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Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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ob sie die leichte Berührung seiner Fingerspitzen auf ihrer Wange immer noch spüren konnte. Auch ihre eigenen Gefühle hatte sie nicht geträumt, diese Welle des Verlangens, als er drauf und dran gewesen war, sie zu küssen, den Augenblick, als die ganze Welt sich auflöste und es nicht mehr zu geben schien als nur sie beide im Mondlicht.
    Du lieber Himmel, was war nur geschehen? Es war eine Katas-trophe. Zersplittert lag ihr Plan vor ihr. Nicht mehr als nur einer einzigen Person hatte es bedurft, die Verdacht geschöpft hatte, und alles war vorüber. Ausgeschlossen, solch eine komplexe Täuschung aufrechtzuerhalten, wenn auch nur ein einziger Mensch außer ihrer Schwester die Wahrheit kannte.
    Alexandra war regelrecht übel, als sie sich auf das Fensterbrett setzte und in die Morgendämmerung hinausstarrte. Sollte sie vielleicht die Flucht ergreifen, jetzt, bevor das Haus erwachte? Sollte sie Übelkeit vorschützen, in ihrem Zimmer bleiben und bis zum Abend mit ihrer Flucht warten - wenn sie sichergehen konnte, dass alle sich schlafen gelegt hatten?
    Aber jetzt aufgeben hieß, alles aufzugeben. Ihre kluge Umleitung von Sir Stephens Börsengewinnen reichte noch nicht aus, um Sylvia eine sorgenfreie Zukunft zu garantieren, geschweige denn sich selbst. Obwohl der Bibliothekskatalog beinahe vollständig war, würde sie noch ein wenig Arbeit investieren müssen, bis sie ihn auf dem Markt präsentieren konnte. Wenn sie ihre Arbeit daran mittendrin abbrach, hätte sie gar nicht erst anzufangen brauchen.
    Ist Peregrine Sullivan vertrauenswürdig? Ihr Geist beschäftigte sich mit einer Frage, die noch vor wenigen Minuten undenkbar gewesen war. Wenn sie darauf vertrauen konnte, dass er nichts verriet, konnte sie ihre Arbeit getrost fortsetzen und musste nicht sofort die Flucht ergreifen.
    Alexandra verließ ihren Platz am Fenster und fing an, tief in Gedanken versunken in ihrem Zimmer auf und ab zu marschieren. Wenn sie darauf vertrauen konnte, dass der Honorable Peregrine Wort hielt, gab es keinen Grund zur Panik. Und es gab keinen Grund, dass der Ehrenwerte Peregrine sein Wort nicht in Ehren hielt.
    Aber konnte sie auch auf sich selbst zählen? Nach den stürmischen Szenen oben auf der Klippe hatte sie kein Vertrauen mehr in sich, dass sie nächstes Mal auch wieder rechtzeitig fortlaufen würde. Sämtliche Willenskraft hatte sie aufbieten müssen, um sich im letzten Moment doch noch von ihm abzuwenden. Denn sie hatte diesen Kuss gewollt; es hatte keinen Sinn, die Tatsachen zu leugnen. Als sie sich abgewandt hatte, hatte es sich angefühlt, als würde sie sich ein Stück ihrer Haut abreißen. Wenn sie ihren Plan also nicht aufgeben wollte, blieb ihr nur noch eine Möglichkeit: Sie musste sich überlegen, wie sie ihm aus dem Weg gehen konnte, solange er sich im Witwenhaus aufhielt. Schließlich konnte er nicht unendlich lange in Dorset bleiben. Marcus hielt sich nie länger als eine Woche auf dem Lande auf; schon bald würde er also nach London zurückreisen und sich wieder um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Sein Gast würde ihn zwangsläufig begleiten. Und sie würde dort weitermachen können, wo sie angefangen hatte. Nur auf eins musste sie achtgeben: sich aus der Gefahrenzone zu bringen, bis es so weit war.
    Ihre Entschlossenheit wuchs, während sie zuschaute, wie der Himmel sich erst rosa verfärbte und dann in ein tiefes Orange tauchte, als die Sonne über dem Meer aufging. Das Ziel war schon zu nahe gerückt, um jetzt noch aufgeben zu dürfen - nur weil ihr der Mut fehlte.
    Eine Welle der Erschöpfung schwappte über sie. Ihr war klar, dass sie ein paar Stunden Schlaf brauchte, bevor sie das Spiel wieder aufnehmen konnte. Hastig schnappte sie sich ein Blatt Papier und schrieb eine Nachricht, dass sie unter starken Kopfschmerzen leiden würde, aber darauf hoffe, ihre Pflichten in der Bibliothek am Nachmittag wieder aufnehmen zu können.
    Verstohlen steckte sie den Kopf durch den Türspalt. Von unten drangen die Geräusche der Bediensteten herauf, deren Tag gerade anfing, als sie den Zettel am Türriegel befestigte. Alexandra schloss wieder ab und krabbelte ins Bett. Wenn sie am Frühstückstisch nicht erschien, würde ein Diener heraufkommen und die Notiz an der Tür entdecken.
    Als Peregrine zum Witwenhaus zurückkehrte, wirbelten ihm die Gedanken wild durch den Kopf. Natürlich hatte er nicht die Absicht, Alexandras Geheimnis zu verraten, war jetzt aber entschlossener denn je, zu ergründen, was es damit auf

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