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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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also weiter. Der Onkel Kurfürst möchte Polnisch-Preußen für sich nehmen, daher verspricht er uns seine Hilfe. Wenn ihm die Schweden aber heute ein Stück Groß-Polen hinwerfen, so wird er aus Leibeskräften den Schweden beistehen, so lange, bis er auch den Rest in seine Gewalt bekommen hat. Das Unglück aber ist, daß die Schweden es auch auf Groß-Polen abgesehen haben, und da könnte es leicht zwischen dem Kurfürsten und ihnen zu Mißhelligkeiten kommen.«
    »Mit Staunen höre ich Eurer Durchlaucht zu.«
    »Und mir, was bleibt mir zu tun übrig? Ich und der Fürst-Wojewod haben beschlossen, daß, solange sich die Sachlage in Preußen nicht geklärt hat, ich nicht offen zu den Schweden übergehen soll. Ich habe sogar geheime Boten zu Jan-Kasimir geschickt, daß ich bereit wäre, den Landsturm in Podlachien einzuberufen, wenn er mir das betreffende Manifest gibt. Der König hätte sich vielleicht täuschen lassen; aber die Königin traut mir nicht und hat ihm abgeraten. Wenn dieses Weib nicht wäre, so stände ich jetzt an der Spitze der ganzen Schlachta von Podlachien, und die Konföderierten hätten keinen anderen Ausweg, als sich unter mein Kommando zu stellen. Ich würde dem Scheine nach ein Parteigänger Jan-Kasimirs sein, tatsächlich aber mit dieser großen Streitmacht den Schweden beispringen und von ihnen möglichst viel zu erhandeln suchen. Aber das Weib ist imstande, auch die feinsten Pläne zu durchschauen. In ihrem kleinsten Finger steckt mehr Geist als in Jan-Kasimirs ganzem Kopfe.«
    »Der Fürst-Wojewod,« begann Kmicic.
    »Der Fürst-Wojewod,« unterbrach Boguslaw ungeduldig, »kommt immer zu spät mit seinem Rate. – Da schreibt er: »Die Konföderierten wollen nach Zabludow kommen. Dort gibt's Bier genug; wenn sie sich betrunken haben, soll man sie niedermetzeln. Das ist das beste Mittel, sie los zu werden.«
    Boguslaw warf den Brief verächtlich auf den Tisch.
    »Ich soll zu gleicher Zeit nach Preußen eilen und eine Metzelei veranstalten; mich für einen Parteigänger Jan-Kasimirs ausgeben und seine Anhänger, die dem Vaterlande treu bleiben, ermorden. – Liegt da ein vernünftiger Sinn drin?«
    Einen Augenblick schwieg er; dann kam ihm anscheinend ein neuer Gedanke. Er schlug sich vor die Stirn und fragte:
    »Und Sie, Sie gehen nicht nach Podlachien?«
    »Gewiß doch!« antwortete Kmicic. »Ich habe einen Brief für Harasimowicz, den Verwalter von Zabludow.«
    »So. – Harasimowicz ist bei mir. – Warten Sie, ich werde ihn rufen lassen,« entgegnete der Fürst.
    Fürst Boguslaw schlug in die Hände und befahl dem eintretenden Diener, Harasimowicz zu rufen.
    Nicht lange, so erschien Harasimowicz auf der Türschwelle.
    »Ein Brief für Sie ist hier,« sagte der Fürst zu ihm.
    Harasimowicz verbeugte sich erst vor dem Fürsten, dann vor Pan Andreas, der ihm das Schreiben überreichte.
    »Lesen Sie!« sagte Baoguslaw.
    »Pan Harasimowicz! Die Stunde ist gekommen, wo ein treuer Diener seinem Herrn seine Anhänglichkeit beweisen kann. Raffen Sie alles Geld zusammen, das Sie in Zabludow auftreiben können, und schicken Sie es mir möglichst schnell. Sinnen Sie allerlei Mittel aus, um den Einwohnern der umliegenden Dörfer und Städte soviel als möglich Geld abzufordern; ja, plündern Sie selbst die Staatskassen.«
    »Das alles haben die Konföderierten schon besorgt,« warf Boguslaw ein, »doch fahren Sie fort.«
    »Alle wertvollen Geräte, Pferde und besonders die Kanonen, die in Zabludow auf dem Hofe stehen, befördern Sie hierher.«
    »Das ist nicht mehr gut möglich, die Kanonen haben wir schon mitgenommen,« unterbrach ihn wieder Boguslaw.
    »Wenn Sie den Wein nicht mehr herschicken können, so verkaufen Sie ihn zu jedem beliebigen Preise, und findet sich kein Käufer, so vergraben sie ihn. Zwei Fässer mit dem süßesten Wein vermischen Sie sorgfältig mit Gift. Den geben Sie den Konföderierten, die Sie ruhig in Zabludow einlassen sollen; denn es sind zu viele, um gegen sie aufzukommen. Und wenn auch nur ihre Obersten an dem vergifteten Weine sterben werden, die anderen werden sich dann von selbst zerstreuen. – Befolgen Sie nur aufs sorgfältigste alle meine Anweisungen.«
    »Den Wein haben wir auch bei uns,« sagte Fürst Boguslaw ruhig. »Mein Vetter denkt augenscheinlich nur an die Konföderierten, schade nur, daß er wie gewöhnlich mit allen seinen Ratschlägen zu spät kommt. Wäre ihm dieser gute Einfall vor vierzehn Tagen oder vor einer Woche gekommen, so ließe sich alles

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