Sinnliches Versprechen auf Sizilien
aus ihren Gedanken. Sie öffnete die Augen und blickte ihn forschend an. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Und wie er sie ansah …
„Ich fühle es auch“, fuhr er leise, fast beschwörend fort. „Es ist immer noch da, meinst du nicht?“
Unbehaglich wich Marina etwas zurück. Sie wusste genau, was er meinte. „Nichts ist mehr da“, wehrte sie schnell ab.
„Du lügst.“ Vorsichtig, nur langsam folgte er ihr, offenbar um sie nicht zu beunruhigen, doch der Ausdruck in seinen Augen machte sie noch nervöser.
„Warum sollte ich lügen? Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“
Natürlich wusste sie es … und leider viel zu gut. Pietro brauchte sie nur zu berühren, und alles in ihr begann zu pulsieren.
Entschlossen schüttelte er den Kopf. „Ich scheue mich nicht, zuzugeben, dass ich dich immer noch begehre. Und ich wäre ein Narr, wenn ich es abstreiten würde. Natürlich wehre ich mich wie du dagegen, aber ich habe keine Angst, mir einzugestehen, dass es so ist. Und wenn du ehrlich bist, müsstest du es auch tun.“
„Ich habe keine Angst!“
Machte sie sich da nicht etwas vor? Es hatte sie immer zutiefst beunruhigt, dieses leidenschaftliche, übermächtige Gefühl, das einem den Verstand raubte. Niemand hatte diese Wirkung auf sie ausgeübt, doch wenn Pietro ihr nur nahe war, schien sie es mit der Luft einzuatmen.
Ja, es machte ihr Angst, aber es war herrlich berauschend, und sie vermisste diese unglaublichen Empfindungen.
„Wenn du die Wahrheit hören willst: Ja, es ist noch da. Da ist immer noch der Sex. Allerdings muss es in einer Beziehung mehr geben als nur Leidenschaft.“
„Sie ist ein verflixt guter Anfang.“
Sein Lächeln, das Funkeln in seinen Augen waren verführerisch. Er konnte die Vögel aus den Bäumen locken, sie dazu bringen, ihm aus der Hand zu picken, wenn er seinen Charme spielen ließ. Als sie hergekommen war, hatte sie genau zu wissen geglaubt, was es mit diesem Charme auf sich hatte, und sich dagegen gewappnet. Doch jetzt musste sie erkennen, dass es keinen Schutzschild gegen die Gefühle gab, die Pietro in ihr weckte.
„Es wird keinen neuen Anfang geben. Zwischen uns läuft nichts, vergiss das nicht“, erinnerte Marina ihn entschlossen. „Wir sind hier, um unsere Ehe zu beenden. Nur deshalb.“
„Zunächst war es so“, musste er zugeben, doch sein Ton verriet, dass er sich dessen nicht mehr sicher war.
„Was meinst du mit ‚zunächst‘? Du willst hoffentlich keinen Rückzieher machen?“
Pietro zuckte nur die Schultern, ohne preiszugeben, was er dachte. Seine Züge zeigten keine Regung, der Ausdruck in seinen Augen war unergründlich.
„Du warst es doch, der die Bedingungen geändert hat.“ Er deutete auf die Unterlagen, die immer noch so auf dem Tisch lagen, wie sie dort gelandet waren. „Du hast die Abfindung zurückgewiesen, die ich dir angeboten habe.“
„Weil ich nichts von dir will!“
Langsam nickte er, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Unvermittelt trat er einen Schritt vor und stand jetzt direkt vor ihr. Doch er wirkte nicht gefährlich oder bedrohlich, er war einfach nur da. Und viel zu nah!
„Du hast alles über den Haufen geworfen. Deshalb bleibt uns jetzt nichts anderes übrig, als neu zu verhandeln – mit neuen Bedingungen.“
Die Situation war unmöglich! Marina verstand nicht, worauf Pietro hinauswollte. Wenn sie finanziell mehr verlangt hätte, als er ihr zu geben bereit war, hätte sie verstanden, warum er sich gegen die Scheidung sperrte. Aber so …
Sie sah ihre Freiheit, die Hoffnung auf eine neue Zukunft in der Ferne verschwinden …
„Das ist doch lächerlich! Du kannst unmöglich wollen, dass ich mehr von dir annehme – die Scheidung ablehnen, weil ich weniger fordere, als du mir angeboten hast.“
So kleinkariert konnte Pietro nicht sein: die Scheidung zu verweigern, weil sie seine Bedingungen unterbot . Nein, darum ging es hier nicht! Pietro d’Inzeo mochte vieles sein – herrisch, bevormundend, arrogant, kalt –, aber kleinkariert war er nicht. Also musste etwas anderes ihn dazu bewogen haben, seine Meinung zu ändern, darauf zu bestehen, neu zu verhandeln. Und es war dieses „Etwas“, das Marina beunruhigte.
Wieder bewegte er sich, kam langsam noch näher, doch aus irgendeinem Grund schaffte sie es nicht, vor ihm zurückzuweichen. Innerlich war sie hin- und hergerissen. Einerseits musste sie stehen bleiben – Pietro sollte nicht denken, sie hätte Angst, wie er behauptet hatte. Andererseits wollte sie,
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