Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
leer. Am anderen Ende des Zimmers befand sich eine Tür, zu der er hinüberging. Der Geruch von Feuchtigkeit und verrottendem Stroh wallte betäubend aus der Dunkelheit unten an der Treppe nach oben. Stumm, aber trotzdem heftig verfluchte er Sir Stephen Douglas und trat rasch zurück, als er hörte, wie schlurfende Schritte sich von unten näherten.
    Mit einem Anschein der Lässigkeit stellte er sich in die Mitte des Raumes und wartete. Der Mann mit den schlurfenden Schritten tauchte aus dem Dämmerlicht der Treppe auf; er hielt einen Messingschlüssel und eine Laterne in der Hand, die er an den Haken neben der Tür hängte. Plötzlich, als ihm bewusst wurde, dass er nicht allein war, drehte er sich zurück in die Stube und verließ die Tür hinter sich.
    Hustend schlurfte er zum Tisch.
    »Hab’ gar nicht gemerkt, dass jemand hier ist, Sir. Master Gilby ist nicht da. Muss aber jeden Moment reinkommen. Wenn nicht, müssen Sie warten.«
    »Nein, das möchte ich lieber nicht«, sagte Peregrine, der seine Pistole in der Hand hinter dem Rücken verborgen hielt. Er lä-chelte beruhigend - das hoffte er jedenfalls —, als er auf den alten Mann zuging und die Waffe auf ihn richtete. »Ich habe nicht die Absicht, Ihnen wehzutun. Aber ich möchte gern, dass Sie sich einen Moment lang zur Wand drehen.«
    Der Wärter blinzelte ihn irritiert an. Sein Blick schoss zur Pistole und wieder zurück in Peregrines lächelndes Gesicht.
    »Was soll ich tun, Sir?«
    »Die Wand angucken«, wiederholte Peregrine ruhig, legte dem Mann eine Hand auf die Schulter und drehte ihn um. Dann zog er den Halfterstrick aus seiner Tasche und band dem Wärter rasch die Handgelenke zusammen. »Verzeihen Sie. Es dauert nicht lange.«
    Plötzlicher Lärm hinter ihm ließ ihn herumwirbeln. In der Tür zur Straße stand der Büttel und betrachtete die Szenerie mit ziemlicher Verwirrung; genau dies war die Sekunde, die Perry die Möglichkeit zum Handeln verschaffte. Denn den alten Mann hatte er bereits kaltgestellt. Jetzt ging er rasch auf den Büttel zu und streckte die Hand zur Begrüßung aus.
    »Master Gilby, nehme ich an. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Kopfschüttelnd versuchte der Büttel, seine Verwirrung loszuwerden. Sein Blick fiel auf die geöffnete Tür hinunter zu den Zellen, ehe er erschrocken zu dem lächelnden Besucher wanderte, der ihm immer noch die Hand entgegenstreckte, und wieder zurück zu dem alten Mann, der sich mit seinen auf den Rücken gebundenen Händen langsam in das Zimmer zurückdrehte. Doch der junge Kerl, der sie besuchte, stammte offenbar aus den gehobenen Kreisen; Hose und Umhang waren von bester Qualität und von ausgezeichneter Schneiderarbeit. Und er lächelte und hatte die Hand zur vertrauten Begrüßung ausgestreckt.
    Master Gilby zögerte einen Moment zu lange. Aus Peregrines ausgestreckter Hand wurde eine Faust, die mit einem ordentlichen dumpfen Schlag am Kinn des Büttels landete. Der Mann stolperte seitwärts und klammerte sich an den Tisch, um nicht zu fallen. Rasch trat Perry zu, sodass der Tisch unter dem Mann wegrutschte, und schlug danach die Tür zur Straße zu, die der Büttel in seiner Überraschung hatte offen stehen lassen. Der Schlüssel knirschte, als er im Schloss umgedreht wurde, was in der befremdlichen, unbegreiflichen Stille des Zimmers, das normalerweise nur Befehle kannte, so laut klang wie Donnerhall.
    Peregrine steckte sich den Türschlüssel in die Tasche und betrachtete das Ergebnis seiner nur kurz währenden Arbeit. Mittlerweile waren sie alle sicher eingeschlossen, und von der Straße aus konnte niemand stören. Keines der Opfer schien wirklich schwer verletzt, auch nicht Master Gilby, der auf dem Fußboden saß und sich mit Unheil verheißender Miene das Kinn rieb. Der alte Mann, dessen Hände immer noch auf dem Rücken gebunden waren, schaute von einem zum anderen. Sein Kopf schwankte von einer Seite zur anderen, als versuche er zu begreifen, was es mit diesem außergewöhnlichen Aufruhr in seinem sonst so friedlichen Alltag auf sich hatte.
    Perry kam zu dem Schluss, dass Master Gilby bestimmt noch Ärger machen würde. Also machte er wieder von seiner Faust Gebrauch und ließ sie noch einmal sauber auf das Kinn des Büttels krachen, was den Mann ausreichend bewegungsunfähig machte. In der Hoffnung, dass ihm Zeit genug bleiben würde, schnappte Perry sich zusammen mit der Laterne die Schlüssel von der Wand und stieg in die Dunkelheit hinab.
    »Marcus?«
    »Hier. Wo das

Weitere Kostenlose Bücher