Sinnliche Traeume auf Kyrene
ich mich durch ihre verführerische Schönheit täuschen ließ, ist keine Entschuldigung.
Aber ich möchte meinen Fehler wiedergutmachen, bevor ich S. G. Mitteilung mache. Deshalb habe ichV.’sVergangenheit durchforscht.
Wenn sie tatsächlich schuldig ist, werden meine Recherchen ihren Komplizen nicht gefallen, und sie werden versuchen, mich aufzuhalten. Im Falle meines überraschenden Todes möchte ich dir einen Hinweis hinterlassen, dem Du nachgehen kannst, alter Junge. Deshalb hinterlasse ich meiner Schwester diesen Brief. Sie soll ihn Dir geben, denn ich weiß, Du wirst weitermachen, wenn ich scheitern sollte.
Der Brief war nur mit einem schnell hingekritzelten N. unterschrieben.
Thome starrte auf die blaue See hinaus, ohne etwas zu sehen. Ein Sturm von Gefühlen tobte in seinem Innern: Schuld, Wut, Selbstvorwürfe. Nicht das Geringste hatte er über Nathaniels Nachforschungen gewusst.
Es fiel ihm natürlich nicht schwer, die geheimnisvollen Andeutungen in der Nachricht zu verstehen. „Unsere Identitäten“ bezog sich auf die ungefähr sechzig Wächter, die heimlich in England und überall in Europa arbeiteten. S. G. bezog sich auf ihren Anführer, Sir Gawain Olwen.
Wenn Nathaniel Schlüsselinformationen an Venus verraten hatte, so wollte er sicher nicht Sir Gawain seine Sünde gestehen, bevor er nicht versucht hatte, seinen Fehler wiedergutzumachen.
Thome stieß einen heftigen Fluch aus.
Wie hatte er nur so blind sein können? Damals war Nathaniels Tod für einen zufälligen Raubüberfall gehalten worden. Thorne hatte nicht verstehen können, dass ein erfahrener Wächter wie Nathaniel sich hatte überfallen lassen. Doch selbst eine wochenlange Suche in der ganzen Umgebung hatte keine Zeugen oder Verdächtigen zutage gebracht, keine einzige Spur, die zu seinem Mörder geführt hätte. Es gab auch kein anderes Motiv als das des räuberischen Überfalls.
Jetzt sah es eher so aus, als wäre Nathaniel ermordet worden, um zum Schweigen gebracht zu werden. Thorne war derjenige gewesen, der Nathaniel zu den Wächtern gebracht hatte. Und nun war sein Freund tot.
Thome umklammerte den Brief, während er stumm einen Schwur ablegte.
Er würde den Verräter finden, den Nathaniel verfolgt hatte. Mehr noch, er würde den Mörder seines Freundes finden oder bei dieser Suche sterben.
2. KAPITEL
„Hast du Thorne nun gesehen?“, fragte Amy, als Diana sie im oberen Stock in einem der Gästezimmer fand.
Diana hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken. Oh ja, sie hatte Thorne gesehen. Sie hatte sogar eine ganze Menge von ihm gesehen. „Ich traf ihn am Strand an.“
„Was hat er gesagt? Wird er seine Tante darum bitten, Schirmherrin meines Debüts zu sein?“
„Er hat es nicht direkt abgelehnt. Wir hatten wenig Gelegenheit, darüber zu sprechen, weil er zu sehr mit Schwimmen beschäftigt war. Ich denke aber, dass er bald ins Haus zurückkehren wird.“
Amy zog eine Schnute. Sie war ein quicklebendiges, überaus hübsches junges Mädchen, mit lebhaften blauen Augen und kecken blonden Locken, die sie nach der augenblicklichen Mode kurz trug. Doch wenn sie wollte, konnte sie ekelhaft dickköpfig sein. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie unter den Fittichen von Thornes Tante nach London wollte, um so Dianas Aufsicht zu entgehen.
Diana beobachtete, wie ihre Cousine unruhig auf und ab ging.
„Ich wünschte, er käme endlich“, beklagte sich Amy. „Ich werde noch verrückt nach den langen Wochen auf See, in denen ich nichts zu tun hatte. “
„Wieso ziehst du dir nicht dein Reitkleid an? Ich denke, Thorne wird dir gerne eines seiner Pferde leihen. “
Sofort fing Amy an zu strahlen. Sie war eine wilde Reiterin, aufgewachsen auf dem Land inmitten einer pferdenärrischen Familie. Diana selbst zog eine ruhigere Reitweise vor, doch sie ritt ebenso gut. Nach ihrer Verbannung aus der guten Gesellschaft hatte sie unzählige Stunden im Sattel verbracht und die Umgebung von Lunsford erkundet. Das Reiten und ihre Kunst waren in den letzten Jahren ihr einziger Zeitvertreib gewesen.
„Das ist eine wunderbare Idee!“, rief Amy aus. „Willst du mich begleiten?“
„Ich glaube, ich warte lieber auf Thornes Rückkehr. Sicher kann dich ein Reitknecht begleiten.“
In dem Lächeln, das Amy ihr schenkte, lag ein wenig Bitterkeit. „Vertraust du mir wirklich so sehr, dass du mich mit einem wildfremden Mann losziehen lässt? Hast du keine Angst, ich könnte mich ihm in die Arme werfen?“
Diana verkniff sich eine
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