Sinnliches Erwachen
verloren sehen wollte, nicht einen Augenblick lang, und deshalb hat Er einen neuen König für dieses Reich eingesetzt. Sein Name ist Clerici, und in den kommenden Monaten wird er jeden Einzelnen von euch zu sich rufen, um euch kennenzulernen und euch Mut zuzusprechen.“
Clerici . Latein für „Klerus“. Koldo war dem Mann nie begegnet, hatte jedoch von ihm gehört – dass er fair, gerecht und erfolgsgetrieben sei.
Doch er war nicht Germanus.
„Z redet nicht lange um heißen Brei herum, was?“, flüsterte ihm Axel ins Ohr. „Der Mann hat Eier aus Stahl.“
„Wir sind Krieger, keine Kleinkinder“, fuhr Koldo ihn an. „Er muss uns nicht verhätscheln.“ Oh, dabei war alles, was er wollte, zu Nicola zurückzukehren, sie auf seinen Schoß zu ziehen und das Gesicht in ihrem Haar zu vergraben. Er würde schluchzen wie das Kleinkind, das zu sein er gerade abgestritten hatte, und um die Vaterfigur trauern, der er den Rücken gekehrt hatte.
Sie würde die Arme um ihn legen und ihm sagen, dass der Schmerz seines Verlusts vorübergehen würde. Und er würde ihr glauben.
„Da hat wohl jemand seine Tage, was?“, meinte Axel.
Ein Grollen stieg aus den Tiefen seiner Brust empor. „Bedauerst du den Verlust von Germanus denn gar nicht?“ War er nicht innerlich vollkommen zerrissen?
„Ich hab ihn nicht gekannt. Nicht wirklich.“
„Dann solltest du das bedauern.“
Zacharel sprach weiter, doch nicht über das, was Koldo am dringendsten wissen wollte. „Wie ist er umgekommen?“, rief er schließlich dazwischen, als er es nicht mehr länger aushielt.
Zacharel runzelte die Stirn. „Das wurde schon während der …“
„Erklär’s noch mal!“ Ein Schrei aus den Tiefen seiner blutenden Seele.
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Zacharel ihn niedergeschlagen, dessen war er sich sicher. Stattdessen schimmerte Mitgefühl in seinen jadegrünen Augen. „Luzifer hat beschlossen, einen neuen Machtkampf um die Menschheit zu starten, und sechs seiner besten Soldaten ausgesandt, um unseren König zu töten. Sie haben ihn nicht gleich umgebracht, sondern ihn erst entführt und zum Bösen verleitet, bevor sie ihmden Todesstoß versetzt haben. Diese Dämonen sind die Schlimmsten der Schlimmen, und ihr zerstörerischer Plan ist noch nicht am Ende.“
Dämonen.
Zorn brannte in seiner Brust. Zorn und Kummer. Schuld und Reue.
„Warum habt ihr uns nicht früher gerufen?“, knurrte Thane, als auch ihm der Geduldsfaden riss. „Wir hätten die Angreifer aufspüren können. Sie töten, bevor sie den Todesstoß ausgeführt hätten.“
„Und zwar mit Freuden“, fauchte Björn.
Zacharels Miene war ernst. „Ihr wisst so gut wie ich, dass die Dämonen Germanus nur erreichen konnten, weil er es zugelassen hat. Aus welchem Grund auch immer hat er es zugelassen. Es gab nichts, was ihr hättet tun können, das wir nicht bereits ausführten. Aber jetzt werden wir eure Fähigkeiten einsetzen, denn die Dämonen sind auf der Erde und halten sich versteckt. Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie vorhaben, Armeen von besessenen Menschen aufzubauen und es uns damit unmöglich zu machen, effektiv zu kämpfen.“
Weil Menschen nicht verletzt werden durften. Weil Dämonen von unwilligen Menschen nicht Besitz ergreifen konnten. Zuerst mussten sie dem Gift verfallen – oder die Dämonen mit offenen Armen willkommen heißen.
„Wir müssen sie aufspüren“, fuhr Zacharel fort, „und sie müssen aufgehalten werden, bevor ihre Böswilligkeit sich verbreitet wie die Krankheit, die sie ist. Und ihr, meine Soldaten, seid diejenigen, denen diese Aufgabe zugeteilt wurde.“
18. KAPITEL
Zacharel entließ alle außer Koldo und Axel.
Thane, Björn und Xerxes flogen in Richtung Westen davon. Die Frauen traten über den Rand der Wolke und ließen sich fallen, direkt auf die Erde zu. Sie alle trugen denselben Gesichtsausdruck zur Schau: eine Mischung aus Schock und Entsetzen, Zorn und Entschlossenheit.
Am liebsten hätte Koldo geflucht. Es konnte nur einen Grund haben, dass Zacharel ihn hierbehielt – einen Auftrag, der ihn daran hindern würde, an der Jagd auf die Dämonen teilzunehmen, die für Germanus’ Tod verantwortlich waren.
„Eine Horde von Nefas und Nagas hat einen Park in Wichita, Kansas verwüstet.“ Zacharel ratterte die Koordinaten herunter. „Clerici hat darum gebeten, dass ich euch beide hinschicke, um das Chaos zu beseitigen und die Schuldigen ausfindig zu machen, da ihr beide eine persönliche Verbindung zu diesem
Weitere Kostenlose Bücher