Sinnliche Traeume auf Kyrene
schönen Augen lesen konnte, verriet ihm, was für einen Kampf sie mit sich ausfocht. Thorne hob den Zeigefinger und strich zart über Dianas Lippen. Er wartete.
Bei der sanften Berührung schloss Diana die Augen, damit sie seinen verführerischen Blick nicht mehr sah. So aufgewühlt, wie ihre Gefühle und all ihre Sinne waren, war sie in Versuchung, sich ihm zu ergeben, ohne lange die Konsequenzen zu bedenken. Er schlug ihr eine Affäre vor. Und eine Affäre besaß nicht die Vorteile, die eine Heirat einer Frau brachte. Und - großer Gott - sie wollte sich sogar darauf einlassen.
Sie konnte immer noch nicht fassen, dass sie so weit gegangen war, auf ihre Jungfräulichkeit zu verzichten. Die Entscheidung war ihr allerdings leicht gefallen. Ein natürliches Bedürfnis nach Trost und die Erkenntnis ihrer eigenen Sterblichkeit hatten sie dazu getrieben.
Wenn sie heute gestorben wäre, hätte sie nie erfahren, was es heißt, ganz Frau zu sein.
Und da sie jetzt Thornes Leidenschaft genossen hatte, sehnte sie sich nach mehr.
Sie wollte sich nicht länger gegen ihn wehren. Jahrelang hatte sie jedes weibliche Verlangen in sich rigoros unterdrückt, nur um einen Skandal zu vermeiden. Aber all ihre Anstrengungen waren vergebens gewesen. Sie hatte die Einsamkeit, die Enge ihrer dürftigen Existenz wegen nichts und wieder nichts ertragen.
Das sollte jetzt ein Ende haben, schwor sie sich. Einmal in ihrem Leben wollte sie wahre Leidenschaft erleben.
Thorne schien ihre Gedanken zu lesen, denn ein zärtliches Lächeln spielte um seinen Mund.
Seine Haut fühlte sich warm und glatt an, als er jetzt seinen geschmeidigen Körper an sie presste. Er senkte den Kopf und küsste zart eine ihrer Brustknospen, während er die andere mit den Fingerspitzen liebkoste. Es war wie ein Angriff auf all ihre Sinne, ließ ihr heiß und kalt werden und machte sie benommen.
Diana sog scharf die Luft ein, als es sie heiß wie Feuer überlief.
„Dann willst du also meine Geliebte werden, meine schöne Diana?“, murmelte er, und seine Stimme, weich wie Samt, streichelte sie so, wie seine Finger und seine Lippen sie liebkosten.
„Ja“, flüsterte sie und gab sich endlich dem Verlangen hin, dass Thorne von Anfang an in ihr geweckt hatte.
15. KAPITEL
Als Diana ihren Widerstand gegen Thorne aufgab, begann eine neue, leidenschaftliche Beziehung zwischen ihnen, denn nun lehrte Thorne sie, was Lust bedeutete.
Doch zu allererst war er um ihre Sicherheit besorgt. Am nächsten Morgen, als er Diana erlaubte, nach Hause zurückzukehren, bestand er darauf, dass drei seiner Diener sie begleiteten, die von nun an in ihrem Haushalt leben würden.
Sein nächster Schritt war, Venus einen Besuch abzustatten. Er wollte ihr die verdeckte Warnung zukommen lassen, sich in Zukunft von Diana fernzuhalten.
Venus empfing ihn in ihrem Boudoir. Sie lag auf der Chaiselongue und schlürfte Schokolade. Ein Umschlagtuch aus Samt verhüllte ihren üppigen Körper und schützte sie vor der Kühle dieses regnerischen Tages. Sie runzelte die Stirn, als sie sah, dass Thorne sich auf einen Stock stützte, und blickte noch erstaunter, als er mit der bandagierten Linken ihre Hand zum Handkuss ergriff.
„Haben Sie einen Unfall erlitten, Mylord?“
„Meine Stadtkutsche wurde gestern Abend von Wegelagerern aufgehalten“, erwiderte Thorne, während er auf einem Stuhl Platz nahm und den Stock beiseite legte, den er in Wahrheit nur der Wirkung wegen mitgebracht hatte.
„Wie schrecklich.“
Sie schien nicht sehr überrascht zu sein. Thorne glaubte nicht, dass er ihr an diesem Morgen irgendeine Art von Geständnis würde entlocken können. Er war gekommen, um ihr ein wenig Angst einzujagen.
Also berichtete er in allen Einzelheiten von dem Überfall, auch dass sein Kutscher und Miss Sheridan von Schüssen getroffen worden waren.
Gerade diese letzte Mitteilung schien Venus ernsthaft zu erschrecken. „Diana wurde getroffen?“, rief sie voller Entsetzen. Dabei setzte sie sich so heftig auf, dass sie fast ihre Schokolade verschüttete. „Wurde sie schlimm verletzt?“
„Nicht schlimm. Die Banditen hatten auf mich gezielt, aber die Kugel verfehlte mich und streifte sie an der Schulter.“
„Das ist ja furchtbar.“
Thorne schenkte Venus ein eisiges Lächeln. „Glücklicherweise haben sie Diana nicht ernsthaft verletzt, sonst hätten sie ihr Leben verwirkt. Glauben Sie mir, sollte Diana in Zukunft etwas zustoßen, würde ich die Täter bis ans Ende der Welt
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