Sinnliche Naechte in Paris
von einer verlegenen Marianne geliehen hatte und die ihr zwei Nummern zu groß waren.
Sobald sie die Marmorlobby des Apartmentgebäudes verlassen hatten, wollte Layla am liebsten gleich wieder in die Wohnung zurück und sich dort verstecken. Doch das ließ Khalil natürlich nicht zu. Als sie zurückwich, legte er einen Arm um sie und zog sie dicht an seine Seite.
„Du siehst schön aus, habiba .“
Der Mann mochte ja Gedanken lesen können, aber er war kein besonders guter Lügner.
„Ich sehe aus wie ein Kind, das sich für eine Halloween-Party kostümiert hat.“
Ein Grinsen spielte um seine Mundwinkel. „Eine charmante Beschreibung.“
„Eine akkurate Beschreibung“, versetzte sie, „und tu uns beiden bitte einen Gefallen, ja? Beleidige meine Intelligenz nicht, indem du behauptest, ich sähe schön aus.“
„Jeder wird denken, dass dein Kleidungsstil der neueste Trend von den Laufstegen in Mailand ist.“
Sie musste lächeln. „Wenn es doch nur so wäre!“
Layla gab sich alle Mühe, nicht auf die neugierigen Blicke zu achten. Es spielt gar keine Rolle, wie ich aussehe, redete sie sich ein, doch leider glaubte sie nicht eine Sekunde daran. Gerade als sie in die Avenue Montaigne eingebogen waren, schaute eine äußerst elegant gekleidete Brünette erst zu ihr hinüber, dann zu Khalil. Die Frau konnte sich ein Lachen kaum verkneifen.
„Okay“, sagte Layla und warf der Brünetten einen eisigen Blick zu, „das war’s. Du hast gesagt, wir würden einkaufen gehen. Wann?“
„Schon bald, das verspreche ich.“
Erleichtert seufzte sie. „Ich werde mir etwas Geld von dir leihen müssen. Ich habe nämlich weder Bargeld noch Kreditkarten dabei.“
„Mach dir darüber keine Sorgen. Was hältst du davon, wenn wir zuerst frühstücken, da wir das ja in meinem Apartment … ähm … übersprungen haben? Danach besorgen wir dir etwas zum Anziehen.“
Zwei etwa sechzehnjährige Mädchen, die genauso chic gekleidet waren wie die Brünette, kamen auf sie zu und kicherten bei Laylas Anblick laut.
„Wir gehen zuerst einkaufen“, stieß Layla zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Hier muss es doch irgendwo einen Laden wie Gap geben, in dem ich eine Jeans, eine Bluse und Schuhe kaufen kann. Und dann sagst du mir, was du vorhast. Du hast versprochen, es zu tun.“
Er nickte. „Zu beidem ja, habiba . Lass uns am besten hier reingehen.“
Sie blinzelte. Das Geschäft, auf das er deutete, war definitiv keine Filiale von Gap. Die schwere Holztür der Boutique wurde von einem livrierten Türsteher flankiert.
„Hier?“
„Hier.“
„Unmöglich. Ich kann nicht …“
„Du kannst“, widersprach er bestimmt und führte sie an dem lächelnden Türsteher vorbei hinein in die eleganten Räume.
Eine in ein klassisches schwarzes Kostüm gekleidete Verkäuferin kam direkt auf sie zu. Sollte sie Laylas Outfit merkwürdig finden, so ließ sie sich jedenfalls nichts anmerken.
„ Madame. Monsieur. “
Khalil lächelte. „Sprechen Sie Englisch?“
„Ja, natürlich“, erwiderte die Frau und strahlte ihn an.
Er schob Layla vor. „Wir brauchen ein paar Kleider“, erklärte er freundlich. „Genau genommen muss meine Begleiterin von Kopf bis Fuß neu eingekleidet werden. Können Sie uns helfen?“
Ein weiteres strahlendes Lächeln. „Aber certainement, mon sieur. Es ist mir ein Vergnügen. Mademoiselle? Würden Sie mir bitte folgen? Monsieur? Sie auch. Nachdem Sie Platz genommen haben, lasse ich Kaffee servieren, n’est-ce pas? “
„Nein“, protestierte Layla verzweifelt.
„Ja“, äußerte Khalil. Die Verkäuferin hatte keine Schwierigkeiten, herauszufinden, wer von beiden das letzte Wort hatte.
War es nicht Alice im Wunderland gewesen, die durch den Spiegel gegangen war?
Diesmal war es Layla.
Die Verkäuferin führte sie in einen riesigen Raum. Khalil setzte sich auf ein weißes Sofa, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf die gegenüberliegenden Spiegel und die erhöhte Plattform davor hatte.
Layla folgte der grazilen Angestellten an den Spiegeln vorbei in einen Raum, der kaum kleiner war als der, in dem Khalil wartete.
„Wenn mademoiselle sich bitte ausziehen würde …“
Die Französin streckte ihr einen weißen Bademantel entgegen. Layla dachte daran, sich zu weigern, sich nicht auszuziehen, doch sie hatte das dumme Gefühl, dass die Verkäuferin so schnell nicht lockerlassen würde. Also bückte sie sich seufzend, band die klobigen Schuhe auf und öffnete den
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