Sinnliche Traeume auf Kyrene
bemerkte Venus.
„Das ist es in der Tat. Wir sind übereingekommen, eine sehr offene Ehe zu führen. Um ehrlich zu sein, hat Thorne selbst mir von Ihnen erzählt, Madame Venus.“
Bei diesem Geständnis hob Venus erstaunt die Brauen. „Tatsächlich?“
„Ja“, meinte Diana leichthin. „Thorne berichtete mir, dass Sie ihm bei dem Ärger, den meine Cousine Amy bereitet, behilflich sein wollen. Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet. Ich war mit meinem Latein am Ende. Ich wusste nicht mehr, was ich noch machen sollte, um ihr ihre Vernarrtheit in diesen Mitgiftjäger auszutreiben. Aber Thorne erzählte mir, dass Ihr Plan außerordentlich gut funktioniert. Mr. Kneighly soll von Ihrer Angestellten schon völlig verzaubert sein.“
„Kitty hat bereits großen Erfolg“, gab Madame zu. „Ihr Auftrag ist es, Mr. Kneighly so sehr zu beschäftigen, dass er keine freie Minute mehr hat, um Ihrer Cousine hinterherzulaufen. Und auch nicht den Wunsch. Und ich war glücklich, helfen zu können.“
„Sie würden mir einen weiteren großen Gefallen tun, wenn Sie damit einverstanden wären, mir Modell zu sitzen“, fuhr Diana fort. „Wie ich schon in meinem Brief erwähnte, zieht die Academy meine Aufnahme in Erwägung. Aber weil ich eine Frau bin, ist sie sich immer noch unschlüssig. Ein neues Werk könnte ihre Meinung ändern. Und sollte ich das Glück haben, doch schon aufgenommen zu werden, bevor ich Ihr Porträt beendet habe, so habe ich ein neues Bild für die Frühjahrsausstellung.“
Venus schürzte skeptisch die Lippen. „Es fällt mir schwer, zu glauben, dass ich in irgendeiner Weise die Entscheidung der Academy beeinflussen könnte, Miss Sheridan.“
„Oh, da habe ich keine Zweifel. Eine Frau mit Ihren außergewöhnlichen Zügen und Ihrer Figur wird großen Eindruck auf die Jury machen. Und ich verspreche Ihnen, ich werde Ihrer Schönheit gerecht werden. Ich bin eine gute Malerin. Wenn Sie es wünschen, zeige ich Ihnen einige meiner Bilder. Dann können Sie sich selbst ein Urteil bilden.“
Diana gab vor, ganz sachlich die Gesichtszüge ihrer Besucherin zu studieren. „Ich möchte Sie in der klassischen Manier malen, vielleicht als allegorische Figur. Instinktiv fällt mir da die griechische Göttin Aphrodite ein. Die Römer nannten sie Venus. Aber das wissen Sie ja sicher.“
Ein kleines, spöttisches Lächeln umspielte Venus’ Mund. Zum ersten Mal zeigte sie eine Spur von Gefühl. „Oh ja. Die Göttin der Liebe und der Schönheit. Sie bezauberte alle, die sie erblickten.“
„Genau“, stimmte Diana ihr zu. Sie verschwieg aber, dass man Aphrodite nachsagte, auch eine dunkle, böse Seite zu besitzen und eine tödliche, zerstörerische Macht über ihre Opfer auszuüben.
Diana ertappte sich dabei, dass sie an Nathaniel denken musste, und fragte sich, ob Venus die gleiche heimtückische Kraft besaß. Doch dann riss sie sich zusammen. Thorne hatte ihr geraten, vor Venus auf der Hut zu sein. Sie musste dem Plan folgen, den Thorne und sie gemeinsam ausgearbeitet hatten, und falls es nötig wurde improvisieren.
„ Natürlich werde ich Sie großzügig für Ihren Zeitaufwand bezahlen“, fügte sie hinzu. „Und wenn das Porträt seinen Zweck erfüllt hat, können Sie es behalten.“
„Ich denke, das ist ein fairer Handel.“
„Dann sagen Sie also Ja?“
„Wie viel Zeit werden Sie benötigen?“, fragte Venus. „Ich muss mich um mein Geschäft kümmern.“
„Fünf oder sechs Sitzungen von mehreren Stunden während ein oder zwei Wochen oder auch länger, wenn Ihnen das lieber ist. Für die erste Sitzung werde ich zwei oder drei Stunden brauchen, um die ersten Skizzen zu machen, damit ich dann über die richtigen Farben, die Komposition des Bildes und so weiter entscheiden kann. Ich bin jederzeit bereit anzufangen.“
„Ich habe jetzt Zeit, Miss Sheridan. Wenn ich nun schon den ganzen Weg hierher gemacht habe, möchte ich diesen Morgen auch nutzen.“
Diana war erleichtert, dass sie die größte Hürde genommen hatte - Venus’ Zustimmung zu erhalten. Sie lächelte erfreut. „Natürlich. Mein Atelier ist oben. Wenn Sie mich begleiten wollen? Wir können sofort beginnen. Welche Erfrischung wünschen Sie? Kaffee, Schokolade, Wein? Ich mache es meinen Modellen gern etwas gemütlich“, fügte Diana wahrheitsgemäß hinzu, als sie Venus’ erstaunten Blick bemerkte.
„Ich entscheide mich für Schokolade. Und einige Biskuits, wenn Sie haben. Mein Frühstück ist heute ausgefallen.“
„Alles
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