an die Haken am Rücken ihres Kleides.
Plötzlich schwang die Tür auf und Mark Hardwick trat über die Schwelle seines Reichs. Diana keuchte erschrocken auf und entzog sich Peters Armen. Ihre Hand flog zum Bustier ihres Gewands, dessen Rücken aufklaffte.
»Mark! Was zum Teufel tust du heute abend in Hardwick Hall?«
»Meine Geschäfte in Bristol waren beendet«, sagte sein Bruder in sachlichem Ton. »Und du, mein lieber Peter?«
»Ich mache einen Heiratsantrag, wenn du nichts dagegen hast. Lady Diana und ich sind verlobt und werden heiraten.«
Diana wollte protestieren, aber alles wonach sie im Moment trachtete, war, dem zynischen Blick des arroganten Herzogs von Bath zu entfliehen. Es war nun peinlich klar, daß es sich hier um sein Schlafzimmer handelte. »Nun, dann sind wohl Glückwünsche angebracht«, sagte der Herzog mit unbewegter Miene. »Willkommen im Kreise der Familie!«
Diana wusste , daß sie vollkommen kompromittiert war. Wenn sie die Verlobung bestritt, gab sie indirekt zu, die Hure abgegeben zu haben. Ihre Wimpern senkten sich auf ihre Wangen. »Bitte entschuldigen Sie mich, Sie beide.«
Eine Welle der Fürsorge überrollte Mark Hardwick. Diana Davenport war so jung, so lieblich. Er fragte sich, ob sie auch nur im leisesten ahnte, auf was für einen brutalen Schuft sie sich eingelassen hatte.
»Nun, bist du oder bist du nicht?« fragte Prudence barsch, während die Kutsche sie von Hardwick Hall zum Queen Square zurückbrachte.
»Ja... und nein«, erwiderte Diana, deren Gedanken überall waren, bloß nicht bei ihrem Gespräch.
»Nun, das ist ja eine äußerst klare Antwort! Und warum schleichen wir uns bei Morgengrauen davon, wie Diebe in der Nacht?« fragte Prudence, ohne zu merken, daß sie die Redensarten durcheinanderwarf. »Das sieht aus, als ob du vor etwas wegläufst.«
»Das tue ich wohl auch«, gestand Diana. Irgendwie war sie Prudence eine Erklärung für ihren überstürzten Aufbruch aus Hardwick Hall schuldig. »Der Herzog von Bath ist gestern spätabends überraschend zurückgekehrt und Peter hat ihm gesagt, daß wir verlobt wären und heiraten würden.«
Prudence sank erleichtert in den Sitz der Kutsche zurück. »Dem Himmel sei Dank! Ich dachte schon, er würde die Sache nie über die Bühne bringen.«
Diana fuhr entrüstet auf. »Die Sache ist nur leider die, Peter hat mich nie gefragt, und ich habe niemandem mein Wort gegeben.«
»Kleinigkeiten. Unwichtige Kleinigkeiten. Glaube mir, wenn der Herzog informiert wurde, dann bist du ganz gewiß verlobt.«
»Vielleicht«, erwiderte Diana zögernd. Sie hatte sich gedrückt, indem sie Mr. Burke einen Brief an Peter übergab und ihn bat, die Kutsche für ihre Abfahrt fertigmachen zu lassen.
Letzte Nacht war sie wütend gewesen und hatte sich gedemütigt gefühlt über die Art, wie er sie kompromittiert hatte, noch dazu vor seinem arroganten Bruder. Es kam ihr vor, als ob er sie bewußt in eine Falle gelockt hätte. Wenn sie heute morgen geblieben wäre, wäre es möglicherweise zu einer schrecklichen Szene gekommen, vor Prudence und dem Herzog, und das hätte Diana keinesfalls ertragen.
Das hier betraf nur sie und Peter. Sie würde ihn sich schon noch vorknöpfen, aber wenn sie allein waren. Doch bevor sie sich dem stellte, brauchte sie ein wenig Zeit für sich allein, um sich über ihre Gefühle klarzuwerden und zu einer Entscheidung zu gelangen. Im Moment herrschte zuviel Aufruhr in ihrem Inneren, als daß sie eine vernünftige Lösung, die den Rest ihres Lebens betraf, hätte finden können.
Peter würde sie, sobald er ihren Brief gelesen hätte, sprechen wollen. In ihrer jetztigen Verfassung konnte es sehr leicht passieren, daß sie die Beherrschung verlor und Dinge sagte, die sich nie wieder zurücknehmen ließen. Sie musste allein sein, nachdenken, sich
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