Sinnliches Versprechen auf Sizilien
über bestimmte Dinge mit ihm zu sprechen, ihn zu einer Reaktion zu zwingen und aus der Reserve zu locken, die er ihr zum Schluss entgegengebracht hatte. Die große, alles überwältigende Leidenschaft war erloschen, zu Asche verbrannt.
„Denkst du wirklich, ich wollte das Ganze in der Boulevardpresse breittreten … öffentlich schmutzige Wäsche waschen?“
„Marina …“
Seine Stimme klang jetzt unüberhörbar drohend. Seine Augen funkelten warnend, er trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Doch Marina kümmerte sich nicht darum, sie kam jetzt richtig in Fahrt und dachte nicht daran, sich zur Ordnung rufen zu lassen.
„Glaubst du, du könntest mir befehlen, und ich würde brav kuschen und deine Bedingungen annehmen, weil ich dein Geld will?“
„Ich finde, du solltest dir meine Bedingungen erst einmal anhören.“
„Nein.“
Aufgebracht schüttelte sie den Kopf, sodass ihr Pferdeschwanz hin und her flog. „Für mich gibt es keinen Grund, sie anzuhören.“
Sie hörte Pietro scharf einatmen, er presste die Lippen zusammen. „Marina, ich hatte gehofft, wir könnten wie zivilisierte Menschen über unsere Scheidung sprechen.“
„Nein.“
„Nein?“
Nun wirkte er ehrlich schockiert. Ein berauschendes Triumphgefühl erfüllte sie.
„Nein. Deswegen bin ich nicht hergekommen. Solche ‚Aussprachen‘ sind nicht mein Fall. Du sollst wissen, dass ich …“ Sie verstummte und atmete tief ein.
Jetzt war der Augenblick gekommen aufzustehen. Marina schob ihren Stuhl so heftig zurück, dass er fast umgefallen wäre. Hoch erhobenen Hauptes stand sie da und blickte Pietro verächtlich an.
„Ich muss nur deine Anweisungen befolgen und mich deinen Bedingungen unterwerfen, wenn ich etwas von dir will. So lautet dein Handel. Mit dieser Trumpfkarte glaubst du, Macht über mich zu gewinnen.“
Sie hob ihren Aktenkoffer hoch und drehte die Vorderseite zu sich hin. Trotzig blickte sie Pietro in die blauen Augen.
Er musterte sie kalt und abschätzend und wartete.
„Aber diesen Trumpf hältst du nur in der Hand, wenn ich etwas von dir annehme. Darauf hast du dich verlassen. Und hier geht deine Rechnung nicht auf. Sie sollten wissen, Euer Hoheit Principe Pietro Raymundo Marcello d’Inzeo, dass ich nichts von Ihnen will. Nicht das Geringste.“
Nun musste sie erst einmal Luft holen.
Sie war darauf gefasst, dass er auffahren, irgendetwas sagen würde. Aber Pietro saß reglos da … wie eine Sphinx. Er schien kaum zu atmen, wirkte völlig beherrscht. Nur seine Augen funkelten gefährlich.
Ihr schlug das Herz bis zum Hals, doch Marina riss sie sich zusammen und fuhr gefasst fort: „Ich bin nicht hier, um mit dir um Bedingungen zu feilschen, sondern um dir welche zu stellen.“
Mit einer geschmeidigen Bewegung zog sie den Reißverschluss ihres Aktenkoffers auf und nahm einen Stapel Papiere heraus, die den Unterlagen vor Pietro und Matteo glichen.
„Ich habe dein Abfindungsangebot im Falle unserer Scheidung gelesen und beschlossen, es nicht anzunehmen. In keinem Punkt.“
Endlich bewegte Pietro sich und begann trügerisch ruhig: „Dann bekommst du …“
„Genau das will ich, mein lieber Mann! Deswegen bin ich hier – um dir persönlich mitzuteilen, was ich von dir will: gar nichts. Absolut nichts. Ich bin diese Ehe mit nichts eingegangen und werde sie auch so verlassen. Also nimm dein Abfindungsangebot und … mach damit, was dir beliebt. Ich will es nicht.“
Triumphierend warf Marina den Stapel vor Pietro auf den Tisch, wo er mit einem dumpfen Geräusch landete. Einige lose Blätter wirbelten hoch – direkt in das eisige Gesicht ihres Mannes.
3. KAPITEL
„Ich will nichts haben!“
Marinas Worte verhallten im Raum, und nur noch das leise Flattern der Unterlagen auf dem Schreibtisch war zu hören. Schließlich herrschte angespanntes Schweigen.
Neben Pietro hatte Matteo seinen Füllfederhalter fallen lassen und saß wie erstarrt da. Die junge Sekretärin am Fußende des langen Tisches hatte die ganze Zeit taktvoll geschwiegen und sich Notizen gemacht, jetzt hatte sie innegehalten und blickte Marina fassungslos an.
Pietro nahm die Szene mit einem einzigen Blick in sich auf, dann wandte er sich wieder Marina zu … seiner Frau, die nun bald seine geschiedene sein würde.
Sie musste sich nur mit seinen Bedingungen einverstanden erklären und an der vorgesehenen Stelle unterschreiben.
Stattdessen …
Nach ihrer explosiven Erklärung hatte sie sich noch nicht wieder gefangen. Sie atmete
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