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Sinnliche Naechte in Paris

Sinnliche Naechte in Paris

Titel: Sinnliche Naechte in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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verrückt. Khalil verhielt sich, als wäre es ein ganz normaler Tag. Aber so war es nicht. Sie war nur deshalb an seiner Seite, weil er aus einem Land stammte, in dem das einundzwanzigste Jahrhundert noch nicht existierte.
    Mit einem Ruck machte sie sich von ihm los und drehte sich zu ihm um. So ging das nicht. Dass er so tat, als wäre alles in bester Ordnung. Und dass sie so tat, als würde seine Nähe sie nicht berühren …
    „Nein“, weigerte sie sich ein wenig atemlos.
    „Nein?“
    „Kein Spaziergang. Kein Frühstück. Nicht, bis du mir erzählt hast, was als Nächstes passiert und wann ich nach Hause zurückkehren kann.“
    „ Habiba. Das Café …“
    „Zur Hölle mit dem Café! Sag es mir jetzt. Jetzt sofort!“
    Khalil hob eine Augenbraue. Sie war wütend. Die meisten Frauen hätten nach einem solchen Shopping-Ausflug nur noch gelächelt – aber Layla war nicht wie andere Frauen. Außerdem konnte er es ihr wirklich nicht verdenken, dass sie wütend war. Sie besaß ein Recht, zu erfahren, was als Nächstes geschehen würde, und er hatte es nur deshalb so lange hinausgezögert, weil er die Befürchtung hegte, dass ihr nicht gefallen würde, was er plante.
    Nun, ihm gefiel es auch nicht. Natürlich nicht.
    Aber es gab keine andere Möglichkeit …
    „Khalil? Verdammt noch mal, antworte mir! Wie willst du Omar und Butrus davon abhalten, aus dieser Sache ein Blutvergießen zu machen? Wie willst du deinen Vater davon überzeugen, dass du das Richtige getan hast? Wann kann ich nach Hause, und welche Rolle spiele ich in deinem Plan?“
    Warum schaute er sie so merkwürdig an? Der Morgen war sonnig und warm, doch plötzlich lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken.
    „Du spielst eine große Rolle, habiba “, erklärte er schließlich. „Eine sehr große sogar. Genau genommen könnte man sagen, dass du die Hauptrolle innehast.“
    Seine Stimme klang ernst, die Augen funkelten eisgrau. Die an ihnen vorübereilenden Menschen, der Verkehr, alles verblasste. Plötzlich fühlte sich Laylas Mund staubtrocken an.
    „Welche Hauptrolle?“, wisperte sie.
    Khalil schien sie eine Ewigkeit lang anzustarren. Dann ergriff er ihre Hände.
    „Du wirst mich heiraten.“

8. KAPITEL
    Khalil hatte noch nie in seinem Leben einen Heiratsantrag gemacht.
    Wenn er ganz ehrlich war, hatte er bislang nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet. Natürlich würde der Tag kommen. Er war ein Mann, ein Scheich und Kronprinz, und er würde irgendwann die Nachfolge seines Vaters als Sultan antreten. Er trug Verantwortung, hatte Verpflichtungen. Dass er eines fernen Tages heiraten würde, wusste er mit der leicht distanzierten Gewissheit, mit der ein gesunder Mann spürte, dass eine Erkältung oder Grippe im Anmarsch war …
    Nun, er hatte Layla ja gar keinen richtigen Heiratsantrag gemacht – das würde er ihr natürlich sofort erklären – aber wenn eine Frau diese Worte hörte, dann sagte sie doch sicher etwas zu dem Mann, der sie ausgesprochen hatte, oder?
    Offensichtlich nicht.
    Layla sagte nämlich keinen Ton. Sie starrte ihn an, und ihr Gesichtsausdruck wirkte … wie sollte man ihn beschreiben? Beunruhigend.
    Es war nicht gerade das, womit ein Mann rechnete, wenn er eine Frau bat, ihn zu heiraten.
    Auch wenn er das natürlich in Wirklichkeit gar nicht getan hatte. Er hegte nämlich keinerlei Absicht, Layla zu heiraten. Zur Hölle, nein! Zum einen war sie Amerikanerin und benahm sich ebenso widerspenstig wie kratzbürstig. Außerdem hatte sie die lästige Angewohnheit, ihm offen ins Gesicht zu schauen, so als sei sie ihm ebenbürtig.
    Nicht, dass er nicht an die Gleichberechtigung der Geschlechter glaubte.
    Okay. Vielleicht tat er es nicht. Eine Frau sollte ihren Platz im Leben eines Mannes kennen, besonders wenn dieser Mann eines Tages ein Volk zu regieren hatte.
    Er war nicht daran interessiert, Layla zu heiraten.
    Die Bekanntgabe der Heirat gegenüber seinem Vater und Omar war das, was die Situation erforderte. Es war die einzige Lösung. Und wenn die Bekanntgabe richtig erfolgte, dann rechtfertigte es die Tatsache, dass er Layla Butrus gestohlen hatte.
    Verdammt noch mal, warum sagte sie denn nichts? Wieso stand ihr noch immer der Mund offen?
    Ihr Gesichtsausdruck machte ihn allmählich wütend.
    Es sei denn – um Himmels willen – sie hielt seinen Antrag für ernst gemeint?
    Khalil atmete langsam aus.
    Natürlich. Das war es. Sie hatte seine Worte für bare Münze genommen und war immer noch schockiert.

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