Sinnliche Eroberung
schwindelerregendes Machtgefühl bei dem Gedanken, daß Marcus Magnus seine Hände nicht von ihr lassen konnte, sobald sie in seiner Nähe war. Heute abend würde sie diesen Eindruck nochmals testen. Sie würde sich ihm nähern und bestätigt finden, daß er sie immerzu festhalten wollte. Diana sah Kell an. »Er hat dich nicht gerügt.«
»Aber er hat mich ja nicht einmal gesehen, Lady!«
Diana war zufrieden mit Kell. Indem er sie Lady nannte, zeigte er ihr seine Bewunderung. Sie hatte Glück, ihn zum Verbündeten zu haben, denn er besaß das absolute Vertrauen des Generals. Sie wollte dasselbe erreichen. Es bereitete ihr Freude, wenn Magnus' dunkle Augen vor Vergnügen leuchteten. Männer liebten es, zu lachen. Sie musste ihr Bestes geben, ihn zu unterhalten.
Bei den Eiern von Jupiter, dachte Petrius, der vor seinen schwitzenden Legionären stand und die Szene zwischen seinem Bruder und dessen exquisiter Sklavin beobachtete, kein Wunder, daß es Marcus in Aquae Sulis so gut gefällt! Mit einer Villa voller Sklaven wie dieser Blonden hier, die alles tun, was er will, die jedem seiner Befehle gehorchen, die all seine Wünsche und Lüste befriedigen, welcher Mann wäre da nicht zufrieden? Sein Bruder hatte seine Sklavinnen letzte Nacht wohlweislich vor ihm versteckt gehalten. Kein Wunder, daß Marcus nicht die Dienste des Bordells in Anspruch genommen hatte. Ein Sklavenmädchen erregte weit mehr Lust in einem Mann als eine Prostituierte, und dieses spezielle Geschöpf war atemberaubend schön. Nun, Marcus weiß es zwar noch nicht, aber er wird mich heute abend erneut als seinen Gast empfangen. Und diesmal heißt es teilen, Bruder, und zwar alles!
Die Sonne brannte unbarmherzig auf sie hernieder und die Hitze wurde beinahe unerträglich. Der General wusste , wie sehr die Männer unter ihren Harnischen und Helmen schwitzten. Er teilte das Feld in Quadranten auf, um verschiedene Offenstund Defensivtaktiken zu üben. Eine Gruppe praktizierte mit dem über zwei Meter langen Pilum oder Speer. Eine Hälfte mimte die Angreifer, während die andere Hälfte als Zielscheiben diente. Bis dahin hatten sich die Speerübungen auf Holzpfähle beschränkt. Die menschlichen Zielscheiben trieften innerhalb von Minuten vor Schweiß, doch diesmal weniger aufgrund der Hitze, sondern vielmehr aus Angst.
Marcus Magnus ging zur nächsten Abteilung. »Legt eure Rüstungen ab«, befahl er. Jeder Mann war nur zu begierig, seinem Befehl Folge zu leisten und den schweren bronzenen Brustharnisch, Eisenhelm und die restlichen Rüstungsteile abzulegen. Doch die Freude währte nur bis zum nächsten Kommando des Generals. »Eine Hälfte schnallt sich den Dolch um und die andere Hälfte das Schwert. Ihr kämpft diesmal ohne den Schutz der Rüstung gegeneinander! Es wird euch erstaunen, wie schnell das eure Verteidigungstechniken vervollkommnet.«
Er befahl der Hälfte des dritten Quadranten, sich nackt auszuziehen und sich im Ringen zu üben. »Die wilden Stämme des Westens kämpfen alle nackt. Ihr gewöhnt euch am besten gleich daran. Natürlich sind sie dadurch verwundbarer, aber darüber hinaus auch schnell wie der Blitz. Diejenigen, die ihre Rüstung anbehalten, werden sehen, wie sehr sie einen behindert, wenn der Gegner vollkommen frei in seinen Bewegungen ist.«
Die Männer der vierten Gruppe erhielten Waffen, die sie noch nie zuvor benutzt hatten. Lange Schwerter, die Spatha genannt wurden und gewöhnlich der Kavallerie vorbehalten waren, sowie Pfeil und Bogen, von Maultierkarren herbeigeschafft, unter den Legionären verteilt wurden. Dann gaben Marcus Magnus und die zwei Kelten den Soldaten Unterricht im Bogenschießen, gefolgt von einer Demonstration des korrekten Gebrauchs des Spathas (= Langschwert). Zu diesem Zweck wurden Strohpuppen am entfernten Ende des Quadranten aufgestellt.
»Zuerst sollt ihr lernen, wie man den Kopf eines Mannes mit einem Pfeil durchbohrt, die nächste Lektion bringt euch bei, wie man den Kopf mit einem Streich des Spatha vom Körper trennt.«
Marcus wusste , daß die Legionäre, als sie das Amphitheater schließlich verließen, hundemüde waren. Er warf einen Blick zum Himmel im Westen und sah, daß sich dort dunkle Wolken zusammenbrauten. Wenn der Sturm heftig genug war, würde er vielleicht den Fluß zum Anschwellen bringen und damit eine gute Gelegenheit, den Soldaten ein wenig Unterricht im Schwimmen zu geben. Andernfalls konnten sie das Auf-und Abspringen von dahinrasenden Streitwagen üben.
Marcus
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