Sinnliche Maskerade
leise.
»Danke für Ihre Einschätzung, Mistress Simmons. Sie bestätigen meine Meinung, aber ich hatte den Wunsch, ganz sicherzugehen. Wie lange ist Mistress Hathaway hier zur Schule gegangen?«
»Fünf Jahre ... fünf gut verbrachte Jahre, das kann ich Ihnen versichern.« Inzwischen glaubte Helene voller Vertrauen daran, dass sie für Alexandra bürgen sollte, und sprach sich, ohne zu zögern, aus.
Peregrine lächelte.
»Nichts anderes hatte ich erwartet. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Mistress Hathaway noch eine Schwester hat?«
Helene zog die Brauen zusammen.
»Ich verstehe nicht ganz, was das mit Alexandras bibliothekarischen Fähigkeiten zu tun haben soll, Sir.«
Peregrine zog sich zurück.
»Selbstverständlich nichts, Ma’am. Verzeihen Sie meine Neugierde. Ich wünschte nur zu erfahren, ob es Familienangehörige gibt, für die Mistress Hathaway verantwortlich ist. Ihre Arbeit ist wirklich außerordentlich, und ich möchte dafür sorgen, dass ihr Einkommen ausreicht. Bitte verstehen Sie, ich möchte sie nicht verlieren.«
Und wie genau war er jetzt auf diesem Lügenteppich gelandet? Lügen war ihm verhasst, aber es erweckte den Anschein, dass es sich nachteilig auf die Moral eines Mannes auswirkte, mit Mistress Alexandra in Verbindung zu stehen.
Aber offenbar hatte es funktioniert, denn Mistress Simmons lächelte.
»Ich glaube, dass ihre Schwester wohl versorgt ist, Mr. Sullivan.«
»Sehr gut.« Er verbeugte sich. »Ich möchte Ihre Zeit nicht länger beanspruchen, Ma’am.«
Sie senkte zustimmend den Kopf.
»Bitte richten Sie Alexandra meine wärmsten Grüße aus, wenn Sie sie das nächste Mal sehen.« Sie wandte sich wieder zum Haus, hielt dann inne und sagte über die Schulter: »Was hatten Sie gesagt, wo Sie wohnen, Mr. Sullivan? Die Bibliothek, in der Alexandra arbeitet. In London?«
»In Dorset, Ma’am. Genauer gesagt, in Combe.«
Ihr Gesichtsausdruck schreckte ihn auf. Mistress Simmons sah schlicht entsetzt aus. Dann war ihr Entsetzen plötzlich wie fortgewischt; sie nickte nur und kehrte ins Haus zurück. Peregrine lenkte Sam die Auffahrt hinunter. Es gab also tatsächlich eine Verbindung zwischen Alexandras Scharade und Combe Abbey ... er spürte den Schauder, der ihm über den Rücken rann. Wenn dieser Schwindel, mit dem sie Sir Stephen und Lady Maude an der Nase herumführte, auf irgendwelchen kriminellen Machenschaften beruhte, dann schwebte sie in ernster Gefahr. Wie konnte sie nur damit rechnen, nicht entdeckt zu werden? Er hatte sie doch schließlich auch entdeckt, und nach ihm würde es jemand anders gelingen. Und diese Leute würden ihr nicht dieselben Gefühle entgegenbringen wie er. Sollte er sie mit seinem Wissen konfrontieren? Oder würde ihr verständlicher Ärger über seine Schnüffelei die zögerliche Übereinstimmung sprengen, die zwischen ihnen herrschte? Im Moment wusste er sich keinen Rat.
Für die Schwestern verging der Tag wie im Fluge. Die Stunden waren viel zu kurz, sich all das zu erzählen, was sie sich zu erzählen hatten. Und als Alexandra schließlich ihre Hose anzog, standen ihr die Tränen in den grauen Augen.
»Ich kann den Gedanken kaum ertragen, dass du in diese be-drückende Situation zurückkehrst«, sagte Sylvia und schloss sie fest in ihre Arme. »Wie lange musst du die Scharade noch spielen?«
»So lange, bis ich zu Ende gebracht habe, was ich angefangen habe, meine Liebe.« Alex hatte die Lippen fest zusammengepresst, so tief war ihre eigene Abscheu vor der Rolle, in die sie jetzt zurückkehren musste.
»Alex, wir brauchen doch gar nicht so viel Geld. Wir könnten hier eine Weile mit Matty Zusammenleben.«
Alex schüttelte den Kopf.
»Nein, Sylvia. Ich will Gerechtigkeit. Wir nehmen, was uns gehört. Nicht mehr, aber auch keinen Penny weniger. Ein paar Monate sollten reichen, sofern meine eigenen Investitionen sich als so gewinnbringend erweisen, wie ich es erwarte. Aber ich muss aufpassen, dass ich nicht zu viel auf einmal auf mein Konto schiebe. Ich glaube zwar nicht, dass Sir Stephen es bemerken würde, solange er selbst genug Profit einstreicht, aber ich darf das Risiko nicht eingehen.«
Sylvia schwieg, weil sie wusste, dass jedes weitere Wort nutzlos war.
»Nun, immerhin kannst du dir jetzt in London ein paar Freiheiten leisten«, sagte sie, »obwohl du dich ja weiterhin verkleiden musst. Aber Sir Stephen und Lady Maude gucken dir nicht die ganze Zeit über die Schulter.«
Alex nickte und bemühte sich um einen fröhlicheren
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