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Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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schminkte, konnte sie für heute Abend die schwachen Altersfalten um die Augenwinkel und den Mund vergessen. Die grauen Strähnen in ihrem Haar waren in den letzten Tagen verschwunden. Die Paste, die sie aus feuchter Kreide herstellte, hielt nie sehr lange, aber sofern sie eine Haube aufsetzte, musste sie sich darüber keine Gedanken mehr machen. In ihrem Gepäck befanden sich mehrere matronenhafte Hauben, die sie nur selten trug; aber es war eine dabei, die ihr Haar vollkommen verbergen würde.
    Diese Morgenhaube besaß eine aufgebauschte Krone und Seitenzipfel. Unter dem Kinn band Alex einen sauberen Knoten - und hätte beinahe lauthals aufgelacht, als sie sich im Spiegel betrachtete. Der Kneifer mit den klaren Brillengläsern, den sie sonst mit einem Band um ihren Nacken gehängt hatte, saß jetzt auf ihrer Nase. Die Wirkung war perfekt. Jeder Zoll an ihr sah nach der betulichen Jungfer aus, die sie zu sein vorgab.
    Zum Schluss streifte sie schwarze Seidenhandschuhe über, schloss die Kammer hinter sich ab und machte sich auf den Weg in ihren Privatsalon. Der Raum war leer, als sie eintrat, aber der Tisch schon gedeckt und das Feuer im Kamin erst kürzlich angezündet worden. Aus der Karaffe auf dem Seitentischchen schenkte sie sich einen Sherry ein und setzte sich an den Kamin, wo sie auf ihre Dinnergesellschaft wartete.
    Wenige Minuten später tauchte Peregrine auf. Er trug ein rotes Samtjackett mit glänzenden Silberknöpfen, eine schwarze Samthose, weiße Strümpfe und schwarze Schuhe mit Silberschnallen. Der Kragen seines Hemdes war mit Spitze besetzt, ebenso die Manschetten, und das goldblonde Haar hatte er mit einer passenden Silberschnalle im Nacken zusammengebunden.
    »Ich wünsche Ihnen einen guten Abend, Alexandra.« Er verbeugte sich und riss die Augen auf, als er sie dann betrachtete. »Du lieber Himmel, was ist nun wieder in Sie gefahren? Ziehen Sie das aus, Frau. Es ist einfach abstoßend.«
    »Aber angemessen, finden Sie nicht auch?«, erwiderte sie und lächelte züchtig. »Ich halte es eher für reizend.«
    »Und ich dachte, wir wären übereingekommen, dass Sie heute Abend als Sie selbst hier auftauchen.« Er kam zu dem Stuhl, auf dem sie saß, und überragte sie auf eine Art, die sie als einschüchternd empfand.
    »Nein, Sir, ich bin mit gar nichts übereingekommen. Denn ich bin in dieser Gegend bekannt und könnte leicht erkannt werden.«
    »Mag sein, aber so geht es nicht. Es raubt mir den Appetit, und wie es nun mal ist, habe ich einen ziemlich großen Hunger.«
    Rasch beugte er sich über sie, knüpfte die Bänder unter ihrem Kinn auf und hob die Haube von ihrem Kopf. »Geben Sie mir diesen lächerlichen Zwicker auf Ihrer Nase.« Er nahm die Brille herunter und linste durch die Gläser. »Reines Glas, mehr nicht.«
    »Nun, natürlich. Was sonst?«, erwiderte sie. »Ich brauche sie ja nicht zum Sehen.«
    Brille und Morgenhaube warf er auf eine Sitzbank auf der anderen Seite des Salons. Die Hände auf die Hüften gestützt, schaute er sie an.
    »Die Bedienung ist viel zu jung, um Sie noch aus früheren Zeiten zu kennen. Hier sind Sie ziemlich sicher.«
    »Ich möchte kein Risiko eingehen.«
    »Jetzt erzählen Sie mir bloß nicht, dass diese Scharade an sich kein Risiko darstellt«, verkündete er in scharfem Tonfall und schenkte sich ein Glas Sherry ein, »in jeder Sekunde, in der Sie sie spielen, setzen Sie sich einem Risiko aus. Wollen Sie in London eigentlich so weitermachen?«
    Sie war schockiert über seinen vehementen Tonfall. Er hatte recht. Ja, natürlich hatte er recht, aber konnte er sich nicht vorstellen, dass sie sich in jeder Minute, die verstrich, über die Risiken im Klaren war?
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, erwiderte sie und gab sich Mühe, bescheiden zu klingen. Sie hatte tatsächlich noch nichts entschieden, weil es auch davon abhing, ob die Bediensteten am Berkeley Square schon früher dort angestellt gewesen waren oder nicht und sie von ihren seltenen Besuchen in London her kannten, die sie in ihrer Jugend unternommen hatte. Falls Sir Stephen und Lady Maude neue Diener angeheuert hatten, konnte sie hin und wieder in ihrem wahren Ich auftreten.
    »Nun, ich nehme an, dass die Leute, zu denen Sie wegen des
    Verkaufs der Bibliothek in Verbindung treten wollen, aus Ihrem früheren Leben stammen. Freunde Ihres Vaters, hatten Sie doch gesagt, oder? Rechnen diese Leute nicht damit, die Tochter des Vaters zu sehen?«
    »Nicht unbedingt«, gab sie zurück und wandte sich

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