Sinnliche Versuchung in Italien
hatte, und parkte in der Tiefgarage.
Guilio erwartete sie schon im Foyer und begleitete sie in die Suite im ersten Stock.
„Bin ich zu spät?“
„Nein, aber Marcella braucht heute mehr Zeit.“
„Warum?“
„Ich habe umdisponiert und möchte, dass Sie für die heutigen Aufnahmen nicht, wie eigentlich vorgesehen, das strenge Kostüm tragen, sondern ein Hochzeitskleid. Marcella hat einige Modelle mitgebracht. Sie sollen sie alle anprobieren, bevor wir uns für eines entscheiden.“
Ein bisschen merkwürdig kam Annabelle sich doch vor, als sie wenig später die teuren Brautkleider vorführte. Sie musste sich drehen und wenden, wurde von allen Seiten begutachtet und verstand kein Wort von den Auseinandersetzungen auf Italienisch. Als sie in der letzten Spitzenrobe den Umkleideraum verließ, riefen alle: „Oh“, und Guilio klatschte begeistert in die Hände. „Das ist es.“
Er nahm die Stylistin beiseite. „Lass ihr Haar offen. So kommt der Schleier besser zur Geltung.“
Fast gleichzeitig begannen alle, sich an Annabelle zu schaffen zu machen. Nachdem ihr Make-up perfekt war, wurden ihr ein Brillantkollier und dazu passende Ohrringe angelegt, und dann machten sie sich auf den Weg nach draußen.
Ein Assistent trug ihre hochhackigen Schuhe, die sie erst im Freien anziehen sollte. Ein anderer hielt die Schleppe, damit sie nicht über den Boden schleifte, während Annabelle hinunter in die Hotelhalle ging. Dort fingen die Gäste spontan an zu klatschen, und wenig später auf der Piazza begleiteten sie Rufe der Anerkennung, als sie auf den feuerroten Sportwagen zusteuerte, der am Fuß der Treppe stand, die zum mittelalterlichen Dom führte.
Guilio bemerkte ihr Zögern. „Sie müssen nicht alle zweiundsechzig Stufen hochsteigen“, sagte er.
Sie lachte verlegen, denn es fiel ihr an diesem Tag besonders schwer, im Mittelpunkt zu stehen.
Nachdem Giovanni den fast bodenlangen Schleier um sie drapiert hatte, beugte er sich vor. „Wenn Guilios Sohn Sie so sähe, würde er das schöne Amalfi – Girl heiraten wollen, und die Frauen hier an der Küste wären um einen begehrten Junggesellen ärmer.“
„Bestimmt“, stellte sie ironisch fest und zwinkerte ihm zu. Doch ihr Herz pochte plötzlich doppelt so schnell bei dem Gedanken, dass Lucca sie wohl kaum reizvoll finden und auch ein Bild von ihr als Amalfi – Girl bestimmt keinen Heiratswunsch in ihm wecken würde.
Trotzdem trieb ihr die Bemerkung, die sie eigentlich nur aufmuntern sollte, das Blut ins Gesicht. Marcella rettete die Situation, indem sie ihr einen Blumenstrauß reichte, in den Annabelle schnell die Nase senkte. So bemerkte niemand, dass sie tief errötet war.
„Nehmen Sie bitte verschiedene Posen ein“, bat der Aufnahmeleiter Basilio sie. Er öffnete die Beifahrertür des Sportwagens, sodass man den schicken schwarzen Ledersitz und die feuerrote langstielige Rose, die darauf lag, sehen konnte. „Als Erstes gehen Sie die Treppe hinauf, bis Ihre Schleppe sich in ganzer Länge entfaltet hat. Dann schauen Sie sich bitte um, als hielten Sie nach Ihrem Bräutigam Ausschau.“
Dann wurde wieder an ihr herumgezupft, und das Shooting begann. Basilio und Guilio übertrafen sich mit Vorschlägen, was für eine Pose Annabelle einnehmen sollte und was für eine Miene sie aufzusetzen habe. Giovanni erwies sich als ausgesprochen geduldig und ermutigte sie immer wieder zum Weitermachen.
Als er ihr endlich erklärte, dass er genug Aufnahmen gemacht habe, war sie erleichtert und beeilte sich, zurück ins Hotel zu kommen. Dort nahm man ihr den Schmuck ab und half ihr beim Entkleiden und beim Abschminken. Wenig später verließ sie in ihrem ärmellosen gelben Leinenkleid den Umkleideraum. Draußen wurde sie von Guilio empfangen, der sie zum Essen in sein Haus einlud.
Doch sie bat ihn, es verschieben zu dürfen, weil sie Kopfschmerzen habe. „Das Modeln ist anstrengender, als ich es mir vorgestellt habe“, sagte sie.
Er tätschelte ihr den Arm. „Heute war es auch besonders heiß. Sie sollten sich nicht mehr in der Sonne aufhalten und früh ins Bett gehen.“
„Danke für Ihr Verständnis. Sind Sie morgen wieder dabei?“
„Nein, ich fliege nach Mailand zu einem wichtigen Gespräch. Danach bin ich wieder da. Sie wissen aber, dass Sie mich jederzeit erreichen können?“
„Ja.“
„Das Hochzeitskleid gehört übrigens Ihnen. Marcella wird es aufbewahren, bis Sie es brauchen.“
„Das ist sehr großzügig von Ihnen, Guilio. Aber ich werde nie
Weitere Kostenlose Bücher