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Sinnlicher Maskenball in Venedig

Sinnlicher Maskenball in Venedig

Titel: Sinnlicher Maskenball in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raye Harris
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geredet.“
    Nico verzog den Mund. Es tat immer noch weh, daran zurückzudenken. „Ja. Bis ich alles vermasselt habe. Und nicht nur das. Ich habe ihn auch noch betrogen. Das Unternehmen Gavretti Manufacturing war bereits ein ganzes Jahr vor D’Angeli Motors aktiv.“
    Verblüfft blickte sie ihn an. Das hatte sie also nicht gewusst.
    „Ja, es stimmt“, fuhr er fort, obwohl er es kaum ertragen konnte, ihren Gesichtsausdruck zu sehen. „Ich habe den Prototyp geklaut. Ich habe das Motorrad ohne Renzo gebaut. Und darum hasst er mich. Und darum solltest du mir auch kein Geld anbieten.“
    Sie schwieg. Die plötzliche Stille in der Laube erschien ihm fast unerträglich. Es schien ihm, als wäre die Welt mit einem Mal stehen geblieben. Das Zwitschern der Vögel draußen drang wie aus weiter Ferne an sein Ohr.
    „Ich glaube dir nicht“, sagte Tina dann entschieden.
    Sein Herz setzte einen Schlag aus, doch er wollte sich keine falschen Hoffnungen machen.
    „Warum nicht, cara ? Du weißt doch, dass ich niemandem traue. Warum sollte ich nicht die Pläne genommen und mein eigenes Unternehmen gegründet haben?“
    „Ganz einfach“, erwiderte sie. „Weil du kein schlechter Mensch bist, Nico. Auch wenn du es gern so darstellst. Du hättest niemals den Prototyp geklaut, an dem ihr beide so lange zusammen gearbeitet habt. Du wusstest genau, was er Renzo bedeutet hat.“
    „Wie kannst du dir so sicher sein?“
    „Weil ich dich kenne. Und weil du das nicht bist.“
    „Das weißt du doch gar nicht“, beharrte er. „Jedenfalls kannst du dir nicht sicher sein.“
    Sie schien zu zögern. Dann stand sie auf und griff nach ihrem Buch.
    „Du kannst mir nichts vormachen“, gab sie zurück. „Es war nicht so, wie du es darstellst. Ich weiß es.“
    In diesem Moment passierte etwas mit ihm. Irgendetwas löste sich in ihm – etwas, von dessen Existenz er nicht einmal geahnt hatte. Überwältigt von Emotionen, stand er vor ihr und betrachtete sie nur. Konzentrierte sich auf ihr schönes Gesicht und brachte kein Wort heraus.
    Wie konnte sie ihn einfach nur anblicken und wissen, dass er es nicht getan hatte? In seinem ganzen Leben hatte noch nie ein Mensch an ihn geglaubt oder Partei für ihn ergriffen.
    Und nun stand diese Frau vor ihm. Diese Frau, die er wirklich anbetete. Und sie wollte ihm weismachen, dass er so viel besser war, als er dachte.
    Diese Frau, die er anbetete.
    Dio!
    Was hatte er bloß für Gedanken? Panik machte sich in ihm breit. Tina würde ihn doch sowieso irgendwann verlassen. Er durfte keine Gefühle für sie entwickeln.
    Nico trat einen Schritt zurück. Er betete sie nicht an. Er wollte einfach nur ihren Körper, das war alles. So langsam wurde er wirklich noch verrückt.
    Forschend betrachtete er sie. Sie sah elendig aus. Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange. Es brach ihm fast das Herz. Er wollte sie in den Arm nehmen und ihr die Wahrheit sagen, aber er konnte es nicht. Er durfte nicht wieder so schwach sein. Nie wieder.
    Wortlos drehte er sich um und ging.
    Tina hasste es, zu weinen. Während der letzten zwei Stunden hatte sie fast nur geweint. Warum hatte Nico ihr nicht die ganze Geschichte erzählt? Als wollte er, dass sie schlecht von ihm dachte.
    Irgendwann hörte sie das Geräusch des Helikopters, und es lief ihr kalt den Rücken herunter. Wo wollte Nico hin? Verließ er sie jetzt?
    Panisch sprang sie auf und lief hinaus zum Landeplatz, doch es war zu spät. Der Helikopter befand sich bereits wieder in die Luft und flog in Richtung Berge. Sie wusste, dass Nico drin saß.
    Er war einfach gegangen. Ohne ihr etwas zu sagen.
    Niedergeschlagen ging sie zurück in ihr Schlafzimmer und ließ sich auf das Bett fallen. Sie versuchte, Lucia eine Nachricht zu schicken, doch sie hatte wieder einmal keinen Empfang. Es war einfach alles zum Heulen.
    Irgendwann brachte Giuseppe ihr das Abendessen auf einem Tablett. Er warf ihr einen mitfühlenden, entschuldigenden Blick zu.
    „Er hat etwas Geschäftliches zu erledigen, Signora“, informierte er sie, als erklärte das alles. „Er wird in zwei oder drei Tagen zurück sein. Es ist sicher wichtig, sonst hätte er Sie bestimmt nicht einfach so während der Flitterwochen allein gelassen.“
    „Danke, Giuseppe“, antwortete Tina wie betäubt. Natürlich, etwas Geschäftliches. Vielleicht saß Nico ja gerade in irgendeinem Nachtclub in Rom auf der Suche nach einer Frau für die Nacht. Zur Ablenkung.
    Bei dem Gedanken wurde ihr fast schlecht. Nein , sagte sie

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