Sinnliches Versprechen auf Sizilien
viel zu schnell, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich, und ihre vollen Brüste hoben und senkten sich. Ihre eben noch blassen Wangen zeigten jetzt eine reizvolle Röte, die kein Make-up der Welt hätte zaubern können. Die grünen, von langen, dunklen Wimpern gesäumten Augen funkelten, ihr wunderschönes rotes Haar hatte sich aus dem Pferdeschwanz gelöst und fiel ihr nun offen und unsagbar verführerisch über die Schultern.
Das war wieder die Frau, die ihn bei der ersten Begegnung verhext und völlig um den Verstand gebracht hatte. Unglaublich stolz und selbstbewusst sah sie aus … und einfach wunderbar! Noch nie war sie so schön gewesen – nicht einmal bei der Hochzeit, als er geglaubt hatte, die schönste Frau der Welt zu heiraten.
Oder vielleicht doch – später, als sie mit ihm im Bett lag und ihr wunderschönes Haar auf dem cremefarbenen Kissen ausgebreitet war – die Lippen geschwollen von seinen Küssen, die grünen Augen dunkel vor Lust und sexueller Erfüllung …
Nein!
Grimmig verdrängte Pietro die erotischen Bilder, die ein Eigenleben zu entwickeln drohten, und zwang sich, die augenblickliche Situation in den Griff zu bekommen. Wieder einmal hatte er etwas anderen überlassen, und wohin führte so etwas?
Das Schweigen im Raum wurde unerträglich, doch weder die Sekretärin noch Matteo wagte, es zu brechen. Marina atmete immer noch heftig, und draußen begann der Regen erneut gegen die Scheiben zu peitschen.
Als sie seinen Blick auffing, beschloss Pietro zu handeln. Lautstark schob er den Stuhl zurück, stand auf und deutete wütend zur Tür.
„Raus! Alle! Auf der Stelle!“
Doch es bedurfte der Aufforderung gar nicht, Matteo und die Sekretärin konnten nicht schnell genug den Raum verlassen.
Auch Marina war bereits auf dem Weg dorthin.
„Du nicht!“
Blitzschnell ging Pietro um den Tisch herum. Mit wenigen Schritten war er bei ihr, packte sie am Arm und hielt sie zurück.
„Ich sagte, du nicht.“
Trotzig sah sie ihm ins Gesicht, er konnte förmlich spüren, wie sie sich verspannte. Aber überraschenderweise leistete sie keinen Widerstand, wie er erwartet hatte, vielleicht weil sie sich in der Kanzlei seines Anwalts befanden. Oder wohl auch, weil ihr bewusst wurde, dass sie ihm die Zurückweisung – und die Unterlagen – nicht einfach ins Gesicht schleudern und verschwinden konnte. Ihr durfte klar sein, dass er ihr nachstürmen würde. Früher oder später mussten sie diese Sache ausfechten. Früher schien ihr lieber zu sein.
Ihm auch.
„Was geht hier vor?“, stellte er sie scharf zur Rede, sobald er die Tür hinter den beiden anderen zugeschlagen hatte. „Was, zum Teufel, soll dieses Spielchen?“
Rebellisch funkelte sie ihn an, doch endlich bequemte sie sich zu einer Antwort.
„Es ist kein Spielchen . Ich meine es bitterernst … und zwar jedes Wort.“
„Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Warum solltest du auf alles verzichten wollen?“
„Warum nicht, Pietro?“, hielt Marina kühn dagegen. „Warum sollte ich deine Abfindung nicht ablehnen? Ich denke nicht daran, deine pingeligen Bedingungen anzunehmen!“
Pingelig? Pietro presste die Lippen zusammen, um nicht aufzubrausen.
„Was ich dir angeboten habe, war sogar sehr großzügig …“
„Das bestreite ich gar nicht“, unterbrach sie ihn schneidend. „Du bist ein schwerreicher Mann, und wie ich schon sagte, gibt es schließlich Scheidungsgesetze.“
Jetzt konnte er sich nicht mehr beherrschen. Für Marina war das offenbar alles, was zählte.
„Denkst du etwa, ich würde dir nur deshalb eine Abfindung anbieten – weil es dafür gesetzliche Regelungen gibt?“
Wie Ringkämpfer blickten sie sich in die Augen. Erst jetzt merkte er, dass ihr Gesichtsausdruck sich verändert hatte. Marina wirkte nicht mehr so trotzig oder herausfordernd, eher traurig und niedergeschlagen. Das triumphierende Funkeln in ihren Augen war verschwunden, diese schimmerten jetzt moosgrün.
„Nein“, räumte sie matt ein und blickte zu Boden. „Nein, natürlich denke ich das nicht.“
„Warum willst du dann auf alles verzichten?“
Unvermittelt hob sie den Kopf, und der Ausdruck in ihren Augen rührte etwas in ihm an, gegen das er machtlos war.
Teufel noch mal, nein! Er war frustriert und fassungslos und auf verrückte Weise aus dem Gleichgewicht geraten. Das kannte Pietro nicht an sich. Er war es gewohnt, alles unter Kontrolle zu haben, vor allem sich selbst. Doch er begehrte diese Frau verzweifelt, was die
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