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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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nichts geworden. Es ist wahr, die Mädchen waren beide schön; aber bei uns gibt es genug noch schönere.«
    Hier warf er einen Blick auf Alexandra. Diese tat, als ob sie nichts gehört habe. Pani Korf aber antwortete lebhaft:
    »Nun ja, solche gibt es viele; aber nicht solche, die sich gleichzeitig mit jenen in Reichtum und vornehmer Abkunft messen können.«
    »Gestatten Sie, daß ich Ihnen widerspreche,« sagte Boguslaw eifrig. »Zuerst meine ich, daß kein polnisches Edelfräulein niedriger stehe als die Rohans und de la Forses; das ist meine aufrichtige Überzeugung. Und dann, die Radziwills haben schon öfter ein polnisches Edelfräulein geheiratet, und ich versichere Ihnen, daß, wer einen Radziwill geheiratet, sogar am französischen Hof den Prinzessinnen und Fürstinnen den Rang ablaufen kann.«
    »Ein edler Mann!« flüsterte der Miecznik Alexandra zu.
    »Das war immer meine Meinung,« fuhr Boguslaw fort, »Obwohl ich mich oft schämen mußte, wenn ich einen Vergleich zwischen polnischen und ausländischen Edelleuten zog. – Kann so etwas im Auslande geschehen, was hier passiert ist? – Sind das Edelleute, die ihren König verlassen können? Verlassen! das ist noch wenig, die ihm nach dem Leben trachten! Ein französischer Edelmann würde nie seinem König die Treue brechen!«
    Alle sahen den Fürsten verständnislos an. Der Hetman zog seine Brauen zusammen, und Alexandra hielt ihre dankbaren, begeisterten Augen fest auf Boguslaws Gesicht gerichtet.
    »Verzeihen Sie,« sprach Boguslaw weiter, sich an den Fürsten Janusz wendend, »ich weiß, Euer Durchlaucht konnten nicht anders handeln, – es war der einzige Weg, Litauen zu retten. Und trotzdem ich Sie als den älteren achte, und obgleich ich Sie wie einen Bruder liebe, so bin ich mit Ihnen, was Jan-Kasimir anbetrifft, doch anderer Meinung. Wir sind ja unter uns, und ich sage Ihnen offen, was ich denke. Jan-Kasimir ist ein unvergeßlicher Herrscher, gut, gnädig und meinem Herzen doppelt teuer. Ich habe ihn nach hierher begleitet, als man ihn aus der französischen Gefangenschaft entließ. Zwar war ich damals noch ein Kind; aber nie werde ich das vergessen. Ich bin jeder Zeit bereit, für ihn mein Blut zu opfern, um ihn wenigstens vor den Unmenschen zu schützen, die nach seinem Leben trachten.«
    Janusz begriff Boguslaws Spiel, doch es schien ihm zu kühn und gewagt für einen so geringen Gewinn.
    »Mein Gott, von wessen Anschlägen auf das Leben Seiner Majestät sprechen Sie denn?« fragte er, kaum seine Unzufriedenheit verhehlend. »Könnte sich denn wirklich so ein Ungeheuer inmitten des polnischen Heeres finden? So was ist wahrhaftig seit dem Bestehen der Republik nie vorgekommen.« Boguslaw senkte seinen Kopf tief herab.
    »Vor kaum einem Monat,« begann er mit trauriger Stimme, »erschien bei mir ein Schlachtschitz, – aus einem sehr guten Hause. Da er meine warmen Gefühle für unseren guten König nicht kannte, sondern mich für einen Feind des Königs hielt, so erbot er sich, gegen eine große Belohnung, nach Schlesien zu gehen. Er wollte Jan-Kasimir entführen und ihn lebend oder tot den Schweden ausliefern.« Alle Anwesenden waren starr vor Erstaunen.
    »Und als ich voll Zorn und Entrüstung sein Angebot ablehnte, sagte er mit frecher Stirn: »Dann gehe ich zu Radziejowski; der wird meinen Vorschlag annehmen und ihn mir mit Gold aufwiegen!«
    »Obwohl ich nicht zu Jan-Kasimirs Freunden gehöre,« warf Janusz ein, »so hätte ich den Mann ohne weiteres nach seinem Angebot erschießen lassen.«
    »Im ersten Augenblick wollte ich das auch tun; aber dann überlegte ich, daß man schon ohnedies von der Tyrannei und Härte der Radziwills spricht. Ich drohte ihm damit, daß nicht nur Radziejowski, sondern selbst Chmielnicki und der schwedische König ihn für seine Tat mit dem Tode bestrafen würden. Er wird sicherlich seiner Strafe nicht entgehen, und Euer Durchlaucht können ihn als erster richten; denn er ist einer Ihrer Obersten.«
    »Was sagen Sie? Einer von meinen Obersten? – Wer ist es, wer? – So sprechen Sie doch!«
    »Er heißt Kmicic,« entgegnete Boguslaw.
    »Kmicic?« wiederholten laut alle Anwesenden.
    »Das ist nicht wahr!« rief plötzlich Panna Billewicz, indem sie vom Stuhl aufsprang, mit funkelnden Augen und wogender Brust.
    Dumpfes Schweigen folgte diesem zornigen Ausruf. Die einen waren entsetzt über die Erzählung Boguslaws, die anderen wunderten sich ob der Vermessenheit des Mädchens, das es wagte, einen Radziwill einer

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