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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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nicht beim Abendessen, was ich auch behaupten sollte. Du wirst meinen Plan sehen und dich deiner eigenen Jugend erinnern.«
    Der Hetman machte eine zustimmende Bewegung mit der Hand und ging aus dem Zimmer. Boguslaw legte die Hände unter den Kopf und begann, über seinen Plan zu sinnen. – –

7. Kapitel.
    Zur Abendtafel erschienen außer dem Rosiener Miecznik und Alexandra mehrere Kiejdaner Offiziere und einige Edelleute aus des Fürsten Boguslaws Gefolge. Er selbst kam so kostbar gekleidet, daß von seiner ganzen Gestalt ein heller Glanz ausging. Er trug eine lange Lockenperücke, sein Gesicht erinnerte an Rosen und Lilien, und seine Augen glänzten wie Sterne. Er hatte einen schwarzen Rock mit aufgeschlitzten Ärmeln an, den ein kostbarer Brabanter Spitzenkragen zierte. Sein Portepee aus holländischem Leder war so reich mit Diamanten geschmückt, daß es wie aus Feuer zu sein schien. Ebenso überschüttet mit Diamanten war der Säbelgriff, und aus den Rosetten seiner Schuhe leuchteten zwei wie Nüsse große Brillanten. Seine ganze Erscheinung atmete Schönheit und Vornehmheit.
    In der einen Hand trug er ein Spitzentuch, in der anderen den mit ungeheuer großen Straußenfedern garnierten Hut.
    Alle sahen auf ihn mit Staunen und Entzücken.
    Bald erschien auch Alexandra mit Pani Korf. Boguslaw warf einen schnellen Blick auf sie. Er verbeugte sich zuerst vor Pani Korf, dann verneigte er sich so tief vor Alexandra, wie er es nicht vor der französischen Königin tiefer gekonnt hätte. Alexandra, die bereits von seiner Ankunft gehört hatte, erriet sogleich, wer vor ihr stand, und sie verbeugte sich gleichfalls sehr tief.
    Boguslaw trat rasch auf sie zu und bot ihr seinen Arm an.
    »Ich traue meinen Augen nicht,« begann er, indem er sie zur Tafel führte, »sagen Sie, reizende Göttin, welches Wunder hat Sie vom Olymp nach Kiejdane geführt?«
    »Ich bin nur ein einfaches Schlachtschitzenmädchen und keine Göttin. – Ich kann die Worte Euer Durchlaucht nur für eine übertriebene Liebenswürdigkeit halten.«
    »Wie schade, daß in diesem Saale kein Spiegel ist, sonst könnten Sie sehen, daß ich absolut nicht übertreibe.«
    Er neigte seinen Kopf zu ihr herab, und Alexandra sah seine großen, schwarzen, funkelnden Augen. Sie wurde rot und wich etwas zurück: sie fühlte, daß Boguslaw ihren Arm leicht an sein Herz drückte.
    Bei Tisch nahm er den Platz neben ihr ein, und man konnte beobachten, daß ihre Schönheit wirklich einen großen Eindruck auf ihn machte. Er hatte geglaubt, ein gesundes, rotbackiges, einfaches Fräulein zu sehen, und fand eine stolze Panna, in deren Augen sich ein reifer Geist und ein unbezwinglicher Wille wiederspiegelten. Eine Gestalt voll von jenem Reize, der unwillkürlich alle Herzen gewinnt. Gleichzeitig aber zeigte sie eine solche Unnahbarkeit und Würde, daß Boguslaw wider Willen dachte: »Ich habe viel zu früh ihren Arm an mich gepreßt; bei solchen darf man sich nicht überstürzen.«
    Trotzdem schwor er sich, ihr Herz zu erobern, und mit einer wilden Freude empfand er die Wonne des Augenblickes, wo diese jungfräuliche Reinheit und Majestät sich seinem Willen beugen würde. Auf dem Wege zu diesem Ziele stand die drohende Gestalt Kmicic', und gerade das spornte den selbstsicheren Ritter noch mehr an.
    Das Gespräch an der Tafel wurde allgemein und endete in einem Chor von Lobhymnen, die man dem Fürsten Boguslaw sang. Der glänzende Ritter hörte alles dies lächelnd ohne die geringste Spur von Genugtuung an; er nahm jedes Lob wie etwas Alltägliches und Allbekanntes entgegen. Die Namen der Fürsten, Marquis und Grafen, die er im Zweikampfe besiegt hatte, ertönten unausgesetzt bei der Tafel. Die Zuhörer staunten, Boguslaw schien gleichgültig, aber Fürst Janusz strich mit einem zufriedenen Lächeln seinen langen Schnurrbart.
    »Soldaten interessieren sich natürlich am meisten für die Zweikämpfe, wir Frauen aber würden gern von anderen Siegen Eurer Durchlaucht hören. Soviele Gerüchte darüber drangen schon zu unseren Ohren!« sagte Pani Korf.
    »Das ist alles nicht wahr, alles nicht wahr. Richtig allein ist, daß man für mich eine Braut freien wollte. – Ihre Majestät die Königin von Frankreich war so gnädig –«
    »Die Prinzeß de Rohan,« unterbrach ihn Janusz.
    »Und die de la Forse. – Aber da auch ein König nicht über fremde Herzen gebieten kann, und da die Radziwills, Gott sei gelobt! es nicht nötig haben, Reichtum in Frankreich zu suchen, so ist daraus

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