Sinnliche Traeume auf Kyrene
denke, Sie kennen Thorne sehr gut.“ Venus hob die Augenbrauen und musterte Diana eine Weile. „Ich kenne Lord Thorne schon eine ganze Reihe von Jahren“, sagte sie endlich. „Aber wir waren nie intim miteinander, wenn Sie das beruhigt.“
Diana spürte, wie sie rot wurde. „Ich gestehe, dass es mich erleichtert. Es wäre dumm, auf seine früheren ... Geliebten eifersüchtig zu sein. Aber manchmal kann ich nicht anders.“
In ihrem Ton musste eine Spur Wehmut mitgeklungen haben, und Venus schien es bemerkt zu haben. „Ich glaube nicht, dass Sie sich Sorgen machen müssen. Sie haben erreicht, was noch keine Frau erreicht hat - Ihnen hat er einen Antrag gemacht.“ Einen falschen Antrag, dachte Diana.
Als sie nicht antwortete, fuhr Venus fort: „Um die Wahrheit zu sagen, ich war froh über die Gelegenheit, Lord Thornes Verlobte kennenzulernen. Ich habe geglaubt, keine Frau könnte ihn je dazu bringen, seinen Junggesellenstand aufzugeben. Er schwor einmal, dass keine Frau ihn zähmen würde, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er diesen Schwur brechen würde.“
Diana lächelte. „Ich vermute, dass er recht gehabt hat. Auf jeden Fall werde ich ganz bestimmt nicht versuchen, ihn zu zähmen.“
„Vielleicht wirken Sie deshalb so anziehend auf ihn.“ „Anziehend?“
„Ich kann verstehen, was er an Ihnen findet. Auf einen Mann
wie Thorne müssen Sie äußerst faszinierend wirken.“
Höchst neugierig geworden, unterbrach Diana ihre Arbeit. „Wieso glauben Sie das?“
„Weil Sie so ganz anders sind als die Frauen, die ihm üblicherweise hinterherlaufen. Ihr Interesse für Kunst, zum Beispiel. Und mit Ihrer Schönheit und Ihrer Reife strahlen Sie etwas Besonderes aus, das den meisten der anderen Frauen fehlt.“ Diana sah sie groß an. „Wenn Sie das sagen, ist das ein großes Kompliment, Venus. “
Sie übertrieb nicht. Verglichen mit dieser beeindruckenden Frau fühlte sie sich plump und gewöhnlich. Mit einer Frau dieser Art konnte sie nicht konkurrieren. Schon immer hatten Männer für die Gunst einer solchen Kurtisane ihre Seele verkauft, dachte Diana niedergeschlagen.
Sie schwieg eine Weile und arbeitete weiter an dem Porträt. Jetzt malte sie das Weiß des Gewandes, die Schatten, arbeitete die Gesichtszüge stärker heraus und entwarf das Haar. Während der ganzen Zeit zermarterte sie sich das Gehirn nach einem Gesprächsthema, bei dem Venus sich mehr entspannen würde.
Endlich fiel ihr etwas ein.
„Ich frage mich, ob vielleicht... das heißt... Thorne hat den Ruf eines Wüstlings. Natürlich behauptet er, dass er mich liebt. Und im Augenblick schwört er, dass ihn keine andere Frau interessiert ..."
„Aber Sie befürchten, dass er nach der Hochzeit wieder herumstreunen wird“, sagte Venus geradeheraus.
Es fiel Diana nicht schwer, Verlegenheit zu zeigen. „Man weiß, dass Männer sich gerne Mätressen nehmen, wenn sie erst einmal verheiratet sind. Ich wünschte, ich wüsste, wie ich das verhindern könnte. Aber ich bin ratlos, wenn es um einen Mann wie Thorne geht. Ich frage mich ... vielleicht... Könnten Sie mir vielleicht Ratschläge erteilen, wie man auch noch nach der Hochzeit das Interesse eines Mannes erregt?“
Diesmal war das Vergnügen, das in Venus’Augen aufleuchtete, echt. „Es würde mich glücklich machen. Dass Lord Thorne den Ruf eines ausgezeichneten Liebhabers genießt, ist ohne Zweifel von Nachteil. Solche Männer langweilen sich sehr schnell. Aber ich kann Sie ein oder zwei Tricks lehren, um seine Zufriedenheit nach der Hochzeit zu erhalten - und vorher genauso, wenn Sie
es wünschen.“
Diana erkannte, dass die letzte Bemerkung den Zweck hatte zu erfahren, ob sie bereits eine intime Beziehung zu Thorne unterhielt.
Sie senkte den Kopf, als fiele es ihr schwer, darauf zu antworten. „Danach reicht schon.“
Sie hatte nicht die Absicht auszuplaudern, dass sie bereits wusste, was für ein guter Liebhaber Thorne war, und auch nicht, dass sie trotzdem immer noch sehr unerfahren war.
Thorne wäre glücklich, ihre Neugier zu befriedigen. Es wäre sogar möglich, dass sie heimlich eine Affäre mit ihm haben könnte ...
Diese wunderbare, aber leider skandalöse Vorstellung rief bei Diana tiefes Bedauern hervor. Sie konnte es sich einfach nicht erlauben, sich solchen Ausschweifungen hinzugeben. Sie musste an Amy denken. Und an ihre eigene künstlerische Karriere. Und jetzt auch an Venus.
Sie konzentrierte sich wieder aufs Malen.
Nach einiger Zeit trat sie
Weitere Kostenlose Bücher