Sinnliche Versuchung in Italien
dass ich furchtbaren Durst habe?“, fragte er.
Sie zuckte die Schultern und stellte ein Glas und eine Karaffe mit Wasser auf den Nachttisch und legte die Schmerztabletten daneben. „Etwas zu trinken ist immer gut.“
Dann ging sie wieder hinaus und hinterließ ihren zarten Duft im Raum.
Nachdem sie mit einem Arm voller Kissen zurückgekehrt war, schlug sie seine Decke zurück.
„Und was hätten Sie gemacht, wenn ich nun nackt gewesen wäre?“, fragte er.
„Ach herrje, ich bin Krankenschwester. Haben Sie das schon vergessen? Was glauben Sie, wie viele Männer ich schon im Adamskostüm gesehen habe? Alte, junge, dicke, dünne. Hübsche und hässliche. Der Anblick ist für mich nichts Besonderes. Und nun nehmen Sie die Stellung ein, die für Sie am besten ist.“
Lucca musste laut lachen, während er sich auf die rechte Seite drehte. Wann war ihm das zuletzt passiert?
„Kaum zu glauben, Sie können ja lachen“, spottete sie und half ihm, das gesunde Bein vorsichtig auf das verletzte zu legen. Dann stopfte sie zwei Kissen dazwischen. „Jetzt ist der Bruch entlastet, weil sich das Gewicht über das ganze Bein verteilt.“
Lucca stieß einen tiefen Seufzer aus. „Das fühlt sich herrlich an. Aber was passiert, wenn ich so nicht liegen bleibe?“
„Warum sollte das geschehen, wenn diese Position für Sie die angenehmste ist? Warten wir ab, wie es Ihnen morgen früh geht.“ Sie breitete die Decke über ihn aus, löschte das Licht und verließ den Raum.
Kaum war er allein, empfand er eine seltsame Enttäuschung. Annabelle verstand es zwar, sich zu wehren, wenn ihr etwas nicht passte, doch sonst verhielt sie sich äußerst zurückhaltend.
Wieder beschäftigte ihn die Frage, was für eine Arbeit sie für seinen Vater verrichtete. Auf jeden Fall schien sie es zu Guilios Zufriedenheit zu tun. Dem Telefonat zwischen den beiden hatte er gegenseitige Sympathie und Wertschätzung entnommen. Er hätte nur zu gern gewusst, was für ein Angebot seitens seines Vaters sie nicht annehmen wollte.
Und weshalb verschwieg sie Guilio seine Rückkehr? Gewiss nicht, weil sie ein Auge auf ihn, Lucca, geworfen hatte. Mehr als Mitgefühl brachte sie nicht für ihn auf, was ihn in seiner Ehre als Mann durchaus kränkte. Ihre Beweggründe blieben ihm ein Rätsel. Noch im Halbschlaf kreisten seine Gedanken um Signorina Marsh.
Und an sie dachte er auch zuerst, als er am nächsten Morgen aufwachte. Merkwürdig. Dann wurde ihm bewusst, dass er sich ausgeschlafen fühlte. Wirkte denn die Tablette noch? Heute gönne ich mir zum Frühstück einen Cappuccino, dachte er. Darauf hatte er so richtig Lust.
Als Lucca erfrischt aus dem Bad kam und in die Küche ging, fiel ihm auf, dass er die Krücke nicht genommen hatte. Und trotzdem bewegte er sich leichter als am Vortag. Während er sich Frühstück zubereitete, entdeckte er Annabelle auf der Terrasse. Sie hatte sich in einen bequemen Sessel gesetzt und trank, in Gedanken versunken, ihren Kaffee.
Mit seiner Tasse Cappuccino gesellte er sich zu ihr, und sie begrüßte ihn mit einem strahlenden Blick.
„Lassen Sie mich raten. Sie haben wie ein Murmeltier geschlafen. Richtig erholt sehen Sie aus“, sagte sie.
„Dank Ihrer kompetenten Fürsorge“, murmelte er und wunderte sich, wie eine Frau ohne Make-up schon am frühen Morgen so schön aussehen konnte. „Als ich gestern den Albtraum hatte, haben Sie mich geduzt. Und da ich die Nacht zuvor neben Ihnen eingenickt bin, schlage ich vor, wir lassen die Formalitäten und bleiben bei der Anrede“, schlug er vor.
Sie reagierte, wie er gehofft hatte: Ihre Wangen röteten sich. Er fand das bezaubernd. Wie hatte er neben dieser Frau nur jemals einschlafen können? Und wie kam es, dass sie nicht längst verheiratet war? Hatten die Männer in Amerika denn keine Augen im Kopf?
„Einverstanden“, sagte sie. „Setz dich doch, und erzähl mir, wie es dir geht.“
Mit einem Schlag war seine gute Laune verschwunden. „Sieh an, du bist nicht nur Krankenschwester, sondern auch noch Psychiaterin.“
„Letzteres nicht, aber mir scheint, du brauchst eine.“
„Den Teufel brauche ich.“ Er mochte es nicht, wenn sie in einem derartig sanften Ton mit ihm sprach.
Sie tat so, als hätte sie seinen Fluch nicht gehört. „Während deiner Albträume fantasierst du. Du solltest mal darüber sprechen, was dich belastet.“
„Nein, danke.“
Sie stand plötzlich auf. „Ein Arzt, von dem ich sehr viel gelernt habe, hat gesagt, dass alle, die etwas
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