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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Lüge zu zeihen.
    Der Miecznik begann zu brummen: »Alexandra! Alexandra!« Boguslaw aber sprach ohne Zorn:
    »Wenn das ein Verwandter oder der Bräutigam der Panna ist, so bedauere ich es sehr. – Aber auf alle Fälle reißen Sie die Liebe zu ihm aus Ihrem Herzen. Er ist Ihrer nicht wert.«
    Alexandra stand noch einen Moment unbeweglich; dann begann ihr Gesicht allmählich die frühere Farbe wieder zu erhalten. Sie ließ sich auf ihren Platz nieder.
    »Verzeihen Sie, Fürst,« sagte sie. »Ich habe unnötigerweise an Ihren Worten gezweifelt: Von diesem Menschen kann man alles erwarten!«
    »Gott strafe mich, wenn ich für Sie ein anderes Gefühl als das des tiefsten Mitleides hege.«
    »Er war der Bräutigam dieser Panna,« mischte sich Fürst Janusz ein. »Ich selbst habe sie beide zusammengefreit. Dummheiten hatte er schon eine Menge auf dem Kerbholz,– aber er ist ein guter Soldat. – Allerdings kannte ich seinen ungestümen Charakter, doch eine solche Freveltat hätte ich nie von ihm erwartet, nein, das konnte ich nicht von ihm erwarten!«
    »Sprechen wir nicht mehr davon!« rief Boguslaw. »Wenn es schon Ihnen schwer sein wird, das anzuhören, wie muß erst der Panna Billewicz dabei zumute sein!«
    »Genieren Sie sich meinetwegen nicht,« sprach Alexandra, »ich kann alles anhören.«
    Das Essen neigte sich seinem Ende zu; man begann Waschbecken für die Hände herumzureichen.
    Fürst Janusz stand als erster von der Tafel auf und reichte Pani Korf den Arm. Boguslaw folgte mit Alexandra.
    »Gott hat den Frevler gestraft,« sagte er leise. »Wer Sie verloren hat, hat das Paradies verloren. Erst zwei Stunden sind verflossen, daß ich Sie zum ersten Male sah, und schon möchte ich Sie ewig vor Augen haben. Aber nicht in Schmerz und Trauer, sondern in Freude und Glück.«
    »Ich danke Ihnen,« sagte Alexandra gedehnt.
    Nachdem die Damen sich entfernt hatten, kehrten die Herren an den Tisch zu ihren Bechern zurück.
    Boguslaw sprach dem Weine stark zu, – er war sehr zufrieden mit sich. Nach einiger Zeit verabschiedeten sich auch die anderen Gäste. Die beiden Fürsten blieben allein.
    »Ich vermute, daß an dieser Erzählung über Kmicic kein wahres Wort ist,« bemerkte Janusz.
    »Du vermutest? – Ich denke, du weißt das genau. – Aber die Sache ist doch fein erfunden? Mit einem Schlage an dem Feinde Rache zu nehmen und in die schöne Festung eine Bresche zu schlagen! Dieser Intrige braucht sich der größte Diplomat der Welt nicht zu schämen. Diese Panna ist wahrhaftig eine edle Perle! Mein Herz hüpfte vor lauter Freude.«
    »Denke aber an dein Wort, das du mir gegeben. – Sonst wirst du uns beide ins Verderben stürzen, wenn jener die Briefe veröffentlicht.«
    »Was für Brauen! Welch ein königlicher Blick! Unwillkürlich fühlt man Hochachtung, Furcht –«
    »Sieh zu, daß dieser Kmicic –«
    »O nein!« unterbrach Boguslaw, »zweimal habe ich Kmicic aufs Haupt geschlagen, allein wir sind noch lange nicht miteinander fertig! Hier, ein Page bringt dir einen Brief.«
    Der Wojewod nahm den Brief und machte das Zeichen des Kreuzes über ihn. – Er tat das immer, um sich vor bösen Nachrichten zu schützen. Plötzlich veränderte sich sein Gesicht.
    »Sapiehas Siegel!« rief er, »das ist vom Witebsker Wojewoden!«
    Der Hetman erbrach das Siegel und las den Brief leise, von Zeit zu Zeit unterbrach er sich durch Ausrufe.
    »Er geht nach Podlachien! – Macht sich über uns lustig! – Noch schlimmer!« – Bald begann er laut vorzulesen:
    »Euer Durchlaucht wollen also einen Bürgerkrieg! Sie wollen noch ein Schwert in die Brust der Mutter-Heimat stoßen. – So kommen Sie nach Podlachien. Ich erwarte Sie dort und hoffe zu Gott, daß er Sie durch meine Hand strafen wird. Doch sollte sich dennoch ein Funke Mitleid für das Vaterland in Ihnen regen, so rufen Sie den Landsturm zusammen, bewaffnen Sie die Bauernschaft, und schlagen Sie auf die Schweden los. Noch ist es nicht zu spät für Sie, auf den rechten Weg zurückzukehren und Ihre Vergehungen gut zu machen! Möge Gott Sie erleuchten!
    P. S. Man sagt, Fürst Michail sei im Begriffe, sich uns anzuschließen. Folgen Sie dem Beispiele Ihres ehrwürdigen Verwandten. Bedenken Sie alles; denn der letzte entscheidende Augenblick für Sie ist jetzt gekommen.«
    »Was sagst du nun?« fragte Janusz.
    »Und was meinst du?«
    »Man müßte sich von allem lossagen, mit eigenen Händen die eigene Arbeit vernichten.«
    »Mit dem mächtigen Karl-Gustav brechen und

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