Sinnliches Erwachen
Vermutlich hatte sie recht – und darauf hätten sie auch von allein kommen müssen.
Also, wo fangen wir an? wisperte Xerxes’ Stimme durch seinen Kopf. Sie konnten mit jedem Mitglied von Zacharels Armee auf diese Weise kommunizieren – wenn siewollten –, doch sie zogen es vor, es nur untereinander zu tun.
Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied macht , antwortete Björn. Egal, wo wir hingehen, wir werden einen Teil einer Dämonenarmee vernichten.
Wohl wahr. Aber die sechs Anführer werden sich darauf konzentrieren, die Menschen unter ihre Kontrolle zu bringen. Je mehr Menschen sie rekrutieren, desto weniger können wir gegen sie ausrichten.
Also noch mal: Wo willst du anfangen? wiederholte Xerxes.
„Hat euch eigentlich noch niemand erzählt, dass es unhöflich ist, in Gegenwart einer Dame dieses Telepathiezeugs abzuziehen?“, murrte Maleah.
Thane ignorierte sie. Einen Moment lang überlegte er. Wir teilen uns auf, jeder übernimmt einen Bereich. Wer einen von den sechs aufstöbert, alarmiert die anderen, und wir gehen zusammen rein.
Björn nickte.
Xerxes versteifte sich. Also gut.
Seit ihrer Rettung aus jenem Dämonenverlies waren sie nie länger als eine Nacht getrennt gewesen. Immer hatten sie einander den Rücken frei gehalten. Aber wenn sie jetzt zusammenblieben, würde das nur ihre Suche verlangsamen, und sie schuldeten ihrem ehemaligen König mehr als das.
Ich übernehme New York , verkündete Björn.
Ich übernehme die Highlands , sagte Xerxes.
Las Vegas war der zweitgrößte rote Punkt, aber …
Ich gehe nach Auckland. Ich hab da ein Haus. Thane beschützte, was ihm gehörte.
Er packte Björn bei der Hand und zog ihn kurz, aber fest an sich. Dann breitete Björn die Flügel aus und machte sich auf den Weg. Von Xerxes verabschiedete er sich auf dieselbe Weise, und auch der schoss davon.
„Oh, vielen Dank, Maleah“, murmelte das Mädchen und schüttelte den Kopf. „Du hast uns sehr geholfen, Maleah, ohne dich hätten wir das nie geschafft.“
„Das bleibt abzuwarten“, widersprach Thane.
Finster blickte sie zu ihm hoch. „Leg dir besser mal ein paar Manieren zu, bevor du dich noch mal an mich wendest. Sonst kriegst du von mir keine neuen Informationen mehr.“
„Ist das ein Versprechen?“
„Das ist eine Drohung.“
Mit Mühe unterdrückte er ein Grinsen. Bisher hatte ihm noch keine Frau lange widerstehen können. Und das war nicht der Stolz, der da aus ihm sprach, sondern die reine Wahrheit. Zu viele Damen hatten eine Schwäche für hübsche Gesichter, und sein Gesicht war hübscher als die meisten anderen. Fast hätte er traurig sein können, dass so wenige versuchten, unter die Oberfläche vorzudringen und den Mann hinter der Fassade zu entdecken – wenn er denn irgendein Interesse daran gehabt hätte, dass eine Frau den Mann hinter der Fassade sah.
„Warum machst du das überhaupt?“, fragte er Maleah. „Deinen Platz kannst du dir damit nicht zurückerkaufen.“ Das konnte niemand. Manche Gesandte waren ins Himmelreich zurückgekehrt, nachdem sie gefallen waren, aber Taten hatten damit nichts zu tun. Sie hatten sich einfach an den Höchsten wenden und darum bitten müssen.
„Ich weiß, dass ich das nicht kann“, sagte sie leise.
„Warum machst du das hier dann?“, fragte er noch einmal.
Sie blickte nicht in seine Richtung, doch er konnte sehen, dass ihr Lächeln traurig war. „Ich nehme an, mit meiner Antwort bist auch du sehr vertraut.“
„Und die wäre?“
„Reue.“
20. KAPITEL
Überall wäre Nicola lieber gewesen als in diesem noblen Steakhouse mit zwei Männern, die sie kaum kannte. Aber ihrer Schwester zuliebe war sie fest entschlossen, den Abend zu genießen. Und bisher nahm ihr auch jeder am Tisch ab, dass sie es tat.
„… und so hab ich nach ungefähr zwei Jahren gemerkt, dass sie mich über die meiste Zeit unserer Beziehung mit meinem Bruder betrogen hat. Und wisst ihr was? Das ist noch nicht mal das Schlimmste, was sie abgezogen hat!“ Und dann erzählte Blaine, Lailas Date, die nächste Geschichte über die Frau, die ihm das Herz gebrochen, sein Leben ruiniert und ihn als emotionales Wrack zurückgelassen hatte, und unterbrach sich dabei gerade lange genug, um den Rest seines fünften Biers hinunterzustürzen.
Laila bedeckte ihr Herz mit der Hand, die Augen feucht, während sie gebannt lauschte und ihn zu trösten versuchte.
Dex rieb sich den Nacken.
Gezwungen lächelte Nicola und setzte sich anders hin. Anstelle der bequemen,
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