Sinnliche Stunden mit dem Fremden (Baccara) (German Edition)
Zachs Herz zog sich ein eisernes Band zusammen.
„Na, finden Sie das auch witzig?“, fragte Seth.
„Sie erpressen mich?“
„Ironie des Schicksals, was?“
„Was wollen Sie von mir?“
„Dass Sie sich von Abigail fernhalten. Und zwar für immer.“
„Nein!“ Der Protest platzte einfach so aus Zach heraus. Alles, nur das nicht.
„Nein?“, wiederholte Seth, offensichtlich völlig fassungslos. „Dann wollen Sie also, dass ich Ihr Unternehmen zerstöre?“
„Ich will, dass Sie Ihre Schwester ihre eigenen Entscheidungen treffen lassen. In jeglicher Hinsicht.“
Seth musterte ihn höhnisch. „Und weil Ihnen Abigails freier Wille so am Herzen liegt, haben Sie sie erpresst?“
Zach wusste nicht mehr, was er antworten sollte. Seth hatte recht: Sein Verhalten war verachtenswert gewesen.
„Ich werde jetzt durch diese Tür gehen. Und Abigail werde ich mitnehmen. Wenn Sie meine Schwester jemals weder anrühren, mit ihr sprechen, sie auch nur ansehen, werde ich DFB vernichten. Und Sie ebenfalls.“
„Das ist Amtsmissbrauch“, sagte Zach leise. „Und könnte Sie Ihre Stelle als Bürgermeister kosten. Und Sie ins Gefängnis bringen.“
„Ich beschütze meine Familie“, konterte Seth. „Und ich weiß, wie ich es anstellen muss, nicht erwischt zu werden. Versuchen Sie nicht, sich mit mir anzulegen, Rainer. Ich habe alle Trümpfe in der Hand.“
„Ich würde Abigail niemals wehtun“, erklärte Zach aufrichtig.
„Das haben Sie doch schon längst.“
Und wieder gab es nichts, was Zach zu seiner Verteidigung hätte sagen können. Seth hatte recht. Er hatte Abigail bereits verraten, ihr Vertrauen missbraucht. Alles, was sich seitdem zwischen ihnen entwickelt hatte, war beschmutzt gewesen von seinem rücksichtslosen Verhalten. Seth war im Recht. Und Zach im Unrecht.
Er nickte Seth knapp zu und verließ das Schloss. Abigails Bruder würde ihm niemals erlauben, sich richtig von ihr zu verabschieden. Abigail war fort, weg aus seinem Leben, zurück bei ihrer Familie. Aber er hatte sie ja sowieso niemals wirklich verdient gehabt.
Nach zwei Tagen Funkstille von Zach verwandelten sich Abigails Schuldgefühle in Frustration. Noch mal zwei Tage später wurde aus der Frustration Wut. Sie hatte ihm mehrere SMS geschickt, ihm ein paar Mal auf die Mailbox gesprochen. Ja, sie war einfach so mit Seth mitgegangen. Aber anstatt sie anzurufen, um mit ihr darüber zu sprechen, tat Zach so, als würde sie nicht existieren.
Irgendwann begriff sie, dass er auf diese Weise versuchte, sie zu einer Entscheidung zu zwingen. Und es hatte funktioniert: Sie hatte sich für die Loyalität ihrer Familie gegenüber entschieden. Ihre Familie war tausend Mal mehr wert als ein One-Night-Stand.
Seufzend wuchtete sie den schweren Sattel auf Diamonds Rücken. Sie war wieder zu Hause. Und hier würde sie auch bleiben.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Mandy, die Happy-Joe in der Nachbarbox gerade das Zaumzeug anlegte. Die beiden Schwestern hatten beschlossen, gemeinsam auszureiten.
„Nein, meinem Arm geht es wieder bestens“, versicherte Abigail ihrer Schwester. Die Wunde war fast verheilt, und die Narbe würde mit der Zeit sicherlich auch verblassen.
„Du warst immer schon unzerstörbar“, behauptete Mandy lächelnd.
„Als ob das ungewöhnlich wäre für eine Jacobs.“
Mandys Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen. Sie trug Jeans, ein Karohemd und ihren Lieblingscowboyhut. Abigail selbst hatte sich an diesem Morgen ebenfalls für Jeans entschieden. Dazu trug sie ein graues T-Shirt und ihre bequemen Cowboystiefel, in denen ihr sogar in der kühlen Herbstluft warm war.
Mandy schwieg eine Weile, dann sagte sie: „Und? Wirst du mir jemals von Craig Mountain erzählen?“
Wirklich überrascht war Abigail nicht über die Frage. Aber sie wollte trotzdem nicht darüber sprechen. Je weniger sie über Zach nachdachte, desto schneller würde sie ihn vergessen können. Andererseits wusste sie aber auch, dass ihre Schwester keine Ruhe geben würde, bis sie die ganze Geschichte kannte.
„Eigentlich gibt es nicht wirklich viel zu erzählen“, sagte sie betont fröhlich. Wie oft hatte sie Mandy damals ermutigt, um ihren jetzigen Mann Caleb zu kämpfen? Was Männer betraf, waren sie immer schon ehrlich zueinander gewesen. Doch in diesem Fall wollte Abigail nicht mit der ganzen Wahrheit herausrücken. „Ich habe einen Mann kennengelernt, mich am Arm verletzt, wir hatten eine Affäre, und jetzt bin ich wieder zu
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