Sinnliches Erwachen
und in Nicolas Zimmer. Auf dem Bett hüpfte Laila auf und ab. Sie sang ziemlich schief und geriet völlig außer Atem.
„… Nana-nana-nana you love me. Yeah. Yeah. Nana-nana together.“
Nicola hatte es sich auf der Couch bequem gemacht und eine Decke über ihre Beine gebreitet. Auf ihrem Schoß lag eins seiner Bücher über himmlische Kampfstrategien.
„In der Kommode sind Schlafanzüge“, informierte er sie, und sie blickte auf. Dem Blick dieser sturmgrauen Augen zu begegnen war immer Freude und Qual zugleich. Er war immer direkt …
Nur nicht dieses Mal.
Sie sah weg. Ihre Wangen wurden rot.
Unbehaglich trat er von einem Fuß auf den anderen und schob die Worte hinterher, von denen Annabelle gesagt hatte, sie wären unerlässlich. „Diese Kleider wurden allein für dich gekauft. Keine andere Frau hat sie je getragen.“
„Danke“, antwortete Nicola steif.
Das war also nicht das Problem gewesen.
Laila sang weiter vor sich hin.
„Man hat mich gerufen“, erklärte er.
„Hey, Coolio.“ Laila ließ sich rückwärts auf die Matratze fallen und federte noch ein paarmal hoch. „Weißt du was? Ich find’s einfach bezaubernd!“
Er hatte keine Ahnung, was er darauf erwidern sollte.
„Wann bist du wieder hier?“, fragte Nicola und spielte mit einem losen Faden an ihrer Decke.
„Ich bin mir nicht sicher, aber ich werde dafür sorgen, dass jemand kommt, um dich zur Arbeit zu bringen, falls ich nicht vor morgen früh zurückkommen kann.“
„Keine Sorge. Am Wochenende arbeite ich nicht bei Estellä.“
Richtig. Morgen war Samstag.
„Aber wir haben unser Doppeldate“, fiel Laila ein. „Das wird so ein Spaß!“
Unwillkürlich ballte er die Fäuste, während er wartete, hoffte, dass Nicola das Wort ergreifen würde. Doch sie blieb stumm, wollte offensichtlich immer noch hingehen, trotz allem, was zwischen ihnen passiert war.
Es ist besser so, erinnerte er sich.
„Ich werde dafür sorgen, dass ihr hinkommt, wie versprochen“, presste er hervor.
Und jetzt sollte er gehen. Er wusste, dass er gehen sollte. Und trotzdem zögerte er. „Ich hab dir ein Handy gekauft“, erzählte er Nicola. Annabelle hatte darauf bestanden. „Es liegt in der obersten Nachttischschublade. Für mich hab ich auch eins gekauft.“ Im Augenblick steckte es in einer Tasche seines Gewands.
„Wie ist deine Nummer?“, fragte sie.
„Sie ist schon eingespeichert.“ Und es war die einzige, die in dem Gerät gespeichert war. Die einzige, die zu speichern er ihr erlauben würde. „Ruf mich an, wenn du mich brauchst. Egal aus welchem Grund.“ Selbst wenn es keinen gibt.
Sie nickte, öffnete den Mund, schloss ihn wieder.
„Mach dir keine Sorgen. Bleib ruhig.“
„Und Freude soll ich auch säen“, seufzte sie. „Ich weiß schon.“
Er machte sich nicht die Mühe, ihr zu sagen, sie sollte auf dem Gelände bleiben. Dafür würde die Wolke schon sorgen.
Ohne ein weiteres Wort teleportierte Koldo sich in den Garten von Germanus’ Tempel. So oft, wie er über die Jahrhunderte hier gewesen war, kannte er die Gegend auswendig. Zwei Flüsse strömten zwischen den Alabastersäulen auf der Vorderseite hervor und mäanderten durch die Blumenwiesen, bis sie sich über die Klippen am Rand in den Sternenhimmel ergossen. Doch zum ersten Mal war die gesamte Fläche voller Gesandter. Hunderte Männer und Frauen standen um ihn herum, der Lärm war ohrenbetäubend.
Koldo beamte sich hierhin und dorthin auf der Suche nach den Soldaten unter Zacharels Befehl. Ganz links am Rand fand er sie, direkt vor den Alabasterstufen und efeuumrankten Säulen, die zu den hoch aufragenden Toren des Tempels führten.
Charlotte und Ronen zwinkerten und winkten ihm zu.
Elandra wandte ihm den Rücken zu.
Malak war zu beschäftigt damit, Björn anzustarren, um ihn zu bemerken. Björn war zu beschäftigt, mit Thane und Xerxes zu reden, um Malak zu bemerken.
Jamila entdeckte ihn und runzelte die Stirn. Unsanft drängelte sie sich zu ihm durch und sagte: „Bei Estellä geht’s abwärts. Sirena hat es auf deine Kleine abgesehen. Die Sachen, die sie hinter Nicolas Rücken macht und sagt …“ Sie schüttelte sich.
Diese Nachricht erstaunte ihn. Wie konnte irgendjemand etwas gegen einen so freundlichen Menschen haben? „Ich kümmere mich um sie.“ Wer – oder was – auchimmer sie war. „Weißt du, was Sirena ist?“
„Ja. Böse.“
„Also bist du dir nicht sicher?“
„Nein“, grummelte sie.
Am Montag, wenn er Nicola zur Arbeit
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