Sinnliches Erwachen
so, dass sie sich von ihm abgewandt hatte. Er würde sie nicht für immer haben, also durfte er sich nicht gestatten, sich auf sie zu verlassen. Er hatte sich selbst, und nur sich selbst, und so musste es sein. So war es sicher. So kannte er es.
Mit langen Schritten marschierte er in die Küche und rief sein Feuerschwert herbei. Die Flammen knisterten und warfen ihr Licht voraus. Was er zu finden erwartete, wusste er nicht. Zacharel wusste nichts von diesem Ort, noch irgendein anderer Gesandter. Auch sein Vater kannte die Ranch nicht, aber der Mann war immer noch da draußen, auf der Jagd nach ihm.
Zu seinem größten Erstaunen sah er Axel an seinem Küchentisch sitzen, wo er genüsslich das Essen verdrückte, das Koldo für Nicola und ihre Schwester gekauft hatte.
Zorn flammte in ihm auf. „Wie hast du mich gefunden?“
Mit Käsestaub am Kinn erklärte der Krieger: „Ich kann jeden finden, überall, jederzeit. Ist so eine Gabe von mir.“ Er hielt eine Tüte Chips in die Höhe. Das einzig Ungesunde im ganzen Haus. „Hast du die auch mit Tabasco-Geschmack?“
Augenblicklich verblasste sein Zorn. Wenn Axel jeden finden konnte, war er auch in der Lage, Koldos Vater zu finden, bevor Nox ihn fand.
Die Schlacht könnte vorbei sein, bevor sie überhaupt begonnen hatte.
„Du hättest nicht kommen sollen, und du hättest keinen Alkohol mitbringen sollen.“ Nur ein Drink und Koldos Nefas-Seite würde an die Oberfläche drängen. Seine Zähne würden länger. Seine Fingernägel würden sich zu Krallen biegen. Sein Jähzorn würde das Ruder übernehmen. Klar. Alkohol ist alles, was es dazu braucht. „Aber wenn du schon mal hier bist, kannst du etwas für mich erledigen. Was immer es mich auch kostet, ich will, dass du einen … Nefas aufspürst.“ Er wartete auf eine Reaktion. Die meisten Leute erschauderten schon bei der bloßen Erwähnung dieser Rasse.
Axel jedoch ignorierte ihn und schob sich die nächste Ladung Chips in den Mund.„Du solltest mit der kleinen Blonden mal ein Wörtchen über das Teilen von Getränken mit Gästen reden – vor allem, wenn besagte Getränke dem Gast gehören! Es war verdammt unfreundlich von ihr, zu drohen, mir den Schädel mit der Flasche einzuschlagen, als ich versucht hab, sie mir zurückzustibitzen. Übrigens, ist dir bewusst, dass deine Hände leuchten?“
„Wovon redest …“ Koldos Blick fiel auf seine Handflächen. Seine schimmernden Handflächen. Nun war es also so weit, die Essenzia hatte begonnen, aus seinen Poren zu sickern.
Er hatte Nicola so sehr begehrt, dass sein Körper instinktiv danach gestrebt hatte, sie als sein persönliches Eigentum zu markieren, obwohl sie einen anderen wollte.
Er sollte sich schämen, bedachte man, dass er sich niemals mit ihr vereinen würde.
Doch das tat er nicht.
„Wie bist du an meiner Wolke vorbeigekommen?“ Für den Krieger hätte sie eine undurchdringliche Mauer darstellen müssen.
„Wenn ich dir das sagen würde, bla, bla, bla.“
Skeptisch hob Koldo eine Augenbraue. „… müsstest du mich umbringen?“
„Sei doch nicht albern. Ich würde dir nur die Zunge rausreißen, damit du es niemandem erzählen könntest, und die Hände abhacken, damit du auch nicht schreibst oder Zeichensprache benutzt.“ Axel klopfte sich die Krümel von den Händen und stand auf. „Ich würde dir ja gern helfen bei deinem kleinen Nefas-Problem, aber eigentlich bin ich hier, weil Zacharel ein Treffen im Himmel einberufen hat. Und was willst du überhaupt von diesem Nefas? Die Typen sind echt hardcore.“
„Genau wie wir.“ War dies das Treffen, das Zacharel erwähnt hatte, als Koldo in seiner Wolke gewesen war? Blutbefleckt und mit Blessuren übersät? „Wo will er uns sehen?“
„Am Tempel der Gottheit im Himmelreich.“
Die Gottheit. Germanus. Koldo freute sich darauf, seinen Mentor wiederzusehen. Seit ihm gesagt worden war, dass er jetzt Zacharel unterstellt war, hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Und das lag allein an Koldo. Er war so erzürnt über sein Schicksal gewesen, dass er lieber Abstand gehalten hatte, statt herumzubrüllen. Germanus jedoch hätte ihn jederzeit mit offenen Armen empfangen.
„Wir sehen uns da“, sagte er betont.
„Als wäre ich scharf drauf, hier noch weiter rumzuhängen und dich noch mal zu tragen. Hab ich erwähnt, dass du mehr wiegst als ein Haus?“ Axel breitete die Flügel aus und sprang in die Höhe, glitt durch die Decke und war verschwunden.
Koldo marschierte den Flur entlang
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