Sinnliche Stunden mit dir
gehabt, und das mit einer bestimmten Absicht.
Zu
seinen Gunsten wollte sie annehmen, dass ihm das alles nicht so
bewusst war, aber die, wenn auch vielleicht unbewusste Strategie war
klar. Warum hätte er sonst heute dieses teure Kollier von dem
berühmtesten Juwelier der Stadt schicken lassen sollen, wenn
nicht, um sie für die Organisation der Dinnerparty zu
"bezahlen"?
Doch
je mehr sie darüber nachdachte, desto deutlicher wurde ihr, was
noch dahinter stand. Ganz offensichtlich hatten Jacksons Erfahrungen
ihn dahingehend geprägt, dass er meinte, für alles bezahlen
zu müssen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand ihm
etwas Gutes tat, ohne gleich eine Gegenleistung zu fordern, dass
jemand nett zu ihm war, ohne sich davon etwas zu versprechen. Sie war
selbstsüchtig gewesen und hatte nur an sich und Nick gedacht.
Und er hatte schon in seiner Kindheit die Erfahrung machen müssen,
dass jede Form von Zuwendung ihren Preis hatte, die der Babysitter,
Nannys und später der Lehrer im Internat. Tränen stiegen
ihr in die Augen. Dieser dumme Mann. Wie konnte er es wagen, sie in
dieselbe Kategorie einzuordnen?
Sie
atmete ein paar Mal tief durch. Wovor hatte sie eigentlich Angst? Was
löste dieses lähmende Entsetzen in ihr aus? Sicher, sie war
abhängig und in einer schwächeren Position, wenn sie ein
Baby hatte. Andererseits war Jackson der einzige Mann, den sie sich
überhaupt als den Vater ihres Kindes vorstellen konnte. Und wenn
sie nicht darauf einging, was war die Alternative? Sie würde nie
erfahren, wie es war, ein eigenes Kind in den Armen halten. Schlimmer
noch, sie enthielt Nick das Glück vor, der große Bruder zu
sein, der von einem kleinen Geschwisterchen angehimmelt wurde. Und
was noch wichtiger war, sie schenkte ihrem Mann nicht das Kind, das
er sich so sehr wünschte und durch das allein seine Trauer um
das ungeborene Kind ausgelöscht werden konnte, das Bonnie mit
sich in den Tod genommen hatte.
Sie
war absolut sicher, dass Jackson sie nie hintergehen würde. Auch
Bonnie hatte er damals nie betrogen, obgleich er allen Grund dazu
gehabt hatte. Er würde sie nie zu etwas zwingen, würde sie
nie schlecht behandeln oder gewalttätig werden, dazu hatte er
viel zu viel Selbstdisziplin. Und falls tatsächlich das
Schlimmste eintrat und sie sich trennen mussten, dann würde er
immer für sie sorgen und sie zumindest finanziell nie im Stich
lassen.
Ihr
war klar, dass sie beide die Schuld zu tragen hätten, falls ihre
Ehe schief ging. Aber noch hatte sie die Hoffnung, dass es
funktionieren konnte, dass aus dieser pragmatischen Abmachung das
werden könne, was eine Ehe eigentlich ausmachte: eine Verbindung
von zwei Menschen, die sich liebten und respektierten. Immer wenn sie
in seinen Armen lag, hatte sie das ganz deutlich gespürt. Anders
als die übrigen Mitglieder seiner Familie sehnte Jackson sich
nach einer dauerhaften Beziehung, das wusste sie. Er würde bei
ihr bleiben, es sei denn, er hätte einen Grund, sie zu
verlassen.
Aber
diesen Grund würde sie ihm nie liefern. Denn Jackson Santorini
gehörte zu ihr.
11.
Kapitel
Jackson
lag im Halbdunkel auf dem Bett. Nachdem Andrea ins Bad gestürzt
war, hatte er das Licht gedimmt, weil er die Helligkeit nicht
ertragen konnte. Was hatte er falsch gemacht? Hatte er Andrea
gegenüber nicht viel Geduld bewiesen, war er nicht zärtlich
und rücksichtsvoll gewesen? Und dennoch floh sie vor ihm, als
sei er ein Monster. Sofort musste er daran denken, dass Bonnie ihn
oft als ein solches bezeichnet hatte. Konnte es sein, dass auch
Andrea …?
Sie
hatten eine ganz klare Abmachung. Wenn Andrea innerhalb eines Jahres
nicht von ihm schwanger war, würden sie sich trennen. Aber er
wusste schon jetzt, dass er sie nie würde gehen lassen können.
Selbst wenn das bedeutete, dass er nie ein Kind haben würde,
weil seine Frau ihm kein Kind schenken wollte. Er hatte kein Recht,
ihr das vorzuwerfen, denn er hatte ja immer die Möglichkeit, sie
zu verlassen und mit einer anderen Frau ein Kind zu zeugen. Aber er
wusste tief in seinem Herzen, dass für ihn nur Andrea als die
Mutter seines Kindes infrage kam. Er betete sie an, und er würde
ihr gemeinsames Kind genauso lieben und für es sorgen, wie er
jetzt bereits Nick liebte und für ihn sorgte. Aber es war wohl
nicht zu leugnen: Sie hatte nicht den Wunsch, mit ihm ein Kind in die
Welt zu setzen.
Er
musste sich wohl damit abfinden. Für Andrea war ihre Ehe mehr
oder weniger eine geschäftliche Abmachung. Aber er hatte
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