Sintflut
zurecht machen!«
»Ist geschehen!«
»Einen Dukaten pro Mann!« rief der junge Oberst, der trotz seiner Aufregung bemerkte, daß seine Soldaten seine Gedanken erraten hatten. »Zwei reiten mit den Gepäckpferden voraus nach Dembowa. Durch die Stadt im Schritt, nachher bis zum Walde Trab reiten.«
»Zu Befehl!«
»Vier laden die Gewehre mit Kartätschen. Für mich sattelt zwei Pferde, macht beide ganz reisefertig.«
»Ich dachte mir schon, daß es so kommt,« brummte Soroka.
»Und jetzt, Wachtmeister, folg' mir!« rief Kmicic. Und wie er ging und stand, mit aufgeknöpftem Hemde lief er auf den Hof zum Brunnen, begleitet von Soroka, der ihm gehorsam folgte. Dann blieb er stehen, zeigte auf einen Eimer und kommandierte: »Gieß mir Wasser über den Kopf!«
Der Wachtmeister, der aus Erfahrung wußte, daß es nicht ungefährlich war, sich erst zum zweiten Male etwas befehlen zu lassen, griff zum Eimer, schöpfte Wasser und goß es Kmicic über den Kopf.
Pan Andreas begann zu schnauben und um sich herumzuspritzen wie ein Walfisch, dann rief er:
»Mehr!«
Soroka schüttete zum zweiten Male einen Eimer Wasser über den Kopf des Obersten, als wenn er einen großen Brand löschen wollte.
»Genug,« sagte endlich Kmicic. »Komm, kannst mir beim Anziehen behilflich sein.«
In einer halben Stunde erschien er wieder in einem ledernen Kaftan, hohen Stiefeln, umgürtet mit einem Ledergurt, hinter dem eine Pistole steckte. Die Soldaten bemerkten auch, daß er unter dem Kaftan ein Panzerhemd anhatte. Kurz, er war gekleidet, als wenn er sich geradeswegs zu einem Kampfe begeben wollte. Sein Gesicht war ruhig, aber finster, fast drohend.
Nachdem Pan Andreas mit einem Blicke geprüft hatte, ob die Soldaten fertig und gut bewaffnet wären, bestieg er sein Pferd. Er warf dem Schenkwirt eine Goldmünze zu und ritt zum Tore hinaus.
Soroka ritt an seiner Seite, drei andere Soldaten mit einem Reservepferde folgten ihm.
Bald hatte die kleine Truppe den Markt erreicht, auf dem es von den Soldaten Boguslaws wimmelte. Man sah, daß die Regimenter sich zum Aufbruche vorbereiteten. Die Reiterei sattelte die Pferde, die Infanterie nahm die Musketen aus den Böcken und machte sich an den Wagen zu schaffen.
Sie ritten über den Marktplatz und schlugen den Weg zum Hause des Starosten ein, das ungefähr einen halben Kilometer von der Straße entfernt lag.
»Halt!« rief plötzlich Kmicic.
Die Soldaten hielten an.
»Seid ihr bereit, in den Tod zu gehen?« fragte kurz Kmicic.
»Wir sind bereit,« antworteten im Chore die Orszaer Waghälse.
»Wir sind in den Rachen Chowanskis gekrochen, und er hat uns nicht aufgefressen. Denkt ihr noch daran?«
»Ja, wir wissen's noch.«
»Heute aber müssen wir noch Größeres wagen. – Gelingt es, so wird der König euch alle zu Pans machen, – darauf mein Wort. – Geht's aber fehl, werdet ihr alle gepfählt!«
»Warum soll es nicht gelingen,« sagte Soroka, und seine Augen leuchteten wie bei einem Wolfe.
»'s wird schon gelingen,« wiederholten die drei anderen: Bilons, Zawratynski, Lubieniec.
»Wir müssen den Fürsten-Oberstallmeister entführen,« sagte Kmicic und schwieg dann, um zu sehen, welchen Eindruck diese tolle Idee auf die Soldaten machen werde. Die Soldaten blieben ganz stumm und sahen einander erstaunt an. Ihre Schnurrbärte stellten sich aufrecht wie Borsten, und auf ihren Gesichtern erschien ein drohender, banditenhafter Ausdruck.
»Der Pfahl ist nahe, die Belohnung fern!« sprach Kmicic.
»Wir sind wenige,« brummte Zawratynski.
»Das ist weit schlimmer, als mit Chowanski!« fügte Lubieniec hinzu.
»Die Truppen sind alle auf dem Markte, auf dem Hofe ist nur die Wache und das Gefolge, zusammen ungefähr zwanzig Mann. Sie ahnen nichts von dem Plane und haben nicht einmal ihre Säbel bei sich.«
»Euer Gnaden riskieren den Kopf, warum sollten wir nicht den unsrigen wagen?« antworte Soroka.
»Hört!« rief Kmicic. »Wir können ihn nur durch eine List gefangen nehmen. Gebt gut acht! Ich gehe ins Zimmer und komme bald mit dem Fürsten wieder heraus. Besteigt der Fürst mein Pferd, so springe ich auf das andere, und wir reiten los. Sobald wir uns hundert bis hundertfünfzig Schritt entfernt haben, müssen zwei von euch ihn unter den Arm nehmen und mit ihm nach Leibeskräften auf und davon rasen.«
»Zu Befehl,« sagte Soroka.
»Kommen wir beide nicht heraus,« fuhr Kmicic fort, »und hört ihr im Zimmer Schüsse fallen, so schießt mit Kartätschen auf die Wache und
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