Sinnliche Eroberung
sie überrascht. »Das ist ja Cidre. Wie köstlich!«
»Die Römer trinken zuviel Wein. Manche Sorte schmeckt nicht besser als Essig. Wir Bretonen bevorzugen Cidre.« Nola studierte Dianas Gesicht, während diese an ihrem Glas nippte. »Du besitzt eine sehr leidenschaftliche Natur und hast sie zu lange versteckt oder nicht zeigen dürfen. Man hat den Eindruck, du schliefst -, als ob du nur auf den richtigen Moment wartest, um aus deinem Kokon aufzutauchen, deine Flügel auszubreiten und zu fliegen. Dieser Augenblick ist nun da.«
»Woher weißt du das alles?« fragte Diana, die sich wunderte, wie recht Nola hatte.
»Gefühlsmäßig - ich spüre es in meinen Knochen! Du sehnst dich danach, deine Kleider abzuwerfen und in das Badebecken zu springen. Lerne, deinen Sehnsüchten zu folgen, Kind. Ich werde ein Handtuch für dich holen und dein hübsches Haar darin einwickeln. Außerdem passe ich auf dein schönes Gewand auf und halte die Sklaven fern, solange du dich erfrischst.«
»Das klingt himmlisch, aber Kell hat mir verboten, das Bassin zu benutzen.«
»Ein wenig Autorität, und schon steigt sie ihm zu Kopf... Marcus hat mir erlaubt, sein Bad zu jeder Zeit zu benutzen, und ich lade dich ein, mein Gast zu sein. Wasser wirkt Wunder. Es wird dir helfen, deine Sorgen und deine Scheu abzulegen. Versprich mir, daß du ihn recht oft zum Spielen hierherbringst!«
Diana konnte sich beim besten Willen keinen verspielten Marcus Magnus vorstellen, doch wenn sie einen Moment lang darüber nachdachte - waren seine Hände nicht verspielt gewesen, als er sie heute nachmittag am Hintern gepackt und in den Wagen gesetzt hatte? Vielleicht gelang es ihr ja tatsächlich, den Jungen im Mann zu entdecken. Dann konnte sie ihn möglicherweise vollkommen in ihren Bann schlagen - und ihn beherrschen.
12. Kapitel
Marcus Magnus vermochte sich nicht zu erinnern, je einen längeren Zwölfstundentag erlebt zu haben. Oft ging er zu Fuß nach Hause, liebte es, über die Hügel, die zwischen der Festung und seiner Villa lagen, zu wandern, aber heute abend nahm er seinen weißen Hengst. Blutrote Wolken hatten sich über ihm zusammengeballt und leiser Donner grollte in der Ferne, als er schließlich bei den Ställen eintraf.
Er kümmerte sich immer selbst um sein Pferd, wie es jeder Legionär, der sein Geld wert war, tat. Doch diesmal übergab er Trajan einem der Stallburschen. »Sei vorsichtig«, warnte er. »Trajan beißt gerne, und das bevorstehende Gewitter macht ihn nervös.«
Während seines Rittes hatten die Hufe seines Pferdes Diana, Diana, Diana getrommelt. Als er das Atrium betrat, war er enttäuscht und ungehalten, daß er von jemand anderem empfangen wurde.
Kell neigte den Kopf. »Ich hoffe, Ihr hattet einen produktiven Tag, General.«
»Ja, es ist viel geschehen.«
Kell verzog keine Miene, als Marcus sagte: »Ich werde heute abend in der Villa baden. Das Gewitter kann jeden Moment hereinbrechen.«
Kell widersprach seinem Herrn manchmal nur aus Prinzip. »Ich glaube, es braut sich erst langsam zusammen, um dann mit einem Donnerschlag zum Höhepunkt zu kommen.« Still fügte er hinzu, wobei du der Donner bist und sie der Blitz!
Marcus Magnus entging der Doppelsinn seiner Worte nicht. »Wäre es zuviel verlangt, wenn ich dich bitten würde, uns heute abend zu servieren?« fragte er Kell.
»Das hatte ich vor.« Normalerweise badete er eine, manchmal sogar zwei Stunden lang. Heute abend jedoch, dachte Kell, brachte er die Lady vernünftigerweise in etwa einer halben Stunde herunter.
Diana, die vor dem polierten Bronzespiegel in ihrer Kammer saß, sagte zu Nola: »Ich sollte mein Gewand nicht wechseln. Marcus schien von der violetten Seide ganz begeistert zu sein.«
» Wusste st du, daß die Farbe Lila magisch ist?« fragte Nola. »Dieser besondere Farbton verändert sich mit dem Licht. Im Schatten wirkt er beinahe schwarz, während er im Licht einer Lampe leuchtet und glüht. Lila verleiht dir Macht, ebenso wie die Amethyste, die du um deinen Hals trägst. Du mußt Veilchenduft zwischen deine Brüste und deine Gesäßbacken tupfen.«
»Dort habe ich noch nie zuvor Parfüm angewendet.«
»Es wird nicht umsonst sein, glaube mir.«
»Letzte Nacht benutzte ich Moschus.«
»Moschus ist ein sehr schwerer Duft. Veilchenparfum paßt heute abend besser.«
Als Nola die Tür auf ein leises Klopfen hin öffnete, stand Kell davor. »Wie ich sehe, hast du keine Zeit vergeudet, dich anzubiedern, Gallierin. Ich bin gekommen, um die
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