Sinnlicher Maskenball in Venedig
schreibt. Und ich werde zusehen, dass Renzo dir nichts anhaben kann.“
Nico schien nicht so recht zu wissen, was er davon halten sollte. Dann runzelte er die Stirn. „Ach ja? Und wie willst du das machen? Willst du Renzo auf Knien anflehen, dass er mich in Ruhe lässt?“
„Nein, ich hatte da eigentlich eine andere Taktik im Sinn.“
Allerdings hatte sie schon erwogen, Faith auf Renzo anzusetzen, damit diese dafür sorgte, dass er nicht auf dumme Gedanken kam. Aber sie hatte da noch einen Plan, der viel effektiver sein würde. Sie könnte Nico einfach kurzfristig ausreichend Bargeld zur Verfügung stellen. Damit wäre die Aussicht auf eine Übernahme völlig unattraktiv für Renzo.
Nico sprang auf und fluchte. „Glaubst du wirklich, ich würde dir vertrauen, Tina? Du bist eine D’Angeli, auch wenn du seit einem Monat mit mir verheiratet bist. Auch wenn wir ein Kind bekommen und tollen Sex haben. Du wirst immer mehr zu deiner Familie halten als zu mir.“
Tina fühlte sich, als hätte er sie geohrfeigt. Doch was hatte sie erwartet? Natürlich war er misstrauisch. Das konnte sie ihm auch gar nicht verübeln. Ihr würde es wohl nicht anders gehen. Frustriert stieß sie sich vom Tisch ab und verschränkte die Arme vor der Brust.
Natürlich hielt sie zu ihrer Familie. Aber er war jetzt auch ein Teil ihrer Familie. Offensichtlich war diese Erkenntnis noch nicht zu ihm durchgedrungen. Und dann war er auch noch zu stolz, zuzugeben, dass er sie jetzt wirklich brauchte.
„Ich verstehe ja, dass du so denkst, Nico“, kam sie ihm entgegen. „Es tut mir weh, wenn du so etwas sagst, aber ich kann es nachvollziehen. Glaub allerdings nicht, ich wüsste nicht, dass du mich unter anderem auch deswegen geheiratet hast, um damit etwas gegen Renzo in der Hand zu haben.“
Nico stritt es nicht ab. Es gab ihr einen Stich ins Herz, doch sie redete sich ein, dass es nicht wichtig war. Sie wusste mittlerweile genug über ihn und verstand, warum er niemandem traute. Er hatte zwar von klein auf jegliche Privilegien gehabt, aber schlechte Erfahrungen mit den Menschen gemacht und lernen müssen, sich zu schützen.
„Es war nicht der einzige Grund“, verteidigte er sich.
„Ich weiß“, erwiderte Tina ungeduldig. „Ist ja jetzt auch egal. Auf jeden Fall solltest du dir darüber klar werden, dass ich dir jetzt vielleicht eine große Hilfe sein könnte.“
Sie griff nach einem Kugelschreiber und schrieb einige Zahlen auf den Notizblock neben seiner Tastatur. „Vielleicht verstehst du es besser, wenn du dir einmal ansiehst, was ich aus meinem Geld gemacht habe.“ Dann deutete sie auf die Zahlen. „Sag mir, dass du es besser gemacht hättest, und ich halte den Mund.“
12. KAPITEL
„Wie sieht dein Plan aus?“
Tina blickte auf und sah Nico im Eingang zur Laube stehen. Er schien sie schon eine Weile beobachtet zu haben, während sie gelesen hatte – oder es versucht hatte. Nachdem sie aus seinem Büro geflohen war, hatte es eine Weile gedauert, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Um eine Weile allein zu sein, war sie hierhergekommen.
Jetzt legte sie das Buch auf den Tisch und betrachtete ihn forschend. Er sah ziemlich ernst aus. Sie wusste genau, dass es ihn große Überwindung gekostet hatte, diese Frage zu stellen, denn er hasste es, andere um Hilfe zu bitten. Aber offensichtlich hatte sie ihn mit den Zahlen überzeugt, die sie auf den Block geschrieben hatte.
„Du brauchst Bargeld“, erklärte sie. Sie würde jetzt nicht mehr um den heißen Brei herumreden. „Und ich habe welches. Damit können wir dich eine Weile über Wasser halten.“
Sie fuhr fort, ihm die Details zu erläutern, während er nicht mit der Wimper zuckte. Er war sichtlich erstaunt, weil sie so viel über ihn und seine Finanzen wusste. Sie hatte gut recherchiert. Es war ein Kinderspiel gewesen, die wichtigsten Dinge herauszufinden. Damit war sie fast vollständig im Bilde.
Nico riskierte nun sein eigenes Unternehmen, um das Familienanwesen zu retten.
„Und warum meinst du, meine Finanzberater wären nicht auch schon längst auf diese Idee gekommen?“, erkundigte er sich spöttisch.
„Das stelle ich gar nicht infrage“, versicherte sie ihm. „Das Problem ist nur, dass das nötige Bargeld ganz offensichtlich von Gavretti Manufacturing stammt. Du gehst damit ein großes Risiko ein, das ist ja wohl klar, oder?“
Er sah sie eine Weile an. Dann schien er zu verstehen. „Dein Bruder ist wirklich ein Idiot, weil er dich nicht für sich
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